Montag, 4. September 2017

Über die Nobilität und die Plebejer



Warum scheint eigentlich das Rennen um das Kanzleramt bereits ausgemacht? Seit geraumer Zeit steht Amtsinhaberin Angela Merkel als Siegerin fest. Die Unionsparteien werden die Mehrheit im deutschen Bundestag erringen und Merkel im Amt bestätigen. Nur eine unvorhergesehene Katastrophe könnte das Blatt wenden. Doch menschliche Opfer sind nicht wünschenswert. Der Einzug aufgrund einer solchen Katastrophe hätte einen starken Beigeschmack. Doch es sollte nichts beschworen werden.

Jedenfalls wird sich am Sonntag, dem 24. September 2017, Geschichte wiederholen, obwohl sie das niemals tut. Der SPD-Kandidat Martin Schulz und seine SPD unterliegen, während Merkel gewinnt. So war es bei den drei vorherigen Bundestagswahlen. Doch das erklärt nicht die Ursachen und Gründe für den Wahlverlust der SPD und den Sieg der Unionsparteien.

Eine Erklärung findet sich in der ganz, ganz alten Geschichte. Und zwar im alten Rom. Um die sozialen Spannungen zwischen den Kasten zu überwinden, bedurfte es einer Öffnung seitens der Patrizier. Schließlich stiegen nur wenige Plebejer in die höhere Kaste der Patrizier auf. So war es auch der Fall bei Gaius Julius Cäsar im alten Rom. Obwohl er der Kaste der Patrizier entstammte, schloss er sich den Plebejern an. Dagegen gehörte Gnaeus Pompeius Magnus qua Geburt den Plebejern an, heiratete eine Patrizierin, stieg damit auf und schloss sich den Patriziern an. Die beiden Triumviri waren zwar politische Widersacher, doch sie unterwarfen sich einer Partnerschaft. Und zwar dem Triumvirat, dem auch Marcus Licinius Crassus angehörte. Die Partnerschaft zwischen Cäsar und Pompeius war ein klassischer Antagonismus. Beide Männer bedurften sich einander, trotz ihrer Gegensätze. Mit dem Bündnis erhielt Cäsar Truppen für seinen Feldzug in Gallien, während Pompeius weiteren Zugang zur Nobilität erlangte. Doch trotz des Triumvirats blieb Pompeius die Macht versagt. 
 
Und so unterlag Pompeius letztendlich Cäsar. Cäsar nutzte die größere Machtbasis des Plebs für sich. Denn Pompeius hielt an der konservierenden Politik und Macht fest.

Dieser Sachverhalt lässt sich auch in die Gegenwart übertragen. Während die Patrizierin Merkel mit ihrer CDU immer weiter nach links rückt, verharrt die Plebejer-SPD mit ihrer konservierenden Politik. Wofür steht die SPD noch? Gar nichts. Welche Ideen hat sie? Keine.

Denn wenn sie zu weit nach rechts rückt, macht sie sich noch beliebiger und verschreckt ihre letzten Wähler. Und wenn sie zu weit nach links rückt, kopiert sie die Linke. In beiden Fällen macht sie sich obsolet, obwohl sie das vielleicht schon längst ist. Schließlich speist sich die Wählerschaft der SPD hauptsächlich aus westdeutschen Bürgern der unteren Mittelschicht, die seit jeher SPD gewählt haben. Die Hälfte ihres Lebens liegt bereits hinter ihnen. Sie haben nicht viel und wollen das Wenige nicht verspielen. Deshalb SPD! Doch eine Zukunft hat die SPD damit nicht. Das verdeutlichen die sozialen Spannungen innerhalb der gesamtdeutschen Bevölkerung. So war es auch im antiken Rom.

Doch neben diesen gesellschaftlichen Parallelen gibt es auch personelle Ähnlichkeiten. Als Pastorentochter entstammt Merkel der klerikalen Kasten und ist damit Bürgerliche. Mit der allmählichen Öffnung der CDU unter Merkel bezieht sie außenstehende Gruppen ein. So machte es auch Cäsar. Denn obwohl er Patrizier war, begann er den Tabubruch und schloss sich den Plebejern an.

Dagegen steht Schulz als Konterpart. Sein Vater war Dorfpolizist im mittleren Dienst. Insofern ist Martin Schulz gebürtiger Plebejer. Weil er eine politische Karriere machte, gelang ihm der soziale Aufstieg. Jahrelang saß er in Brüssel, ohne jemals eine Wahl gewonnen zu haben. Darin unterscheidet sich Schulz von Pompeius, der als erfolgreicher Stratege galt. Doch beide gelten als politisch unfähig, weil ihnen das Gespür für das Volk fehlte. Und das ist wiederum die große Gemeinsamkeit. Zwar behauptet Schulz in seinen Reden, Volksnähe zu besitzen. Doch worin zeichnet diese sich aus? Eine bloße Behauptung macht eine Geschichte noch nicht wahr.
 
Denn Schulz kennt nicht die Nöte der Leute. Anstatt über Sozialpolitik zu sprechen, verbiss er sich im TV-Duell der Kanzlerkandidaten 2017 lieber minutenlang im Wortbruch der Amtsinhaberin Merkel. Doch Maut hin oder her – das Volk hat es bereits vergessen und die armen Leute macht es nicht satt. Das verdeutlicht das mangelnde Gespür für Macht.

Und so werden die Plebejer auch bei der Bundestagswahl 2017 den Patriziern unterliegen. Denn obwohl sich Geschichte niemals wiederholt, so gibt es doch zumindest gewisse Parallelen.

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