Montag, 29. Juni 2015

Festspiele Mecklenburg-Vorpommern im Landgestüt Redefin



Was sind die Festspiele MV in Redefin ohne Regen? Undenkbar! So war es auch am gestrigen Samstag, dem 27. Mai 2015. Trotzdem war es ein gelungener Abend.

Dreimal im Jahr verwandelt sich das Landgestüt Redefin zu einem Konzertsaal. Natürlich hüpfen zwischendurch auch ein paar Pferde durch die Kulisse. Das ist sogar beabsichtigt und soll nicht weiter stören. Jedoch pünktlich um 18.00 beginnt das Konzert.

Dieses Jahr traten die Deutsche Kammerphilharmonie Bremen unter der Leitung von Paavo Järvi sowie der Violinen-Solist Daniel Hope auf. Die Deutsche Kammerphilharmonie Bremen spielte Brahms‘ Sinfonie Nr. 4 und Hope Mendelssohn Bartholdys Violinkonzert in e-Moll. Die Zuschauer schienen begeistert.

Dieses Konzert reiht sich ein in eine lange Reihe von Festspielen in Mecklenburg-Vorpommern und macht dem Titel „Festspielland“ alle Ehre. Und ganz praktisch ist auch, dass Redefin kurz hinter der Grenze zu Schleswig-Holstein an der A24 liegt. Also auf geht’s!













Sonntag, 28. Juni 2015

Mein SPIEGEL-Leserdinner mit Cordt Schnibben vom Freitag, dem 12. Juni 2015



Es war Dienstag, der 28. April 2015. Ich weiß es noch, als wäre es erst heute passiert. An diesem Tag erhielt ich die Einladung von Cordt Schnibben zum SPIEGEL-Leserdinner. Denn an diesem Dienstag habe ich erfolgreich eine Diskussionsrunde mit der Journalistin und Schriftstellerin Ruth Weiss aus Lüdinghausen organisiert und durchgeführt. Das war nämlich sehr passend. Schließlich bin ich erst durch ein SPIEGEL-Interview auf Ruth Weiss aufmerksam geworden und nahm anschließend Kontakt mit ihr auf. Und nun die Einladung zum SPIEGEL-Leserdinner. Dienstag, der 28. April 2015, war also mein Tag. Nach der Lektüre der E-Mail von Schnibben tanzte ich erst einmal durch mein Wohnzimmer. Und in den nächsten Tagen erzählte ich allen möglichen Menschen von der Einladung. Meinen Eltern, meiner Schwester, meinen Freunden, Bekannten, Nachbarn, Sportfreunden und Kollegen. Alle waren begeistert, aber auch irgendwie verwundert:

„Erzählt Henning Märchen, oder ist das sein Ernst? Aber irgendwie kennt er tatsächlich Gott und die Welt. Einerseits grüßt er jeden Pförtner, tratscht mit den Putzfrauen und scherzt mit den Verkäufern. Andererseits kennen ihn auch viele, viele andere Leute. Er ist halt Gewerkschafter und damit gut vernetzt. Also kann diese Einladung nur wahr sein.“

Entsprechend groß war das Interesse. Im Vorfeld wurde mir aufgetragen, während meines Besuchs beim SPIEGEL Bilder zu machen und anschließend einen Bericht für meinen Blog zu verfassen. Doch seit dem Leserdinner am vergangenen Freitag kam ich so schnell nicht hinterher. Denn in weniger als 24 Stunden gingen zahlreiche Nachfragen bezüglich meines Besuchs beim SPIEGEL ein.
Also hier mein Bericht:

Über meine Einladung zum SPIEGEL-Leserdinner freute ich mich schon lang. Besonders die Tatsache, dass es an einem Freitag stattfand. Dienstags und freitags ist nämlich immer Karate-Training beim Hochschulsport Münster. Und der Trainer Klaus Boers nimmt mich immer gern als Bösewicht, um anschaulich Abwehrtechniken zu verdeutlichen. Das ist zwar eine Ehre, gleichzeitig aber auch mit Schmerzen verbunden. Und so freue ich mich immer, wenn ein wichtiger Termin auf eine Trainingseinheit fällt. Sehr oft nutze ich ver.di als Ausrede. Doch so einfach war es bei der Einladung zum Leserdinner nicht. Und ich denke, dass jeder einen anderen Termin sausen lassen würde, um den SPIEGEL zu besuchen. Ob nun Muttis Geburtstag, ver.di oder aber Training – der SPIEGEL toppt alles.

Die Vorbereitungen für das Leserdinner beim SPIEGEL begannen bereits am Donnerstag, indem ich meine Reiseverpflegung zubereitete. Schließlich habe ich einen langen Tag eingeplant. Die Anreise nach Hamburg nimmt Zeit in Anspruch und die Abreise natürlich auch. Außerdem habe ich sicherheitshalber einen zeitlichen Puffer eingeplant, um ja nicht zu spät anzukommen. Denn eine Verspätung hätte ich auf ewig bereut. Und so machte ich mir Club Sandwiches, Schnitzel mit Käse-Nuss-Panade sowie Zimtschnecken. Das musste reichen, schließlich fahre ich ja zu einem Essen.
 
Am Freitag stand ich dann um 07.30 auf und beging den Tag wie immer. Eine Stunde später machte ich mich auf den Weg zum Bahnhof. Es war ein sonniger Tag, und alles schien gut zu laufen. Die Abfahrt erfolgte pünktlich und problemlos. Doch in meiner unmittelbaren Umgebung saß eine Frauengruppe auf Vergnügungsreise. Alle hatten Hamburg als Ziel. Die Älteste aus der Runde freute sich ausdrücklich auf die Männer. Da dachte ich mir meinen Teil und ersehnte die Ankunft in Hamburg, um der Gruppe endlich zu entkommen. Gott sei Dank hielt die alte Dame nach ihrer Äußerung ihren Vormittagsschlaf ab.

In Hamburg kam ich jedenfalls heil an. Wortkarg verabschiedete ich mich von den Sitznachbarn und floh nach draußen. Dort wandelte sich auch gleich meine Stimmung. Die Sonne schien auch in Hamburg, außerdem war das Umfeld viel anonymer. Somit war also alles wieder in Ordnung. Ich war zufrieden, und zugleich muss ich wirklich toll ausgesehen haben. Und zwar so toll, dass ich einer Polizeischülerin bei ihrer Streife in der Fußgängerzone des Bahnhofsviertels auffiel. Die Polizistin musterte mich nämlich mit einem Lächeln auf den Lippen.

Nach meiner Ankunft habe ich an der Alster einen Iced Latte Macchiato getrunken und bin danach ganz gemütlich zum SPIEGEL gegangen. Auf der Mönckebergstraße wollte ich noch die Leute von der Wochenzeitung Die Zeit veralbern und fragen, wo es zum SPIEGEL ginge. Doch diesen Gedanken verwarf ich ganz schnell. Jedenfalls war ich mehr als pünktlich bei meinem Termin und kam problemlos ins Gebäude. Nach mir kamen weitere Gäste. Man erkannte sie schnell. Die anderen Teilnehmer waren leicht von den SPIEGEL-Mitarbeitern zu unterscheiden. Wenn jemand verunsichert, aber neugierig guckte und außerdem männlich sowie etwas älter war, so konnte man von einem Gast ausgehen. Schließlich stellen Männer zu knapp zwei Dritteln die SPIEGEL-Leserschaft. Die Mitarbeiter sahen dagegen legerer und geschäftiger aus.

Nach meinem Betreten des SPIEGEL-Gebäudes füllte sich allmählich das Foyer. Es waren ja auch viele Gäste eingeladen. Es herrschte eine heitere Stimmung. Und aus den Gesprächen mit den anderen Gästen hörte man schnell die Begeisterung für das Leserdinner sowie die Befürchtung heraus, mit einem Sportredakteur am Tisch zu sitzen. Der SPIEGEL wird in erster Linie auch von anderen Lesern als politisches Magazin wahrgenommen, obwohl er über einen gutrecherchierten Sportteil verfügt.

Als erster Programmpunkt stand eine Diskussionsrunde mit dem Chefredakteur Klaus Brinkbäumer auf dem Plan. Anfänglich stellte er seine Arbeit und die Zukunftspläne des SPIEGELs vor. Dass eine Kooperation mit der New York Times ausgebaut werden solle, war zu erwarten. So findet sich beispielsweise der Name von Thomas Lotito von der New York Times im jeden SPIEGEL. Nur verwunderlich war, dass der Guardian nicht erwähnt wurde. Zur Zukunft und zum Themeninhalt des Magazins gab es viele, viele Fragen. Jeder wollte etwas loswerden. So auch ich. Ich wollte mehr über die Einnahmen von SPIEGEL sowie SPIEGEL-Online erfahren, bemängelte die Sinnhaftigkeit mancher SPIEGEL-Online-Nachrichten und erwähnte den Fußballverein Preußen Münster. Nach meiner Äußerung fragte mich Brinkbäumer, woher ich wisse, dass er Preußen-Münster-Fan sei. Ganz ehrlich, ja, ich habe mich auch inhaltlich auf das Leserdinner vorbereitet. Und so wusste ich auch um die Teilnahme anderer Gäste, deren Namen und Herkunft.

Die Diskussion mit Brinkbäumer und den Gästen wollte kein Ende nehmen, was eigentlich ein gutes Zeichen ist. Den Leuten war scheinbar das Essen egal. So hatte nämlich jeder Teilnehmer noch Redebedarf. Und ich auch, aber ganz besonders einige politische Wirrköpfe. Diese gab es natürlich auch unter den Gästen. Sie sprachen unaufgefordert und rühmten sich, eine allzu regelmäßige Berichterstattung zur deutschen Nazi-Vergangenheit kritisiert zu haben. Einer ging sogar darüber hinaus und war stolz, in Leserbriefen die Verfasser mit den Worten wie „Sieg Heil“ gegrüßt zu haben. Doch mehrheitlich waren alle Gäste anständig. Im Anschluss an Brinkbäumer referierte Hauke Janssen von der SPIEGEL-Dokumentation. Seinen Vortrag konnte Janssen leider nicht zu Ende bringen, weil sonst das Essen kalt geworden wäre. Also ging es schnell zum Essen.

Am Tisch saß ich mit einer Französin aus Berlin und einer österreichischen Moderatorin vom ORF aus Wien. Ja, eine bunte Mischung, das ist halt das Leben im modernen Europa. Zu Tisch wurden die Gespräche fortgeführt. Mal mit Redakteur und ‘mal ohne. Und so war das bestimmende Thema zu Tisch die männliche Dominanz beim SPIEGEL. Diese Ansicht teilte ich nicht. Durch meinen Kopf ratterten nämlich Gedanken zu meiner Schwester. Sie liest zwar nicht den SPIEGEL, trotzdem erachte ich sie in vielen Fällen als männlicher als mich. So liegt in jedem Zimmer ihrer Wohnung ein Schraubenzieher. Auf die Frage nach dessen Sinn antwortete sie: „Idiot, ist doch ganz klar, die Schraubenzieher dienen als Verlängerung. Wenn es mich ‘mal am Rücken juckt, habe ich immer einen zum Kratzen griffbereit.“ Ob nun ein Kreuzschlitz- oder ein einfacher Schlitzschraubenzieher – egal. Auch wenn meine Schwester ihr Werkzeug zweckentfremdet, so nutzt sie zumindest es weitaus häufiger als ich und ist damit vielleicht männlicher. Ganz ohne SPIEGEL. Ähnliches zeigt sich beim Grillen. Zwei-, dreimal im Jahr esse ich ganz gern Gegrilltes. Allerdings lehne ich es immer ab, zu grillen. Ich erachte Grillen im Gegensatz zum SPIEGEL als allzu männlich. Jedoch grillt meine Schwester regelmäßig und gern. Insofern konnte ich die Ansichten meiner Wiener Sitznachbarin nicht nachvollziehen, obgleich sie mir sehr sympathisch war. So konnte man bei dem anregenden Gespräch fast das Essen vernachlässigen.

Jedoch waren die Speisen dafür viel zu lecker. Als Vorspeise gab es Spargelcremesuppe mit Jakobsmuscheln, danach Lammkarree auf Spargelraspel in einer Currysauce mit Kartoffelgratin sowie Wildtomaten und abschließend Basilikummousse mit Erdbeeren. Ja, Alfred Freeman ist ein Sternekoch, das merkte man gleich. Ich hatte diesbezüglich bereits Befürchtungen. Denn in der Kantine der Universitätsklinik Münster gibt es angeblich ebenfalls einen Sternekoch. Mein guter Freund Andreas Faldum, ein wahrhaftiger Gourmet, wollte mich immer wieder dorthin einladen, doch ich sagte ihm immer: „Lass ‘mal, ich habe den Laden bereits ausprobiert und war nicht so überzeugt.“

Das Lustige an den weiteren Gesprächen mit den Redakteuren Klaus Brinkbäumer, Cordt Schnibben, Bettina Stiekel und Özlem Gezer vor, während und nach dem Essen war, dass sich alle anwesenden Gäste eine klare Benennung der Verfasser bei den SPIEGEL-Artikeln wünschten. Scheinbar lesen alle das Inhaltsverzeichnis. Das konnte ich nicht nachvollziehen, weil ich bei der Lektüre der Zeitung eine ganz simple Vorgehensweise habe: Immer von vorn nach hinten durchlesen, denn mir kommt es auf Inhalte und nicht auf Namen an. So lese ich in Büchern auch nicht das Inhaltsverzeichnis sowie das Personen- und Sachregister. Doch vermutlich tun SPIEGEL-Leser das mit Hochgenuss. Trotzdem wusste kaum einer der Gäste, wer Brinkbäumer, Stiekel und Gezer waren. Dass Gezer Cornelius Gurlitt durch eine Titelgeschichte der Öffentlichkeit bekannt machte, oder dass Brinkbäumer der Chefredakteur ist – großes Achselzucken in der Runde.

Der Abend beim SPIEGEL endete für mich gegen 22.00, weil mein Zug um 22.46 fuhr. Ein paar wenige Gäste sind dann noch mit Schnibben einen trinken gegangen. Freudig fuhr ich zurück nach Münster. Gegen 02.00 nachts war ich wieder zuhause angekommen. Mit einem Lächeln und zahlreichen Gedanken ging ich ins Bett. Erst gegen 04.00 nachts konnte ich einschlafen, so aufgekratzt und begeistert war ich.


Mein Fazit: Es war ein sehr gelungener, unterhaltsamer und schöner Abend, den ich gern wiederholen würde. Und so bin ich auf die Zukunft gespannt. Wird sich ein Leserdinner wiederholen? Gut möglich. Allerdings mache ich keinem SPIEGEL-Redakteur einen Vorwurf, wenn er seine Prämie lieber selbst verfuttert. Jedoch bin ich der festen Überzeugung, dass Cordt Schnibben mit seinem Leserdinner eine wunderbare Idee hatte. Einerseits sorgte er damit für intensivere Leserbindung, und andererseits brachte diese Aktion neue Abonnenten. Und in einer Welt, die immer multimedialer wird, ist ein Leserdinner Entschleunigung und ein zukunftsträchtiger Weg zur Kundenbindung zugleich.

Über den gemeinsamen Wert der Demokratie



Regelmäßig erfährt das Volk von den Politikern, dass die EU eine Wertegemeinschaft sei. Doch solche Plattitüden sind stark anzuzweifeln. Was hat ein Bremer mit einem Bayern schon großartig gemein? Welche Werte teilen die Deutschen mit den Griechen?

Nach dem heutigen Samstag, dem 27. Juni 2015, ist klar, welche Werte das deutsche Volk mit dem griechischen teilt. Nämlich keine! Die EU ist somit also keine Wertegemeinschaft. Überall wird die Demokratie propagiert. Doch wird tatsächlich das Volk einmal befragt, herrscht Missstimmung bei den europäischen Partnern. Doch ist Demokratie nicht das höchste Gut, das sich die Bürger Europas teilen? Scheinbar nicht. Demokratie ist nämlich zu partizipativ und damit unberechenbar. Mit solch einer Geisteshaltung konterkarieren die deutschen Unionsparteien und ihre europäischen Schwesterparteien ihre Bekräftigungen zur Demokratie. Die deutsche Sozialdemokratie ist da nur geringfügig besser. So widersprechen sich Parteichef Sigmar Gabriel und EU-Parlamentspräsident Martin Schulz gegenseitig. Der eine mahnt zur Gelassenheit, während der andere als erklärter Europäer sich im ARD-Brennpunkt über die griechische Regierung empört.

Natürlich ist der griechische Volksentscheid nicht erfreulich für die EU-Partner. So wünschen sich die griechischen Bürger mehrheitlich ein Ende des sogenannten Spardiktats. Doch auf der anderen Seite wünschen sich die Bürger der europäischen Partnerstaaten sicherlich genauso mehrheitlich das Einhalten der griechischen Sparprogramme. Doch fragte man alle EU-Bürger, ob sie gern für Schulden leiden würden, wäre das Bild ganz einheitlich.

Und so ganz undenkbar wäre die Einheit nicht. Schließlich haben alle Staaten und viele Bürger vor der Finanzkrise über ihre Verhältnisse gelebt und kräftig Schulden gemacht. Das verdeutlicht, wie sehr sich das Geld von seiner eigentlichen Bedeutung verabschiedet hat. Geld ist längst nicht mehr Tauschäquivalent. Vielmehr ist es ein Spekulationsobjekt auf die Zukunft. Doch der schottische Philosoph David Hume sagte einmal: „Nichts ist im Verstand, was nicht vorher auch in den Sinnen war.“ Insofern kann das Geld, das zur Spekulation oder für Kredite genutzt wird, niemals ein Tauschäquivalent sein. Schließlich kann nach Hume niemand in die Zukunft sehen.

Insofern haben sich auch deutsche Kreditgeber verzockt, als sie an die Zukunft Griechenlands glaubten. Zwar hat Griechenland durchaus eine Zukunft, doch nicht unter den Prämissen, wie sie von EU, IWF und EZB angemahnt werden. Und dabei klafft nun ein Wettstreit hervor, der für viele Menschen bislang undenkbar war.

Seit der Unterjochung der osteuropäischen Staaten durch die Sowjetunion, aber spätestens seit dem Untergang der Sowjetunion glaubten viele Bürger an die Einheit zwischen Markt und Demokratie und deren Unzertrennlichkeit. Doch mit der griechischen Schuldenkrise zeigt sich die Diskrepanz zwischen Markt und Demokratie. Was ist so falsch daran, wenn die Griechen über ihre zukünftige Schuldentilgung abstimmen? Beeinträchtigt dieser Volksentscheid die eigene Zukunft in Europa? Aber eine Frage sollten sich Demokraten auf alle Fälle stellen: Lässt sich Demokratie mit Geld aufwiegen?

Ein griechisches Plebiszit wäre nicht so fatal, zu dem man ihn hochbauscht. Zwar verlören viele Geldgeber ihr Geld, doch das tägliche Brot könnte auch ohne griechische Schuldentilgung gebacken werden. Vielmehr würde das Geld etwas näher an seine angedachte Kapitaldeckung heranrücken, wenn dann nicht Gläubiger ihr Geld bei anderen europäischen Bürgern suchen würden. Zumindest wäre ein griechischer Volksentscheid ein Fest der Demokratie und ein Sieg über den Markt, egal wie es ausgeht.

Der kleine Unterschied



X und Y – das ist der kleine Unterschied. Im Alphabet stehen die beiden Buchstaben eng beisammen und werden in der deutschen Sprache so selten gebraucht, dass man allein schon wegen ihrer Kalligraphie von einer vermeintlichen Ähnlichkeit ausgehen könnte.

Doch in der Natur stehen X und Y für etwas anderes. Ebenfalls ein kleiner Unterschied, jedoch mit großer Bedeutung. Die Chromosomen der Frau setzen sich aus zwei X-förmigen Chromosomen zusammen, beim Mann sind es ein X- und ein Y-Chromoson. Tja, der Mann hat weniger, als er dachte. So zumindest könnte man denken. Doch das machen die Männer zumindest in der Hose locker weg. Und manche adipösen Vertreter der Männerwelt auch im Oberteil!

Doch die Revolution ist der Mann. Eindeutig! Sein Y-Chromosom degeneriert zwar immer weiter, bis der Mann in etwa 125.000 Jahren gänzlich ausgestorben ist. Doch damit ist er zumindest einem Prozess unterworfen. Dagegen bleibt der Frauenwelt ihr Doppel-X-Chromosom. Insofern befinden sich weibliche Mitmenschen nicht in einer Entwicklung. Das verdeutlicht vielleicht auch das zögerliche Verhalten der Naturwissenschaftlerin Angela Merkel bei ihrem Regierungshandeln. Scheinbar wartet Merkel einfach ab, bis der letzte Mann verschwunden ist. Wenn sie sich da ‘mal nicht verrechnet hat. Doch zumindest verdeutlicht dieser Sachverhalt die zögerliche, konservative Grundhaltung der weiblichen Mitmenschen: Sie sind nicht sonderlich zur Anpassung gezwungen, weil sie auch nach 125.000 Jahren weiterhin fortbestehen werden.

Doch halt! Ganz so schlimm ist es doch nun auch nicht. Es gibt viele Verirrungen und Verwirrungen in der Männerwelt, die einfach übertrüben sind. Ein sehr gutes Beispiel: Fußball.

Momentan ist Frauenfußballweltmeisterschaft. Mittlerweile werden diese Spiele auch live im Fernsehen übertragen. Und was beim Frauenfußball ganz schnell auffällt, ist, dass es nicht derart nationalistisch-chauvinistisch zugeht wie bei den Männern. Gleichzeitig ist er weniger gewalttätig und somit familientauglicher. Natürlich hört man bei den Spielen der deutschen Frauenmannschaft auch Schlachtrufe. So etwa: „Auf geht’s, Deutschland, auf geht’s!“ Doch da das immer von Frauenstimmen gerufen, wirkt es viel harmloser. Dagegen wirkt das Anfeuern bei den Männern viel martialischer. Erst zwei lange, dann drei kurze Trommelschläge gefolgt von düsteren, männlichen Rufen: „Deutschland!“ Zumindest beweisen die weiblichen Fans mit ihrem Schlachtruf, dass sie zusammenhängende Sätze bilden können.

Doch auch das Spiel der Frauenmannschaften ist viel spannender. Dagegen wirken die Spiele der Männer wie vorher abgemacht, weil jedem Zuschauer klar ist, dass die deutsche Fußballnationalmannschaft der Männer in einer Tournierendrunde nicht gegen ihr italienisches Pendant gewinnen wird. Das wird dem Zuschauer von jedem Kommentator aufgrund statistischer Auswertungen vorgekaut. Und somit tritt dann die Niederlage der deutschen Mannschaft als sogenannte self-fulfilling prophecy ein. Dagegen scheint das Spiel der Frauenmannschaften geradezu offen. Trifft die deutsche Mannschaft auf Schweden, gibt es nach eigenen Aussagen einen ebenbürtigen Gegner. Genauso bei Frankreich, den USA und vielen anderen.

Allerdings wird das Spiel der Frauen auch durch ihre amateurhafte Spielweise ästhetisch ansprechender. Natürlich spielen die deutschen Frauen besser als 80 Millionen andere Deutsche. Allerdings sind die Pässe im Vergleich zu den Männern ungenauer. Oftmals stand eine Spielerin bereits dort, wo der Ball hingespielt wurde. Manchmal ist es auch genau anders. Dann steht dort keine Spielerin, wo der Ball hingeht. Solch eine Spielweise macht den Sport spannender.

Auch spannend ist das Wirrwarr in der Aufstellung. Nicht dass es keine Strategie in der Spielaufstellung gäbe, jedoch stehen die Frauenmannschaften viel geballter. Dadurch bekommt man den Eindruck, dass manchmal mehr als 22 Spielerinnen auf dem Platz sind. So kennt man es auch dem Sportunterricht mit Mädchen. Doch das muss nicht weiter schlimm sein, denn es zeugt von Teamgeist, wo jede Spielerin für die Mannschaft und deren Sieg kämpft. Dagegen lungern manche männliche Stürmerstars vor dem gegnerischen Tor herum, um ganz billig Tor einzuheimsen. Das zeugt nämlich von wenig Gemeinschaftssinn.

Doch die Frauen haben Korpsgeist und haben die strategische Sinnhaftigkeit der Inneren Linie verinnerlicht. Die Innere Linie ist eine Militärstrategie und beinhaltet unter anderem kurze Versorgungswege zur Front. Im Sport bedeutete es kurze Anspielstationen und größere Hürden für die gegnerische Mannschaft.

Ein weiterer Punkt, der für Frauenfußball spricht, sind aber auch die Spielerinnen. Niemand bestritte die Schönheit von Hope Solo, der US-amerikanischen Torhüterin. Andere Beispiele wären: Kosovare Asllani und Emma Berglund aus Schweden oder Lena Gößling und Jennifer Cramer aus Deutschland. Natürlich gibt es unter den Damen auch weniger ansprechende Frauen, doch bei den Männern gibt es ja auch Bastian Schweinsteiger und Neymar. Und so würde niemand behaupten, dass Schweinsteiger ein hübscher Mensch ist. Allein sein Ruhm und seinen Reichtum verleihen ihm Schönheit, doch hinter der Fassade erkennt man ganz schnell Aknenarben. Und dass Neymar schön ist, sollte man auch ganz schnell vergessen. Seine geringe Schönheit unterstreicht er geradezu mit modischen Verfehlungen.

Und so bleibt nur noch eine Frage: Wem sitzen die Trikots besser? Eindeutig den Frauen. Hope Solo sieht in Trikots immer besser aus als Arjen Robben, der stets zwei Nummern zu klein trägt.

Doch bei all diesen Pluspunkten, die für Frauenfußball sprechen, erfährt der Männerfußball in den Medien grundsätzlich eine übersteigerte Beachtung. So gewann die deutsche Frauenmannschaft gegen die Elfenbeinküste bei der WM 2015 mit einem sensationellen Sieg von 10:0. Keine Beachtung in den Medien. Okay, die Männer gewann in der Finalrunde 2014 gegen Brasilien 7:1. Trotzdem kann die deutsche Frauenmannschaft seit ihrem Bestehen erfolgreicher als ihr männliches Pendant sein, sie erfahren nicht die gleiche mediale Beachtung wie die Männer.

Zwar sollen auch die Frauen nicht als erstes Thema in der Tagesschau abgehandelt werden, weil selbst die Männermannschaften dort nichts zu suchen haben. Doch eine ernsthaftere Berichterstattung wäre angebracht. So war es sehr beschämend, als die Tagesschau am Samstag, dem 27. Juni 2015, als erst es von der erfolglosen deutschen U-21-Männernationalmannschaft berichtete und erst danach auf die siegreiche Frauennationalmannschaft zu sprechen kam.

Aber was gibt es wirklich Ernthaftes über Fußball zu berichten? Dirk Kurbjuweit berichtete im SPIEGEL selbst einmal davon. Und tatsächlich ist Fußball belanglos, es ist eben nur ein Spiel. Jedoch sollte die deutsche Frauennationalmannschaft in ihrer Bedeutung nicht einer deutschen U-21-Männermannschaft nachstehen. Ein X sollte sich also nicht von einem Y unterscheiden. Und im Notfall sollte Alter vor Geschlecht gehen.