Sonntag, 5. Oktober 2014

Richtig gutes Deutsch



Letztens verfasste ich einen Post über Juli Zeh und beschrieb sie als „Ein-Themen-Frau“. Bei diesem Neologismus (Wortneuschöpfung) kam ich ins Grübeln. Der unbestimmte Artikel „ein“ ist ein Zahlwort und erfordert den Singular, aber seit wann ist „Themen“ Singular?

Dazu konsultierte ich das Internet, indem ich bei Google ein geläufigeres, aber passenderes Wort in zwei Varianten als Suchbegriffe eingab. Einerseits „Ein-Themen-Partei“ und andererseits „Ein-Thema-Partei“.

Und siehe da: „Ein-Thema-Partei“ schaffte ungefähr 78.500 Suchtreffer, während „Ein-Themen-Partei“ rund 225.000 Suchergebnisse erzielte (Stand: 05. Oktober 2014, 00.05).

Sogar renommierte Zeitungen schreiben fälschlicherweise von „Ein-Themen-Parteien“, so etwa der SPIEGEL (http://www.spiegel.de/politik/deutschland/alternative-fuer-deutschland-partei-will-nicht-nur-euro-koennen-a-911205.html), als auch die ZEIT (http://www.zeit.de/politik/deutschland/2013-04/alternative-fuer-deutschland-4). Dagegen finden sich unter den anderen Suchergebnissen auf der ersten Seite keine Zeitungen, die von „Ein-Thema-Parteien“ schreiben.

Ich sollte also weniger SPIEGEL und ZEIT lesen. Dagegen sollte ich verstärkt auf den Duden zurückgreifen. Ein Standardwerk, das verdammt aufschlussreich ist. Außerdem ein Bestseller, den ich bereits mehrfach gelesen habe. Da kann Goethes Faust nicht mithalten!

Trotzdem wird sich diese falsche Version weiter durchsetzen. Sprachen durchlaufen manchmal geradezu demokratische Prozesse, bei denen sich der stärkere Gebrauch falscher Formen durchsetzt, während die korrekten Formulierungen aussterben. Sehr gut erkannt man das an der Konjugation von starken Verben. Somit ist das falsche Wort „einzigste“ die einzige Variante, die auf ewig als fehlerhafter Ausdruck angekreidet wird. Wenn es denn überhaupt auffällt! Dagegen klingt „Ein-Themen-irgendetwas“ geradezu literarisch.

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