Mittwoch, 1. Oktober 2014

Die Westfälischen Nachrichten und die Münstersche Zeitung



Manche Städte und Regionen sind so groß, dass es an den Orten gleich mehrere Tageszeitungen gibt. Berlin zum Beispiel. Doch das hat bei der kriselnden Zeitungsbranche geringe Zukunftschancen, also schauen sich die Verleger nach Möglichkeiten zur Kostensenkung um. Deshalb verkauft das Medienhaus Lensing die Münstersche Zeitung (MZ) an die Aschendorff Medien GmbH & Co. KG, die die auflagenstärkeren Westfälischen Nachrichten (WN) herausgeben. Solche Handel finden in letzter Zeit verstärkt in Nordrhein-Westfalen statt.

Diese Fusion wurde vom Bundeskartellamt geprüft und als Sanierungsfusion gutgeheißen. Doch was sagt die zuständige Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft dazu? Deshalb begab ich mich letztens in die unterste Ebene und zwar in die vierte Ebene, dem Ver.di-Ortsverein Münster. Die Sitzungen des Fachbereichs 08 (Medien, Kunst und Industrie) sind nämlich nicht so öffentlich. Aber egal.

Und siehe da, es gab eine Diskussion über die Zusammenlegung von MZ und WN. Dabei ging es weniger um die Beschäftigten in der Druckerei, die zahlreicher organisiert sind als die Journalisten. Und das, obwohl die Druckereien beider Zeitungen in unmittelbarer Nachbarschaft auf der Weseler Straße in Münster liegen. Solch geographische Nähe provoziert doch Stellenkürzungen.

Bei der Diskussion des Ortsvereins ging es um die Artenvielfalt, unter denen die Münsteraner fortan leiden müssen. Schließlich beziehe die MZ fortan den Mantel der WN und die WN ist nämlich bürgerlich-konservativ, während die MZ eher bürgerlich-moderat war.

Doch in der Bundesrepublik gibt es Orte und Regionen, in denen es täglich nur eine Tageszeitung gibt. Beispielsweise in Rostock. In der mecklenburgischen Hansestadt leben etwas mehr als 200.000 Einwohner, also ungefähr 50.000 weniger als Münster. Trotzdem deckt die Ostsee-Zeitung aus Rostock eine größere Region ab. Und daran stört sich keiner, wobei die Rostocker ihr Leben nicht als kulturlos und armselig beschreiben würden.

Zukünftig müssen die eher linksgerichteten Einwohner der Stadt Münster darben müssen. Doch scheinbar kann selbst die Schmalspurkost der monatlichen Mitgliederzeitung Ver.di-Publik die Artenvielfalt nicht kompensieren. Vielleicht nehmen sich die Münsteraner ein Beispiel an den Rostockern.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen