Manche Städte und Regionen sind
so groß, dass es an den Orten gleich mehrere Tageszeitungen gibt. Berlin zum
Beispiel. Doch das hat bei der kriselnden Zeitungsbranche geringe
Zukunftschancen, also schauen sich die Verleger nach Möglichkeiten zur
Kostensenkung um. Deshalb verkauft das Medienhaus Lensing die Münstersche
Zeitung (MZ) an die Aschendorff Medien GmbH & Co. KG, die die
auflagenstärkeren Westfälischen Nachrichten (WN) herausgeben. Solche Handel finden in letzter Zeit verstärkt in Nordrhein-Westfalen statt.
Diese Fusion wurde vom Bundeskartellamt geprüft und als Sanierungsfusion gutgeheißen. Doch was sagt
die zuständige Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft dazu? Deshalb begab ich
mich letztens in die unterste Ebene und zwar in die vierte Ebene, dem Ver.di-Ortsverein
Münster. Die Sitzungen des Fachbereichs 08 (Medien, Kunst und Industrie) sind
nämlich nicht so öffentlich. Aber egal.
Und siehe da, es gab eine
Diskussion über die Zusammenlegung von MZ und WN. Dabei ging es weniger um die
Beschäftigten in der Druckerei, die zahlreicher organisiert sind als die
Journalisten. Und das, obwohl die Druckereien beider Zeitungen in unmittelbarer
Nachbarschaft auf der Weseler Straße in Münster liegen. Solch geographische
Nähe provoziert doch Stellenkürzungen.
Bei der Diskussion des
Ortsvereins ging es um die Artenvielfalt, unter denen die Münsteraner fortan leiden
müssen. Schließlich beziehe die MZ fortan den Mantel der WN und die WN ist nämlich
bürgerlich-konservativ, während die MZ eher bürgerlich-moderat war.
Doch in der Bundesrepublik gibt
es Orte und Regionen, in denen es täglich nur eine Tageszeitung gibt.
Beispielsweise in Rostock. In der mecklenburgischen Hansestadt leben etwas mehr
als 200.000 Einwohner, also ungefähr 50.000 weniger als Münster. Trotzdem deckt
die Ostsee-Zeitung aus Rostock eine größere Region ab. Und daran stört sich
keiner, wobei die Rostocker ihr Leben nicht als kulturlos und armselig
beschreiben würden.
Zukünftig müssen die eher
linksgerichteten Einwohner der Stadt Münster darben müssen. Doch scheinbar kann
selbst die Schmalspurkost der monatlichen Mitgliederzeitung Ver.di-Publik die
Artenvielfalt nicht kompensieren. Vielleicht nehmen sich die Münsteraner ein
Beispiel an den Rostockern.
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