Heute war die bundesweite, sogar
europaweite Kundgebung gegen TTIP, dem bevorstehenden
US-amerikanisch-europäischen Freihandelsabkommen. Dazu hat die Aktionsbündnis „Campact“ eingeladen und zum Widerstand aufgerufen. Zu diesem Bündnis zählen die
DGB-Gewerkschaften, die Grünen, die Linke, Attac, DKP und andere obskure
Gruppen. Entsprechend komisch sind auch die Ziele von „Campact“: Asyl für
Edward Snowden in Deutschland, Stopps für Fracking, Kampf gegen Überwachung. Begleitet
werden sollte die Aktion durch die Medien. Wohin geht man also in NRW hin, wenn
es eine Kundgebung gibt, die von wenigen Leuten besucht wird und gleichzeitig es
in die Medien schafft? Münster!
Und tatsächlich. Maximal 150
Leute waren vor Ort. Einschließlich des Kameramanns des WDR. Den haute ich
gleich an, ob er Volkes Stimme aufzeichnen wolle. „Ja!“ Deswegen erwiderte ich:
„Dann nimm mich. Ich verspreche interessante Standpunkte!“ Als Beleg meiner
Seriosität zeigte ich dem Kollegen meine Kampfente von Ver.di und wollte schon
meinen Mitgliedsausweis herausholen. Da hat er abgewunken. Jedoch fragte er
mich, worum es bei dem Investitionsschutz geht. Das machte mich etwas stutzig.
Scheinbar hat er bislang immer nur vom Chlorhühnchen gehört.
Dazu meinte ich, dass uns als Arbeitnehmerorganisation
das Chlorhühnchen vollkommen egal sein sollte. Kein US-Fleischproduzent wird
seine Hühner über den Atlantik schicken. Außerdem ist die Desinfektion durch
Chlor hygienischer als die europäische Variante der Reinigung. Das hat die
Bundeszentrale für Verbraucherschutz bestätigt.
Auch die Haltung gegenüber dem Investitionsschutz
ist nicht nachvollziehbar, sagte ich ihm. Beim Thema Investitionsschutz geht es
um die Schiedsgerichte. Diese sind ein probates Mittel des Internationalen
Privatrechts. Das findet man in allen bi- und multilateralen Wirtschaftsabkommen.
Insofern ist die Haltung der Gegner gegenüber Investitionsschutz und
Schiedsgerichten nicht konsequent. Daraufhin meinte der WDR-Mann, da kenne er
sich nicht aus. „Das sei außerdem nicht interessant genug und gehe über einen
Beitrag von 45 Sekunden hinaus.“ Ich fragte: „Für die Lokalzeit?“ Er bejahte.
Also verabschiedeten wir uns und gingen auseinander. Für die profane Lokalzeit
reicht das Thematisieren des Chlorhühnchens also, aber der
demokratisch-politischen Meinungsbildung kommt der WDR nicht nach.
Bei der ganzen Kundgebung ging es
aber allgemein sehr wenig um die Arbeitnehmerrechte, die jeden Menschen
unmittelbar betreffen. Wenn das Minimum an Standards durchgesetzt wird, drohen
US-amerikanische Verhältnisse. In den USA kennt man keine Betriebsräte und kein
Betriebsverfassungsgesetz.
Stattdessen gab es schlechte Reden.
Auch von Gewerkschaftern. Am peinlichsten für die Kundgebung muss die Rede von Michael Radau, dem Vorstandvorsitzenden des Super-Bio-Marktes, gewesen sein. Zuerst
brachte er die Reihenfolge der Redner durcheinander und drängelte sich vor.
Dann sprach er von Chlorhühnchen und genmanipulierten Produkten. Er hätte doch auch
gleich von der Bühne herunterrufen können: „Kauft bei mir ein! Da gibt es nur Gutes!“ Die dortigen Arbeitsbedingungen sind egal und wurden auch nicht
thematisiert. Mit solchen Sachen delegitimieren sich die Veranstalter der
Aktion selbst, weil Radau nur um seine Umsätze fürchtete.
Eine halbwegs kritische
Beleuchtung des gern propagierten Wirtschaftswachstums kam vom Vorsitzenden des DGB-Stadtverbandes Peter Mai. Allerdings ist er auch nur ein Grüner. Er sprach
davon, dass Freihandel niemals Wirtschaftswachstum und mehr Arbeitsplätze
geschaffen hat. Mit solch einer Argumentationslinie ließe sich auch die
Leibeigenschaft und die deutsche Kleinstaaterei rechtfertigen, weil sie die
Arbeit der Knechte gefährde. Und damit wäre die notwendige und erfolgreiche
Industrialisierung ausgeblieben.
Viele Aspekte seiner Rede mögen
zwar stimmen, aber der rote Faden fehlte. Deshalb eine schlüssige Erklärung
meinerseits dazu: Wenn die Industriestandards angeglichen werden, führt das
nicht automatisch zum höheren Absatz bei Volkswagen oder anderen Unternehmen,
bloß weil die Lichter einheitlichen Industrienormen unterliegen. Wer einen oder
zwei VW hat, kauft sich in der Regel keinen dritten. Und Industriegüter, die
bislang sehr gut waren, könnten auch ohne Freihandelsabkommen bequem exportiert
werden. Aber, na ja.
Und so frage ich mich, was die
ganze heutige Aktion sollte. Die Aktion und die Redner waren blamabel. Kaum ein
Passant fühlte sich angesprochen. Der WDR war nur an einer thematisch oberflächlichen
Annäherung interessiert. Wenigstens weiß ich nun, dass ich beim Super-Bio-Markt
einkaufen soll. Kaufen auch Sie dort ein. Die Arbeitsbedingungen sind dort
nebensächlich. Hauptsache Michael Radau hat seinen täglichen Gewinn. Da ist
TTIP ein günstiger Nebeneffekt.
Abschließend noch das Programm der Kundgebung:
Bühnenprogramm, Stand:
10.10.14, 17.30 Uhr
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Name
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Thema
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Sonstiges
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Dauer min
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Zeit (Beginn)
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Moderation
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Eröffnung
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10
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12.00
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Andrea Hellgermann, Attac
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EBI, USA/EU
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Globalisierungskritische Bewegung
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10
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12.15
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Peter Mai
|
Arbeitsrechte in internationalen Verträgen
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DGB-Stadtverband
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10
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12.30
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Michael Radau
|
Ökologische Landwirtschaft
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Inh. der Bio-Supermarkt-
kette
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15
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12.45
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Joachim
Hetscher
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Musik: Politischer Liedermacher,
Gitarre und Gesang
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Organisator des Woody Guthrie Festival in MS
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20
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13.00
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Wilhelm Achelpöhler
|
Private Schiedsgerichte ohne gesellschaftliche Kontrolle
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Rechtsanwalt
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10
|
13.30
|
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Jürgen
Blümer /Carsten Peters
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Fracking / Kommunale Folgen des TTIP
|
Fracking und Kommunalpolitik
|
15
|
13.45
|
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Andreas
Hellgermann Interventionistische Linke
|
Krisenphänomene, Krisenproteste, soziale Bewegung
|
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10
|
14.00
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Ikaro
|
Musik aus den Anden
|
Panflöte und Gitarre
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30
|
14.30
|
|
NN,
Fossil Free
|
Postfossile Gesellschaft,
Degrowth, Divestment
|
Ausstieg aus Kohle, Öl und Erdgas
|
10
|
14.45
|
|
Ansgar
Schmidt
|
Soziale und ökonomische Auswirkungen auf die
Arbeiterklasse
|
DKP - Deutsche Kommunistische Partei
|
10
|
15.00
|
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Tim
Fürup, Helge Schnack, Linke/SDS
|
Demokratieabbau durch TTIP
|
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10
|
15.15
|
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Peugeot
Noir
|
Musik von einem Land das keiner kennt.
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Akkordeon und Gitarre
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30
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15.30
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Martin
Ramschulte
|
Industrielle Landwirtschaft kann keine Lösung sein,
massenhafte Transport gleicher Lebensmittel über den Atlantik – wozu?
|
Arbeitsgemeinschaft
bäuerliche Landwirtschaft (AbL)
|
10
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16.00
|
|
Stefan Hannay
|
11.10.2014 Weltweiter Frack-Down-Tag
|
Montagskundgebung:
Stoppt Fracking Weltweit
|
10
|
16.15
|
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Jorge Hidalgo
|
Kunstperformance aus Kolumbien
|
Das mörderische Kartell der Globalisierung
|
30
|
16.30
|
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Abschluss
|
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|
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17.00
|
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