Dienstag, 7. Oktober 2014

Symbole des Krieges



Die UN-gestützte Operation Northern Watch und Southern Watch beinhaltete die Flugverbotszone im Irak von Saddam Hussein zwischen 1991 und 2003. In der Zeit kam es unvorhergesehenerweise mehrfach zu Zwischenfällen, weil der Finger zu locker am Abzug saß. Scheinbar juckte es wieder einmal.

Um aber später einen richtigen Krieg führen zu können, bedurfte es mehr. Beispielsweise stimmte man sich lange Zeit im Vorfeld des 11. September 2001 und des anschließenden Afghanistankrieges auf das verbrecherische Taliban-Regime ein. So empörte sich die Weltöffentlichkeit über die geplante endgültige Zerstörung der weltbekannten Buddha-Statuen von Bamiyan, dabei wurden die Statuen bereits in den 1990er Jahren durch die Taliban beschädigt. Am 12. März 2001 sprengten die Taliban die Statuen. Außerdem wurden die Mitglieder der christlichen Hilfsgruppe „Shelter Now“ Dayna Curry und Heather Mercer am 03. Oktober 2001 wegen christlicher Missionierung festgenommen und zum Tode verurteilt. Das konnte allerdings vereitelt werden. Im Zuge der Operation Enduring Freedom wurden nämlich die Häftlinge zu Geiseln und wurden später durch die US-Armee befreit.

Jedenfalls sorgten diese schrecklichen Umstände für Verachtung des afghanischen Regimes und für große Kriegszustimmung in der deutschen Bevölkerung. Da konnten die irakische Machthabenden anfänglich nicht ganz mithalten. Zu lächerlich wirkte die Vorstellung von fahrenden Lastkraftwagen mit Chemie- und Biowaffenlaboren auf der Transportfläche, wie sie die deutsche Geheimdienstquelle Rafid Ahmed Alwan, genannt Curveball, im Vorfeld des Irakkrieges 2003 beschrieb.

Als gute Gründe für den Krieg dienen aber am besten leidende Menschen. Als ob durch Krieg das Leid verschwinde, als ob Tote und Waffenfeuer das Lächeln der Kinder zurückzaubern.

Jedoch sorgte das Leid der Libyer im Jahr 2011 ebenfalls für große Empörung. Wieder einmal durften US-Amerikaner, Franzosen und Briten losschlagen. Muammar Al-Gaddafi wurde zwar gestürzt, aber der libysche Staat zerfällt mittlerweile.

Mit äußerst großem Einsatz werben derzeit viele Medien für den Kriegseinsatz und Waffenexport in den Nahen Osten. Einerseits war das blonde jesidische Mädchen überall in den Medien zu sehen. Anderseits rücken die Verbrecher des Islamischen Staates (IS) täglich auf die kurdische Stadt Kobane vor. Wie oft kann man fünf Kilometer noch unterteilen? Angeblich sind die Schergen des IS seit gestern bereits in einem Vorort von Kobane (arabisch: Ain al-Arab, عين العرب) und rückten heute noch immer vor. Aber Vororte sind nicht Bestandteile größerer Städte an sich. Sonst wäre Potsdam ein Vorort von Berlin und New Jersey von New York. Außerdem beinhaltet das Vorrücken nicht die Einnahme der Stadt. Doch die gehisste Flagge der IS über einen Vorort lässt die Alarmsirenen heiß laufen.

Zweifelhaft dürr ist die Erklärung in den Medien, warum die Bedrohung der Stadt Kobane durch den IS so schlimm ist. Angeblich ist es nicht die erste Stadt an der syrisch-türkischen Grenze, die in die Hand des Islamischen Staates fällt. Es sei angeblich eine vergleichsweise große Stadt. Und der Friedensprozess zwischen Türken und türkischen Kurden sei bedroht, nachdem die Türkei seit langem die Verbrecher des IS ungestört durch die Türkei passieren ließ.
 
Außerdem bleibt die Frage offen, wie die Zukunft im Nahen Osten aussehen soll, wenn der IS besiegt und wieder einigermaßen ruhige Verhältnisse eingezogen sind. Frieden zwischen Türken und Kurden? Autonomie für die Kurden? Ein weiteres korruptes Regime in einem neugegründeten Staat Kurdistan? Anarchie in der Region? Was passiert mit den ganzen Waffen? Es gibt Opfer auf allen Seiten, doch wird das Leid gerecht aufgearbeitet?

Alles Fragen, auf die es keine Antwort gibt. Bewirkt die mediale Mobilmachung etwa die geistige Mobilmachung?

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