Die UN-gestützte Operation Northern Watch und Southern Watch beinhaltete die Flugverbotszone im Irak von
Saddam Hussein zwischen 1991 und 2003. In der Zeit kam es unvorhergesehenerweise
mehrfach zu Zwischenfällen, weil der Finger zu locker am Abzug saß. Scheinbar
juckte es wieder einmal.

Jedenfalls sorgten diese
schrecklichen Umstände für Verachtung des afghanischen Regimes und für große
Kriegszustimmung in der deutschen Bevölkerung. Da konnten die irakische Machthabenden
anfänglich nicht ganz mithalten. Zu lächerlich wirkte die Vorstellung von fahrenden Lastkraftwagen mit Chemie- und Biowaffenlaboren auf der Transportfläche, wie sie die deutsche Geheimdienstquelle Rafid Ahmed Alwan, genannt Curveball, im Vorfeld des Irakkrieges 2003 beschrieb.
Als gute Gründe für den Krieg
dienen aber am besten leidende Menschen. Als ob durch Krieg das Leid
verschwinde, als ob Tote und Waffenfeuer das Lächeln der Kinder zurückzaubern.

Mit äußerst großem Einsatz werben
derzeit viele Medien für den Kriegseinsatz und Waffenexport in den Nahen Osten.
Einerseits war das blonde jesidische Mädchen überall in den Medien zu sehen.
Anderseits rücken die Verbrecher des Islamischen Staates (IS) täglich auf die kurdische Stadt Kobane vor. Wie oft kann man fünf Kilometer noch unterteilen?
Angeblich sind die Schergen des IS seit gestern bereits in einem Vorort von
Kobane (arabisch: Ain al-Arab, عين العرب) und rückten heute noch immer vor. Aber Vororte sind nicht Bestandteile
größerer Städte an sich. Sonst wäre Potsdam ein Vorort von Berlin und New
Jersey von New York. Außerdem beinhaltet das Vorrücken nicht die Einnahme der
Stadt. Doch die gehisste Flagge der IS über einen Vorort lässt die Alarmsirenen
heiß laufen.
Zweifelhaft dürr ist die Erklärung in den Medien, warum die Bedrohung der Stadt Kobane durch den IS so schlimm ist. Angeblich ist es nicht die erste Stadt an der syrisch-türkischen
Grenze, die in die Hand des Islamischen Staates fällt. Es sei angeblich eine
vergleichsweise große Stadt. Und der Friedensprozess zwischen Türken und
türkischen Kurden sei bedroht, nachdem die Türkei seit langem die Verbrecher
des IS ungestört durch die Türkei passieren ließ.
Außerdem bleibt die Frage offen,
wie die Zukunft im Nahen Osten aussehen soll, wenn der IS besiegt und wieder
einigermaßen ruhige Verhältnisse eingezogen sind. Frieden zwischen Türken und
Kurden? Autonomie für die Kurden? Ein weiteres korruptes Regime in einem
neugegründeten Staat Kurdistan? Anarchie in der Region? Was passiert mit den
ganzen Waffen? Es gibt Opfer auf allen Seiten, doch wird das Leid gerecht aufgearbeitet?
Alles Fragen, auf die es keine
Antwort gibt. Bewirkt die mediale Mobilmachung etwa die geistige Mobilmachung?
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen