Letztens fiel in einem Post dieses
Blogs das Schlagwort vom merkelschen Einheitsstreben. Das beinhaltet das
Abwarten und Lavieren von Bundeskanzler Angela Merkel. Wenn es also kritische
Punkte gibt, wartet sie ab, ob sich Mehrheiten für diese Position finden, um sich
dann an die Spitze zu setzen.
Dieses Bestreben sorgt für wenig
Begeisterung in der Demokratie, bringt aber durchaus positive
Erfolgsgeschichten mit sich. Beispielsweise den Mindestlohn.
Anfänglich war die Union strikt
dagegen, bis irgendwann die Unionspolitiker von der Lohnuntergrenze sprachen.
Das ist ungefähr drei Jahre her. Im Wahlkampf trieben die Linke, die
Sozialdemokraten und die Grünen die Union mit ihrer Forderung nach einem
flächendeckenden, einheitlichen Mindestlohn vor sich her. Eine brandgefährliche,
gute Forderung, also übernahm Merkel ebenfalls diese Forderung.
Das brachte letztendlich die Einführung des Mindestlohns. Zwar gibt es Ausnahmeregelungen, die nicht sonderlich
schön sind, aber naja. Was wäre passiert, wenn stattdessen Rot-Rot-Grün diese
Forderung nach einem flächendeckenden Mindestlohn mit einer parlamentarischen
Mehrheit durchgeboxt hätte? Es hätte weitaus größere Ausnahmeregelungen
gegeben, weil sich dann die Union als Schutzmacht der Wirtschaft geriert hätte.
Dieser Sachverhalt verdeutlicht,
dass Merkel nicht wirklich sozialdemokratisch beseelt ist. Ihre Entscheidungen sind nicht mutig, sie dienen lediglich dem Machterhalt.
Zugleich legt die Einführung des
Mindestlohns das Problem der SPD offen. Geht es ihr bloß um Inhalte? Dann wäre
es ja gut! Jedoch wollen die Sozialdemokraten mehr. Trotz ihrer Kernforderung nach
einem flächendeckenden Mindestlohns wollen sie die Regierungsführung stellen.
Doch was hat die SPD sich sonst noch auf die Fahnen geschrieben? Da findet man
wenig. Und somit stellt sich die Frage, mit welchen Ideen die SPD in den
Bundestagswahlkampf 2017 ziehen will.
Gute Regierungsarbeit und
Umsetzung von tollen Ideen wird nicht zwangsläufig quittiert. Um eine Wahl zu
gewinnen, bedarf es Ideen für die Zukunft. Sonst kann man gleich Union wählen
oder zuhause bleiben. Doch was sind die sozialen Fragestellungen der Zukunft?
Demographischer Wandel? Zu langweilig? Frauenquote? Gute Idee, doch geht es
etwas allgemeiner? Abschaffung der Kalten Progression und Einführung eines
gerechteren Steuersystems, etwa dem Familiensplitting? Zu schwierig und
unverständlich, außerdem haben sich daran bereits viele Politiker glücklos versucht.
Scheinbar gibt es keine Fragen mehr seitens der SPD, ohne gleich sämtliche
Positionen der Linken oder der Union zu beziehen. Damit dürfte die Rolle der
SPD als Mehrheitsbeschaffer für die Union auf ewig festgeschrieben sein.
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