Man kennt es aus jeder
Liebesschnulze. Am Ende findet sich doch die Liebe. Nachdem meistens der Kerl
irgendwelchen anderen Träumen gefolgt ist, rennt er zum Bahnhof, Flughafen oder
Traualtar. Nur Dustin Hoffman rief in seiner Rolle als Benjamin Braddock mehrfach
verzweifelt und zu spät: „Elaine!“ Doch meistens kriegt sich dann doch die
Liebe, und alle leben dann glücklich bis an ihr Lebensende. So war es schon in
den Grimmschen Märchen. Dornröschen erwachte am Ende durch den Kuss des
Prinzen, Rapunzel wurde vom Prinzen aus dem Burgturm gerettet, Aschenputtel
kriegt den Prinzen mit dem Schuh, und selbst Rotkäppchen muss sich nicht mit
dem Wolf begnügen, weil es die Großmutter hat.
Doch auch wenn solche
Liebesschnulzen scheinbar der Traum einer jeden Frau widerspiegelt, so
verlieren sie nach der Zeit jede Illusion und verwehren deshalb jede Chance.
Das sind Erfahrungswerte. Beispielsweise brauche ich immer ziemlich lange, um
das Interesse der Damenwelt an meiner Person zu deuten, dann bedarf es eines ausreichenden
Zeitkontingents in dieser hastigen Welt, der Erkenntnis über die Seriosität der
Frau und des Mutes meinerseits. Somit spreche ich die begehrte Frau oftmals zu
spät an. Sei es, weil sie trotz vermeintlicher Liebe auf den ersten Blick bereits
einen anderen gefunden haben. Oder sei es, weil ich jedwede Chance nach der
langen Zeit verspielt habe. Tja, das ist halt so.
Eine vergleichbare Situation
passierte mir heute. Zweimal schrieb ich bereits über die große, schlanke, etwa
gleichaltrige Single-Mutter mit der brünetten Kurzhaarfrisur. Ihr begegnete ich
das erste vor etlicher Zeit beim Einkaufen. Ihre Aura zog mich in den Bann. Sie
hatte etwas Starkes und Bestimmendes an sich. Starke Frauen sind nämlich einfach
hinreißend. Jedenfalls turnten ihre beiden kleinen Zwillingsjungs an meinem
Einkaufswagen herum, was ich recht amüsant fand. Mit einem Satz der Mutter
waren die Jungs ruhig. Umwerfend. Vielleicht kriegt mich diese Frau auch
irgendwann erzogen, dachte ich mir scherzhaft. Etwas später traf ich sie am
Bahnhof, nachdem ich mir ein Zugticket nach Hamburg gekauft hatte und sie
rauchend vor dem Bahnhof stand. Natürlich auf der harmlosen Seite des Bahnhofs!
Unsere Blicke trafen sich und konnten sich nicht lösen. Leider hatte ich es
verdammt eilig. Später sah ich sie mehrfach aus dem Bus und Auto, was mir keine
Möglichkeiten bot, sie anzusprechen.
Heute fuhr sie mit dem Fahrrad
auf der gegenüberliegenden Seite zur Post, während ich meine Einkäufe nach
Hause schleppte. Dabei ließ ich mir sonderlich Zeit, weil ich hoffte, dass sie
mich irgendwie bald überholt. Und tatsächlich direkt vor meiner Haustür. Doch
dieses Mal traf mich ihr Blick nicht.
Vermutlich gilt also die Liebe
auf den ersten Blick auch nur für den anfänglichen Augenblick. Außerdem scheint
uns Hollywood doch noch nicht derartig verdorben zu haben, dass nach einem
langen Irrweg alles gut wird. Woraus darf ich nun diesbezüglich meine Hoffnung
speisen?
Nun werde ich mir jedenfalls Muscheln
im Weißweinsud zubereiten und den Rest Wein trinken. Außerdem werde ich zum
Essen „30 Rock“ mit Liz Lemons Irrweg der Liebe anschauen. Vielleicht lindert
das meinen Schmerz. Zumindest verspricht es Heiterkeit.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen