Montag, 6. Oktober 2014

Die Hollywood-Liebe



Man kennt es aus jeder Liebesschnulze. Am Ende findet sich doch die Liebe. Nachdem meistens der Kerl irgendwelchen anderen Träumen gefolgt ist, rennt er zum Bahnhof, Flughafen oder Traualtar. Nur Dustin Hoffman rief in seiner Rolle als Benjamin Braddock mehrfach verzweifelt und zu spät: „Elaine!“ Doch meistens kriegt sich dann doch die Liebe, und alle leben dann glücklich bis an ihr Lebensende. So war es schon in den Grimmschen Märchen. Dornröschen erwachte am Ende durch den Kuss des Prinzen, Rapunzel wurde vom Prinzen aus dem Burgturm gerettet, Aschenputtel kriegt den Prinzen mit dem Schuh, und selbst Rotkäppchen muss sich nicht mit dem Wolf begnügen, weil es die Großmutter hat.

Doch auch wenn solche Liebesschnulzen scheinbar der Traum einer jeden Frau widerspiegelt, so verlieren sie nach der Zeit jede Illusion und verwehren deshalb jede Chance. Das sind Erfahrungswerte. Beispielsweise brauche ich immer ziemlich lange, um das Interesse der Damenwelt an meiner Person zu deuten, dann bedarf es eines ausreichenden Zeitkontingents in dieser hastigen Welt, der Erkenntnis über die Seriosität der Frau und des Mutes meinerseits. Somit spreche ich die begehrte Frau oftmals zu spät an. Sei es, weil sie trotz vermeintlicher Liebe auf den ersten Blick bereits einen anderen gefunden haben. Oder sei es, weil ich jedwede Chance nach der langen Zeit verspielt habe. Tja, das ist halt so.

Eine vergleichbare Situation passierte mir heute. Zweimal schrieb ich bereits über die große, schlanke, etwa gleichaltrige Single-Mutter mit der brünetten Kurzhaarfrisur. Ihr begegnete ich das erste vor etlicher Zeit beim Einkaufen. Ihre Aura zog mich in den Bann. Sie hatte etwas Starkes und Bestimmendes an sich. Starke Frauen sind nämlich einfach hinreißend. Jedenfalls turnten ihre beiden kleinen Zwillingsjungs an meinem Einkaufswagen herum, was ich recht amüsant fand. Mit einem Satz der Mutter waren die Jungs ruhig. Umwerfend. Vielleicht kriegt mich diese Frau auch irgendwann erzogen, dachte ich mir scherzhaft. Etwas später traf ich sie am Bahnhof, nachdem ich mir ein Zugticket nach Hamburg gekauft hatte und sie rauchend vor dem Bahnhof stand. Natürlich auf der harmlosen Seite des Bahnhofs! Unsere Blicke trafen sich und konnten sich nicht lösen. Leider hatte ich es verdammt eilig. Später sah ich sie mehrfach aus dem Bus und Auto, was mir keine Möglichkeiten bot, sie anzusprechen.

Heute fuhr sie mit dem Fahrrad auf der gegenüberliegenden Seite zur Post, während ich meine Einkäufe nach Hause schleppte. Dabei ließ ich mir sonderlich Zeit, weil ich hoffte, dass sie mich irgendwie bald überholt. Und tatsächlich direkt vor meiner Haustür. Doch dieses Mal traf mich ihr Blick nicht.

Vermutlich gilt also die Liebe auf den ersten Blick auch nur für den anfänglichen Augenblick. Außerdem scheint uns Hollywood doch noch nicht derartig verdorben zu haben, dass nach einem langen Irrweg alles gut wird. Woraus darf ich nun diesbezüglich meine Hoffnung speisen?

Nun werde ich mir jedenfalls Muscheln im Weißweinsud zubereiten und den Rest Wein trinken. Außerdem werde ich zum Essen „30 Rock“ mit Liz Lemons Irrweg der Liebe anschauen. Vielleicht lindert das meinen Schmerz. Zumindest verspricht es Heiterkeit.

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