Freitag, 12. September 2014

Nudging, auf dass die Union ewiglich stärkste Kraft bleibt



Wissen Sie, was Nudge ist? Sicherlich nicht, einige wissen es auch erst seit kurzem. Zwar fiel der Begriff im SPIEGEL bereits Ende 2009. Doch erst jetzt erreichte uns das Nudging in Deutschland, weil eine Arbeitsgruppe im Bundeskanzleramt sich dieser Theorie bedient. Nudge ist ein englisches Verb und bedeutet übersetzt anstupsen. Das ist keine Aktionskunst, bei der Mitmenschen durch Anstupsen ein politisches Signal gegeben werden soll.

Beim Nudging handelt es sich um unbewusste, unbemerkte Einflussnahme der Regierung auf subtile Art und Weise, um Staatsziele zu erreichen. Beispielsweise schreiben britische Behörden ihre Steuersünder mit einem Brief an, dass die Mehrheit der Bevölkerung bereits ihre Steuererklärung abgegeben hätte, und fügen eine Steuererklärung hinzu. Auf der steht dann ganz oben, dass man sich zur ordentlichen und wahrheitsgemäßen Angaben bereit erkläre. Das sorgt angeblich für mehr Steuerehrlichkeit.

Solche Formen des Nudging sind toll. Da haben sich der US-amerikanische Juraprofessor Cass Sunstein und der US-amerikanische Ökonomieprofessor Richard Thaler etwas Wunderbares ausgedacht. Doch wie so oft birgt so etwas auch die Gefahr zum Betrug an der Bevölkerung, wenn das Nudging von der Regierung eingesetzt wird. Dazu bedarf es keinen Glauben an Verschwörungstheorien.

Und so ist es doch fraglich, ob es unserem Land wirklich so gut geht, wie die Regierung Merkel und die Koalitionsfraktionen es zeichnen. Haben wir tatsächlich beinah Vollbeschäftigung? Nein, das belegte die ARD-Reportage „Der Arbeitsmarktreport – Das Märchen vom Fachkräftemangel“ sehr eindrucksvoll. Das Jobwunder wird nur propagiert, um den Preis der Arbeitskräfte auf unfaire Weise zu drücken.

Die Bundesbank, traditionell eher unionsnah, schürt die Angst vor einer Deflation, des Sinkens der Preise. Doch gehen Sie in einen Supermarkt und machen die Wochenendeinkäufe. Sie werden verwundert sein, wie viel sie trotz Deflationsgefahr und niedriger Inflationsrate zahlen müssen. Der Preisverfall wird vom Einzelhändler eben nicht an den Endkunden weitergereicht. Die Preise im Einzelhandel kennen nämlich nur eine Richtung, und die gehen aufwärts.

Die Regierung legt regelmäßig Zahlen vor, wie toll unsere Wirtschaft ist. Als vergleichsweise bevölkerungsstarkes Land erwirtschaftet die Bundesrepublik zweifellos vieles. Doch rechnen wir das auf einen einzelnen Bürger runter, so stehen wir nicht mehr an der Spitze und sind gerade so unter den Top 20. Da ist es kaum verwunderlich, dass der Vatikan schlechter abschneidet.

Und um unsere tolle Ausbildung lobzupreisen, veranstalten wir lieber Vergleiche zwischen den Bundesländern als uns mit anderen Ländern zu messen. Und dass keine einzige deutsche Hochschule Weltrangniveau hat, wird leicht abgetan und mit dem Argument der Dualen Ausbildung entkräftet. Die Duale Ausbildung ist zweifellos sinnvoll, doch kann es nicht für jedes Bildungsdilemma herhalten.

Das Nudging in Deutschland hat eine andere Färbung als in anderen Ländern. Hier wird mit Scheinargumenten die Vorbildlichkeit unserer Republik hochgehalten, um die Menschen zu besänftigen. Und wir alle fallen darauf rein.

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