Scheinbar hat es sich eingebürgert,
dass wir nun alle zwei Jahre einen neuen Bundespräsidenten brauchen. Horst
Köhler ging 2010 aufgrund von schlecht ausgedrückter und unbedachter
Äußerungen. Danach kam Christian Wulff. Er schmiss 2012 aufgrund der Skandale
um seine Schnäppchenjagd hin. Nun ist es Joachim Gauck. Anfänglich wurde er von einer überwältigenden Mehrheit getragen. Nur die Linke konnte sich nicht richtig
mit ihm arrangieren. Und ein Namensvetter von mir mit einem SPIEGEL-Leserbrief.
Letztens kam eine Kolumne im
SPIEGEL von Jakob Augstein über Bundespräsident Joachim Gauck: „Joachim Gauck ist ein Mann von gestern.“ Die Linke empört sich berechtigt über Gaucks
außenpolitische Vorstellungen.
Und nun gibt es eine Online-Petition, in der die Absetzung von Gauck gefordert wird. Über die Sinn
und Unsinn der Forderung lässt sich streiten, und darüber möchte ich nicht
befinden. Jedoch ist die Begründung zu komisch. Was sind denn deutsche
Interessen, die Gauck falsch vertritt? Das bleibt offen. Jedoch ist das der
Petition nicht abträglich. Die Befürworter werden immer mehr.
Sicherlich ist Gauck nicht die
beste Wahl. Wofür steht er? Für das Gestern, wie Henning Ziemann und Jakob
Augstein schrieben. Und so ist es auch nicht verwunderlich, dass er für ein
stärkeres militärisches Engagement Deutschlands in der Welt einsteht. Und das
als Pfarrer, der sich mit dem Anstecker „Schwerter zu Pflugscharren“ gegen Aufrüstung, Krieg und Militär in der DDR aussprach.
Doch war Gauck jemals der
Pazifist, zu dem manche ihn gern machen? Die Süddeutsche fand dazu Gaucks
wahren Lebenshintergrund heraus, weil er „erst spät auf den fahrenden Zug“ sprang.
Über Gauck lässt sich noch vieles
mehr sagen. Wofür steht er? Der Islam und Deutschland? Mangelnder Reformwille?
Die Schere zwischen Arm und Reich? Dazu gibt es keine oder zumindest keine
zeitgemäßen Äußerungen Gaucks.
Sind wir also mit einem anderen
Bundespräsidenten besser dran? Nein? Wenn doch, wie wäre es wieder mit
Christian Wulff? Der könnte noch ein paar Jahre machen und für seinen Ehrensold
arbeiten. Oder Wolfgang Schäuble? Ein großer Europäer. Oder eine Frau? Wie wäre
es mit Ruth Weiss, eine jüdische Emigrantin und nominiert für den
Friedensnobelpreis?
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