Freitag, 12. September 2014

Der erste Diener im Staat



Scheinbar hat es sich eingebürgert, dass wir nun alle zwei Jahre einen neuen Bundespräsidenten brauchen. Horst Köhler ging 2010 aufgrund von schlecht ausgedrückter und unbedachter Äußerungen. Danach kam Christian Wulff. Er schmiss 2012 aufgrund der Skandale um seine Schnäppchenjagd hin. Nun ist es Joachim Gauck. Anfänglich wurde er von einer überwältigenden Mehrheit getragen. Nur die Linke konnte sich nicht richtig mit ihm arrangieren. Und ein Namensvetter von mir mit einem SPIEGEL-Leserbrief.

Letztens kam eine Kolumne im SPIEGEL von Jakob Augstein über Bundespräsident Joachim Gauck: „Joachim Gauck ist ein Mann von gestern.“ Die Linke empört sich berechtigt über Gaucks außenpolitische Vorstellungen.

Und nun gibt es eine Online-Petition, in der die Absetzung von Gauck gefordert wird. Über die Sinn und Unsinn der Forderung lässt sich streiten, und darüber möchte ich nicht befinden. Jedoch ist die Begründung zu komisch. Was sind denn deutsche Interessen, die Gauck falsch vertritt? Das bleibt offen. Jedoch ist das der Petition nicht abträglich. Die Befürworter werden immer mehr.

Sicherlich ist Gauck nicht die beste Wahl. Wofür steht er? Für das Gestern, wie Henning Ziemann und Jakob Augstein schrieben. Und so ist es auch nicht verwunderlich, dass er für ein stärkeres militärisches Engagement Deutschlands in der Welt einsteht. Und das als Pfarrer, der sich mit dem Anstecker „Schwerter zu Pflugscharren“ gegen Aufrüstung, Krieg und Militär in der DDR aussprach.

Doch war Gauck jemals der Pazifist, zu dem manche ihn gern machen? Die Süddeutsche fand dazu Gaucks wahren Lebenshintergrund heraus, weil er „erst spät auf den fahrenden Zug“ sprang.

Über Gauck lässt sich noch vieles mehr sagen. Wofür steht er? Der Islam und Deutschland? Mangelnder Reformwille? Die Schere zwischen Arm und Reich? Dazu gibt es keine oder zumindest keine zeitgemäßen Äußerungen Gaucks.

Sind wir also mit einem anderen Bundespräsidenten besser dran? Nein? Wenn doch, wie wäre es wieder mit Christian Wulff? Der könnte noch ein paar Jahre machen und für seinen Ehrensold arbeiten. Oder Wolfgang Schäuble? Ein großer Europäer. Oder eine Frau? Wie wäre es mit Ruth Weiss, eine jüdische Emigrantin und nominiert für den Friedensnobelpreis?

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