Montag, 8. September 2014

Die Zukunft unserer medialen Unterhaltung



Ganz mutig war das Zweite Deutsche Fernsehen, als es sich nach den Wirren und Skandalen von „Wetten, dass…?“, dem bisherigen Flaggschiff des Senders, trennte.  Samuel Koch verletzte sich bei einer Wette lebensgefährlich. Thomas Gottschalk sprang mit dem ZDF wie ein Alleinherrscher um, weil er ungestraft Schleichwerbung in seiner Sendung platzierte. Und von Markus Lanz ganz zu schweigen.

Gegen die Absetzung von „Wetten, dass…?“ gab es keine Proteste und Widersprüche. Alle sahen ein, dass diese Sendung den Zenit längst überschritten hatte. Worüber sollte man noch Wetten abschließen, was nicht bereits gewonnen oder verloren wurde? Oder gar allzu obskur oder lebensgefährlich ist?


Dagegen ist das Erste viel zu behäbig und fährt stur den alten, stetig unbewehrter werdenden Kurs. Es geht um die Soaps des Senders. Da ist die „Verbotene Liebe“. Diese tägliche Sendung sollte abgesetzt werden, nun doch nicht. Angeblich wurden alle verbotenen Lieben bereits in jedweder Form mehrfach dargestellt. So Volker Herres, Programmdirektor der ARD. Was erwartet uns also in der zukünftigen Fortsetzung? Ich wette auf die gleichen Belanglosigkeiten wie bisher. Schließlich will kein Zuschauer Sodomie sehen. Und ich auch nicht.

Auf gleiche Art und Weise wie bei der „Verbotenen Liebe“ läuft es bei der Lindenstraße ab. Deren Vorteil ist, dass diese Sendung günstig platziert worden ist. Am Sonntag zwischen dem „Bericht aus Berlin“ und dem Weltspiegel. Doch auch da wurden bislang alte Geschichte mehrfach aufgewärmt. Neues bleibt auch aus.

Und so spielen bei diesen beiden Soaps im Auftrag gegeben vom WDR manche altgedienten Darsteller, als sei es ihr letztes Engagement vor dem Renteneintritt, ohne sich irgendwelche Blöße oder Mühe zu geben. Deren Schauspielkunst ist geradezu unterirdisch. Der WDR ist offensichtlich ein zuverlässiger und loyaler Arbeitgeber. Falls einer Sendung die Absetzung droht, werden einfach Facebook-Gruppen zum Erhalt der jeweiligen Sendung gegründet. Das sich dabei auch manche Personen mehrfach für den Erhalt ihrer Lieblingssendung aussprechen, scheint bei Volker Herres bislang noch nicht vorgedrungen zu sein. Das zeugt von Entfremdung bei den Verantwortlichen für die Programmgestaltung.
 
Und so verwundert es nicht, dass die ARD dieses Jahr in der sogenannten Prime Time die Leichtathletik-Europameisterschaft ausstrahlte. Im Vergleich zur Tagesschau und anderen Quotenbringern wie dem Tatort oder Fußball waren die Einschaltquoten der Leichtathletik-EM miserabel.

Und so bleibt nur auf Innovationen wie Netflix und andere zu hoffen. Netflix bedient sich verschiedener Algorithmen, um die Kunden an sich zu binden und zu bedienen. Doch selbst da ist zu befürchten, dass es dabei in den nächsten 30 Jahren nur noch Vampir- und Fantasy-Produktionen bei rumkommen. Solche Filme und Serien haben unbestritten ihren Marktanteil, jedoch stehen sie nicht für guten Inhalt und Qualität.

Scheinbar bleibt uns zukünftig nur die Wahl zwischen irgendwelchen Europa- beziehungsweise Weltmeisterschaften und Vampirfilmen. Danke, ARD und Netflix.

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