Mir ist es leider nicht möglich,
alle Länder und Regionen dieser Welt, die mich interessieren zu bereisen. Das
klappt weder zeitlich noch finanziell nicht. Deswegen hier eine ansprechende
Empfehlung von meiner Mutter. Sie verfasste einen Brief mit plastischen
Eindrücken über Polen, wohin ich meine Eltern liebend gern begleitet hätte.
Dazu gibt es ein paar anschauliche Bilder.
Lieber Henning,
Du weißt ja, Papa und ich, haben unseren Jahresurlaub in Polen an der
dortigen Ostseeküste verbracht. Konkret waren wir auf der Frischen Nehrung. Es
war einfach nur schön! Ich muss es wirklich so einschätzen, obwohl um
ehrlich zu sein, dieses Urlaubsziel war, aus meiner Sicht, absolut nicht die erste
Wahl. Nachdem wir im letzten Spätsommer einen sehr schönen Urlaub in Palanga,
also in Litauen, gemacht hatten, wollten wir weiter gen Osten in die Nähe von
Riga. Aber irgendwie klappte es nicht und so entschieden wir uns dann vor
einiger Zeit für die Frische Nehrung.
Ja, und dann kam mein letzter Arbeitstag, an dem mich gegen Mittag eine
weitgereiste und weltgewandte Kollegin fragte, wohin es dann nun geht. Obwohl
ich es allen, die es hören wollte oder auch nicht, bereits mehrmals erzählt
hatte, was Papa und ich vorhaben, fiel sie aus allen Wolken. Es kam zwar kein
negativer Kommentar, aber auch so stand fest, der Urlaub wird langweilig. So
bin ich dann auch gestartet – und es kam anders.
Es war einfach nur schön. Östlich von Danzig landet man in einer
wunderschönen Landschaft. An der Ostsee findet man total schöne sehr breite
Sandstrände, wirklich Sand ohne Steine und Muscheln. Und dann kommen riesige
Dünen, hoch und breit und dahinter mit einem sehenswerten Waldbestand. Da ist
uns den einen Abend auf ganz wenige Schritte Entfernung auch schon mal ein
Fuchs in voller Gelassenheit über den Weg gelaufen. Ja, und an die Dünen, in
die sich einige wenige Orte einbetten, schließt sich dann das Haff mit dem hügeligen Hinterland an.
Was mir aber auch sehr gut
gefallen hat, ist dieser geschichtsträchtige Boden, auf dem über Jahrhunderte
im Wechsel Deutsche und Polen in Gemeinschaft mit anderen lebten und natürlich
ihre Spuren hinterlassen haben. So ist es sehr beeindruckend, über das Haff mit
dem Schiff auf Frombork zuzufahren und diese riesige Burganlage wachsen zu
sehen, je näher man ihr kommt. Noch beeindruckender ist es, dann aber auf dem
Turm der Anlage zu stehen und von dort auf das Haff zu schauen. Wahrscheinlich
wäre es atemberaubend gewesen, wie Kopernikus vor Jahrhunderten von dort in den
nächtlichen Sternenhimmel zu sehen. Aber da unser Schiff zurückging, kam es
dazu nicht mehr – wahrscheinlich war es auch gut so.
Und so schön Frombork ist, aber Malbork übertrifft es um ein
Vielfaches. Das lässt sich gar nicht beschreiben, man sollte es mit eigenen
Augen gesehen haben und sich ein eigenes Urteil bilden.
Aber erwähnen möchte ich zudem noch, dass ich auch von den Polen – also
den Einwohnern dieser zauberhaften Gegend – ganz angetan bin. Überall wo wir
aufkreuzten, begegnete man uns sehr freundlich und hilfsbereit, nicht mit
diesem ignoranten Stolz der Italiener, den Du in einem gemeinsamen Urlaub
selbst erlebt hast. Die Polen waren immer nett und freundlich und auch sehr
hilfsbereit. Sehr gut nahmen sie es auf, wenn wir uns wenigsten einen Gruß oder
bitte (proszȩ) und danke (dziȩkujiȩ) in ihrer Sprache zusammenstoppelten.
Und weißt Du, was mich noch beeindruckt hat? Dieses Volk hat ganze
Städte, wie Danzig in großen Teilen, oder diese fast total zerstörten
mittelalterlichen Burganlagen originalgetreu wieder aufgebaut. Dem muss man
einfach Respekt zollen.
Ich könnte noch viel mehr schreiben, aber das wird zu viel. Nur das
noch, wir hatten 14 Tage Urlaub ohne Regen und waren mit Badesachen direkt an
der Ostsee, waren letztendlich aber nur dreimal baden. Es gab so viel zu sehen,
dass zum Baden keine Zeit blieb. Mal abwarten, was meine Kollegin dazu sagen
wird. Aber sicher habe ich sie nur falsch interpretiert.
Wir werden über diesen Urlaub natürlich auch noch gemeinsam mit Papa erzählen.
Deine Mama
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