Es ist nicht einmal einen Monat
her, dass Anne Meara im Alter von 85 Jahren verstarb. Anne Meara? Na, die
Mutter von Ben Stiller und die Ehefrau von Jerry Stiller. 61 Jahre waren Anne
Meara und Jerry Stiller ein Paar, sowohl beruflich als auch privat. Eine
Seltenheit im Show Business. In vielen Filmen hatten sie immer eine sonderbare
Beziehung. Im Film „Zoolander“ spielte Meara eine politische Aktivistin, die
gegen Maury Ballstein (gespielt von Jerry Stiller) protestierte. In „The
Independet“ spielte Meara die Ehefrau eines B-Movie-Stars, der seine Frau
ständig betrog. Und in Deutschland dürfte die Serie „King of Queens“ unvergesslich
bleiben. Dort spielte Jerry Stiller den kauzigen, eigensinnigen Schwiegervater
aus dem Keller namens Arthur Spooner. Umworben wurde Arthur von Spencers
Mutter, die von Anne Meara verkörpert wurde. Doch Arthur hat nie Interesse an
der lüsternen, alten Frau gezeigt. Im Grunde genommen waren Stiller und Meara
der einzige Grund, um sich „King of Queens“ anzuschauen. Und wieso eigentlich
nicht nach dem Ableben von Meara die Serie wiederholen?
Dazu sollte man sich im Vorfeld
die Rezension der New York Times durchlesen. Darin wird die US-Sitcom als Gegenentwurf zu den damals zeitgenössischen Produktionen dargestellt. Der Paketzusteller
Douglas Heffernan als Hauptcharakter, während sonst Banker und andere hohe
Persönlichkeiten auf der Leinwand zu sehen sind. Das stimmt sicherlich. Doch
wenn man sich Kevin James als Douglas Heffernan anschaut kriegt man das
Grausen. Heffernan ist ein abschreckendes Beispiel für Dummheit, Kindlichkeit sowie
Raffgier und hat damit keinerlei Vorbildfunktion. Für jeden Postbediensteten
ist Heffernan eine Beleidigung, obwohl er Gewerkschafter ist.
Allerdings ist es diese
Unzulänglichkeit, die die Serie bedingt sehenswert macht. Es ist die
Zügellosigkeit der gehobenen Unterschicht, die exemplarisch für die Zeit vor
der Lehman-Pleite steht. Alle waren raffgierig und wollten Eigentum anhäufen.
Dazu wurden Kredite aufgenommen, man konnte sie ja in ferner Zukunft abzahlen.
Neues Auto, Haus, Swimmingpool, Motorrad, alles konnte man kaufen, und alles
wurde gekauft. Und selbst Casinos und Reisen waren möglich für den kleinen
Mann. Schließlich ist das Leben eine Reise im endlosen Spiel Monopoly.
Doch wenn man nun der Unter- und
Mittelschicht die Schuld an der Finanzkrise gibt, liegt man falsch. Schließlich
waren es ja die Banken, die bereitwillig Kredite vergaben. Und so ist es selbst
heute noch, indem jeden Antragsteller ein Hauskredit zugebilligt wird. Denn
bevor die Bank gar kein Geld macht, vergibt sie lieber Kredite. Diese sind ja nämlich
versichert. Kann also der Kreditnehmer seine Schulden nicht zahlen, wird
entweder das Haus gepfändet oder ein Gläubiger wird zur Kasse gebeten. Und zur
Not gibt es ja immer noch die Kreditausfallversicherungen. Das Lustige dabei
ist, dass die Banken dabei doppelt kassieren. Einerseits haben sie die
Hauskredite schon längst gebündelt verkauft, und andererseits kassieren sie
monatlich die Kreditraten. Ganz schön schlau! Insofern wären doch Banker
bessere Serienhelden. Auf alle Fälle besser als Kevin James in „King of Queens“.
Denn diese Serie ist überhaupt nicht
stringent, weil in fast jeder Staffel eine neue Version des ersten Dates
zwischen Doug und seiner Frau Carry gezeigt werden. Und dann hat Doug eine
Schwester, dann ist er auf einmal Einzelkind. Ebenfalls so seine Frau Carry.
Die Serie hatte also kein schlüssiges Konzept und lebte eigentlich nur von den
Charakteren Doug und seinem Schwiegervater Arthur, wobei letzterer der einzige
Grund zum Einschalten war. Schließlich überzeugte Kevin James als Doug weder
schauspielerisch noch humoristisch.
Anhand dieser Serie wird das
altbackende Konzept einer US-Sitcom deutlich: Die einzelnen Szenen werden live
vor Publikum aufgeführt und aufgenommen. Da es an echten Witzen in dieser Serie
mangelte, erleuchtete ständig ein Schild mit der Aufschrift „Lachen“. Und die
Zuschauer lachten anschließend. Dadurch dass diese Lacher ebenfalls
aufgezeichnet wurden, lachten also die Zuschauer auch hinterm Fernseher. Selbst
bei der Synchronisation ins Deutsche wurden die Lacher beibehalten, weswegen
die deutschen Zuschauer auch über langweilige, vorhersehbare Belanglosigkeiten
lachen konnten. Und die gab es zuhauf bei „King of Queens“.
Jedoch eine Ausnahme: Jerry
Stiller als Arthur und Anne Meara als Spence‘ Mutter Veronica Olchin. Beide
Schauspieler brillierten und sorgten für echte Lacher, weil sie ihren Witz als
unberechenbar erkannten. An beiden zeigt sich ihr Improvisationstalent. Umso
bedauernswerter ist es, dass man zukünftig nie wieder Jerry Stiller und Anne
Meara gemeinsam vor der Kamera sehen wird.
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