Am Sonntag, dem 03. September
2017, lief auf der ARD, ZDF, RTL und Sat.1 um 20:15 das einzige TV-Duell der Kanzlerkandidaten Angela Merkel (CDU) und Martin Schulz (SPD). Dieses Duell zum
Bundestagswahlkampf 2017 war – wie zu erwarten war – geradezu harmlos und ernüchternd.
So zumindest die einstimmige Einschätzung verschiedener Politiker unterschiedlicher Lager, Politberater und -beobachter sowie ganz gewöhnlicher Zuschauer.
Doch eine Sache war nicht von
vornherein klar. Und zwar das derart schlechte Auftreten und Abschneiden des SPD-Kanzlerkandidaten
Martin Schulz. Er war nämlich geradezu schlecht vorbereitet. Als der Sat.1-Moderator
Claus Strunz den SPD-Kandidaten nach seinen Absichten bezüglich der
Abschiebungen ausreisepflichtiger Ausländer fragte, verwechselte Schulz die
Zahlen der ausreisepflichtigen Ausländer mit denen der unbearbeiteten
Asylanträge. Solche Ereignisse sind bei Schulz nicht selten.
Bei einem Interview im Juli 2017 war
Schulz im Berliner Ensemble und wurde von Amelie Fried interviewt. Ein
Bestandteil des Interviews war die Elevator Speech, also ein Fahrstuhlgespräch.
Das ist eine Methode von Personalchefs, bei der man seinen möglichen Chef in
kurzer Zeit, also während einer Fahrstuhlfahrt, von seinen Qualitäten
überzeugen soll. Schulz‘ Chef wäre das deutsche Volk. Doch er glaubte, dass er
sich bei Angela Merkel bewerbe.
Und so wirkte auch das gesamte
TV-Duell. Er bestätigte sie und bezog oft ihre Positionen. Das zeugt nicht von
Angriffslust, die Schulz im Nachhinein von vielen Zuschauern bescheinigt wurde.
Scheinbar wurden die Zuschauer im Vorfeld seitens der Berichterstattung wie dem Bericht aus Berlin der ARD dahingehend beeinflusst, dass Schulz für einen
Erfolg angriffslustig auftreten müsse. Durch erfolgreiche Suggestion im Vorfeld
wurde ihm das wider besseren Wissens bescheinigt. Doch Angriffslust schaut definitiv
anders aus.
Aber der Höhepunkt war die Bestätigung
von Schulz‘ sozialer Kompetenz. Der SPD wird seit jeher die soziale Kompetenz
zugesprochen, obwohl sie seit den 1960ern immer weiter nach rechts gewandert
ist. Und so auch Schulz. Er ist ein Agenda-Befürworter, der sein Fähnchen gern
in den Wind hängt. So umgarnte er vor und nach der Europawahl 2014 die Linksfraktionsvorsitzende im Europaparlament Gabi Zimmer. Doch nun schließt er
eine Koalition mit der Linken auf Bundesebene aus.
Schulz ist eindeutig getrieben
von der Macht. Für Europapolitik interessiert sich ja eh kein Bundesbürger.
Also wäre eine Koalition mit der Linksfraktion kein großes Übel. Doch auf
Bundesebene bekräftigen die Wähler gern ihre Befürchtungen vor einer rot-roten
Koalition.
Dass es Schulz nicht auf Inhalte,
sondern nur auf Macht ankommt, belegt eine weitere Passage im Kandidatenduell.
Amtsinhaberin Merkel sprach kurz über die Maut. Da wollte Schulz ihren
Wortbruch aus dem vorherigen TV-Duell von 2013 in Erinnerung rufen und Macht
über Merkel verdeutlichen. Schulz setzte zum Sprechen an, doch die Moderatoren
unterbrachen ihn kurz und baten um einen Themenwechsel, um auf die Sozialpolitik
zu sprechen zu kommen. Das wäre ein Thema gewesen, bei dem der SPD gern
Kompetenzen zugeschrieben werden. Doch Schulz wollte nicht. Über einen längeren
Zeitraum arbeitete er sich an Merkels längst vergessenen Wortbruch ab. Schließlich
haben die Bundesbürger die Maut längst abgehakt und erkennen eine stetig
anwachsende soziale Ungerechtigkeit in Deutschland, in Europa und in der Welt.
Dieser Faux-pas von Schulz
offenbart die geringe soziale Kompetenz der SPD. Das ist auch der Grund für die
anhalten Misserfolge der deutschen Sozialdemokratie bei den Wahlen. Davon ist
Schulz nicht ausgenommen. Seine Wahlen als Spitzenkandidaten der deutschen Sozialdemokraten beziehungsweise europäischen Sozialisten hat Schulz immer verloren. Das
verdeutlicht den Kompetenzverlust der SPD. Die Partei verspricht, was sie nicht
hält. Doch irgendwie klappt das schon, so Schulz‘ Mantra.
Denn Schulz scheint, von einem
geradezu göttlichen Kontinuum von Macht und Erfolg überzeugt zu sein. Dabei
überwiegt bei ihm eher die Ohnmacht. Das belegt auch sein langanhaltender
geistiger Totalausfall vor dem Schlussplädoyer beim TV-Duell. Der SPD-Kandidat wurde
aufgefordert, seine Schlussworte vorzutragen. Große Pause. Dann die Nachfrage, wie
viel Zeit ihm zustünde. Antwort: „Eine Minute.“ Also 60 Sekunden. Dann fiel
Schulz endlich sein auswendig gelernter Text ein: „60 Sekunden. In dieser Zeit
verdient ein Leiharbeiter 0,60 € und ein Manager 30,00 €…“ Doch obwohl er mit
dieser Erkenntnis von Ungerechtigkeit zumindest teilweise recht hat, war die
Überleitung platt. Schließlich stand und steht Schulz nie für den normalen
Mann. Dazu saß er zu lange als politischer Funktionär weit weg in Brüssel und
bekam von der SPD immer Posten zugeschoben.
Dagegen leben normale Menschen
von Job zu Job, wenn sie überhaupt eine Anschlussbeschäftigung bekommen.
Insofern können diese Menschen keiner rosigen Zukunft eines zukünftigen
Wahlverlierers wie Schulz entgegensehen. Nach der verlorenen Wahl wird Schulz
vielleicht Abgeordneter im deutschen Bundestag. Doch zumindest erhält er ein
üppiges Übergangsgeld und eine gute Rente. Ein solcher Mensch kennt die
sozialen Nöte der Bevölkerung nicht.
Und so bleibt eigentlich nur eine
Frage offen. Wozu eigentlich dieses TV-Duell?
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