Der G20-Gipfel in Hamburg 2017
ist seit einem Monat vorüber. Trotzdem geistert er immer noch durch die Medien.
Eins ist klar, der Gipfel brachte keinen Segen, sondern nur viel Zerstörung.
Doch lässt sich diese Zerstörungswut bei der weltweiten Ungerechtigkeit
rechtfertigen? Nein! Und was brachten die friedlichen Proteste? Nichts! Doch
warum? Und waren die friedlichen Proteste und die zerstörerische Gewalt
wirklich links?
Um gegen die in den Himmel
schreiende Ungerechtigkeit in der Welt zu kämpfen entschlossen sich zahlreiche
Menschen zu friedlichen Demonstrationen. Diese waren sicherlich gut organisiert
und toll inszeniert. Doch weder die friedlichen Proteste, noch die Gewaltausschreitungen
waren links.
Links bedeutet die Hinwendung der
Gesellschaft zum Individuum durch gemeinschaftliche Anstrengungen, um jeden
einzelnen Menschen in seinen Grundbedürfnissen und darüber hinaus gerecht zu
werden. Doch darauf wirkten weder die sanftmütigen Yoga-Gruppenmeditationen noch
das Global Citizen Festival hin. Schließlich standen diese Aktionen für jeden
offen, was erst einmal begrüßenswert ist. Doch an dem Konzert von Coldplay
hätten sowohl die vermeintlich linke Aktivistin Jutta Ditfurth als auch der
CDU-Bundestagsabgeordnete und G20-Befürworter Wolfgang Bosbach teilnehmen
können. Ein tolles Konzert für lau? Darüber lachen doch die Potentaten dieser
Welt. Zu hoffen bleibt nur,
dass nur die Künstler auf ihre Gage verzichtet haben und nicht der Packer auf
seinen Lohn verzichten musste. Und wofür steht überhaupt Yoga außer der inneren Ausgeglichenheit?
Insofern ist ein lockeres Sammelsurium aus Yoga, Rock-Musik, Veganismus,
Feminismus, Naturschutz und dergleichen noch längst nicht links.
Und genauso wenig links wie die beschriebenen
Proteste waren die Gewaltexzesse. Weder Sozialismus, noch Kommunismus, noch
Anarchismus bejahen die Zerstörung von Privateigentümern unbescholtener
Mitmenschen. Schließlich trägt der einfache Mensch, der jeden Tag für sein
Überleben kämpft, keine Schuld an den Missständen in dieser Welt. Insofern gibt
es keine Entschuldigung für brennendes Privateigentum. Und so lassen sich die
martialen Protestierer nur mit Hooligans gleichsetzen.
Und auch wenn der Kommunismus
oder andere Ideologien die unverzügliche Begleichung der materiellen Verluste
verspräche, lassen sich Zerstörungen von sentimental behafteten Gütern nicht
begleichen. Insofern war die Zerstörungswut der vermeintlichen Protestler in
Hamburg nur Wasser auf die Mühlen aller rechten, bürgerlichen und konservativen
Politiker, die seit jeher behaupten, dass der Staat auf seinem linken Auge
blind sei. Dabei ist die Staatsgewalt keineswegs auf dem linken Auge blind,
sondern vielmehr auf dem rechten. Das belegen die Hausdurchsuchungen der Linken-Büros vom 19. Februar 2011 in Dresden sowie die frühere Überwachung Bodo
Ramelows durch den Verfassungsschutz. Dagegen steht das Versagen der
Staatsgewalt bei den Verbrechen der rechtsextremen NSU-Terrorgruppe.
Diese Ungerechtigkeit im Vorgehen
der Staatsgewalt lässt sich durch die verschiedenen Weltanschauungen der tatsächlichen
Linken und der Rechten begründen. Während die Linke das bundesrepublikanische
System mehrheitlich gänzlich infrage stellt, stehen die Nazis dem System nicht vollständig
feindlich gegenüber.
Doch wie lassen sich effektvolle
Proteste umsetzen und bewerkstelligen? Dazu muss man feststellen, dass die
Mehrheit der friedlichen Demonstranten und der Steine werfenden Hooligans kein
Systemwechsel wünscht. Sie wollen lediglich kleine Schönheitskorrekturen am
System. Und zwar einen Kapitalismus mit menschlicherem Antlitz. Das wäre zwar
ein kleiner, aber zumindest wunderbarer Fortschritt.
In der Geschichte der
Massenbewegung zeigten sich Proteste als erfolgreich, die seitens der
Protestierer friedlich und auf Seiten der Obrigkeit gewalttätig waren. Dabei
provozierten die friedlichen Demonstranten die Machthaber zur Gewalt, was den
Demonstranten Sympathien bescherte. Die Arbeiterbewegung in Europa ist dafür
ein guter Beweis. Durch Streiks legten die Arbeiter ihre Arbeit nieder. Dadurch
sah sich der Industrielle ungerechtfertigterweise veranlasst, mithilfe von
Streikbrechern und martialer Gewalt gegen die streikende Arbeiterschaft
vorzugehen. Auch bei Indiens Unabhängigkeitsbewegung war das der Fall.
Beispiele hierfür finden sich im Jahr 1946, als bei friedlichen Protesten der
indischen Unabhängigkeitsbewegung mehrere Tausend Inder getötet wurden. Seit
Indiens Unabhängigkeit sind sogenannte Sit-ins ein probates Mittel, um gegen
die Obrigkeit aufzubegehren. Und das erkannte ab Mitte der 1950 die schwarze
Bürgerrechtsbewegung in den USA und folgte dem indischen Beispiel. Und so weigerten
sich die schwarzen US-Bürger ab 1955, öffentliche Verkehrsmittel zu nutzen. Beim
Bloody Sunday 1965 wurden dann zahlreiche schwarze Aktivisten bei einem
friedfertigen Marsch von der Staatsgewalt blutrünstig niedergeprügelt.
Man muss also bei Protest die
Verhältnisse umkehren, um erfolgreich zu sein. Weder der Sturm auf die Bastille
1789, noch die Erstürmung des Winterpalais 1917 widerlegen das. Schließlich
erfolgten diese Eroberungen ohne vergleichsweise großes Blutvergießen. Die
Bastille und der Winterpalais wurden nämlich erst nachträglich zu
symbolträchtigen Orten hochstilisiert.
Insofern sind bessere und
effektivere Proteste beim nächsten Gipfel wünschenswert. Wie wäre es also
anstelle eines Verzichts auf öffentliche Verkehrsmittel mit einer extensiven,
im Vorfeld langfristig angelegten Nutzung von öffentlichen Verkehrsmitteln mit
einer Zirkulation beim Ein- und Ausstieg? Das bescherte den Verkehrsbetrieben
zwar Gelder, obwohl sicherlich eh jeder Demonstrant im Vorfeld ein Tagesticket
gekauft hat. Diese Aktion würde aber das Verkehrssystem zum Erliegen bringen.
Dadurch wären dann die normalen Kunden zum Umstieg auf das Fahrrad, das Auto
oder anderes gezwungen. Außerdem nähmen die Normalkunden horrende Verspätungen
in Kauf. Diese Aktion führte sowohl zu einer Verstopfung der Straßen, als auch
zu einer Beeinträchtigung des Wirtschaftslebens am jeweiligen Tagungsort. Und
wenn man dann noch die Staatsgewalt zu einem ungerechtfertigten und unverhältnismäßigen
Vorgehen brächte, wäre der Protest gewonnen.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen