Mittwoch, 5. August 2015

Wir sind die 99 Prozent



Im Zuge der Finanzkrise entstand im Jahr 2011 die Occupy-Bewegung. Ihr einprägsamer Slogan lautete: „Wir sind die 99 Prozent!“ Damit hatten sie natürlich recht und wollten die Mobilisierung der Massen gegen das eine Prozent an Kapitalisten organisieren.

Doch wussten Sie, dass die Alphabetisierungsrate in Deutschland bei 99 Prozent liegt und ein Prozent nicht lesen und/oder schreiben kann? Ein kausaler Zusammenhang? Oder ist das eine Prozent an Kapitalisten deckungsgleich mit dem einen Prozent an Analphabeten?

Scharlatan mit Titel



Der ehemalige Bundesaußenminister Guido Westerwelle (FDP) verinnerlichte eine Aussage seines Vaters Heinrich: „Mit einem Doktortitel, da kannst du jeden Unsinn erzählen.

Böse Zungen könnten behaupten, dass eine Professur an der kleinen Westsächsischen Hochschule Zwickau gleichbedeutend ist mit einem Bachelor-Grad an jeder großen Volluniversität. Schließlich gibt es dort einen Vertreter, der liebend gern Unwahrheiten propagiert und Wahrheiten negiert. Und wenn man eine Aussage von Professor Eike Clausius liest, erhärten sich solche Vorurteile bezüglich der Fachhochschule in Zwickau.

Clausius schreibt vorwurfsvoll bis aggressiv sowie mit zahlreichen Rechtschreibfehlern: „Schade, dass einige immer den Fehler woranders suchen - schau mal in den Spiegel - da siehst Du den "Betrug" und "Schwindel" - arbeite an DIr und Deiner Einstellung und es ändert sich alles. - Viel Erfolg dabei.

Diese Aussage galt den Berichten über „lifeplus“ in diesem Blog, die er trotz objektiv validierter Beweise nicht wahrhaben wollte. Mit solchen Äußerungen offenbart Clausius den Charakter von „lifeplus“ als Sekte und Schneeballsystem. Wenn nämlich vermeintliche Wissenschaftler nicht einmal tatsächliche Wissenschaft, unabhängige und objektive Studien anerkennen…

Das braucht Clausius ja auch nicht. Sein Interesse gilt neben der Sekte mit Schneeballsystem „lifeplus“ im gleichen Maße der Esoterik. In seiner Freizeit befasst er sich mit Emotionaler Intelligenz (EQ, oder auch EI). Diese angebliche Form der Intelligenz basiert auf den Arbeiten der US-amerikanischen Psychologen Peter Salovey sowie John Mayer aus dem Jahr 1990. Salovey und Mayer sagten aus, dass dem Erkennen, Verarbeiten und Beeinflussen von Emotionen Vorrang in der Gesellschaft eingeräumt wird. Im Gegensatz zur fachlichen Kompetenz. Doch mit seinen angriffslustigen und stupiden Äußerungen diskreditierte sich Clausius und den EQ. Und so ist EQ immer nur eine argumentative Ausflucht mancher Mitmenschen, wenn es an fachlicher Kompetenz sowie an Intelligenz hapert.

Allerdings ist der EQ tatsächlich auch ein ziemlich schwammiger Begriff, der auf viel Kritik stößt. Etwa die Messbarkeit der Emotionalen Intelligenz. Oder dass Emotionalität mit Konformität verwechselt wird. Genauso der Umgang mit erforderlichen Gefühlen. Die Abgrenzung zur Intelligenz. Und so weiter, und so weiter…


Doch als Psychologe oder als Fachmann für Emotionale Intelligenz wurde Clausius an der Westsächsischen Hochschule Zwickau nicht angestellt. Nach dem Studium der Ingenieurswissenschaften mit Spezialisierung auf Technische Chemie an der TU Berlin wurde Clausius promoviert. Laut dem Karriereportal für Wissenschaft und Forschung „academics“ befassen sich Ingenieure in ihrer Promotion weniger mit Grundlagenforschung als mit Projektarbeit. Trotzdem erhielt Clausius rätselhafterweise als Ingenieur den Doktorgrad der Wirtschaftswissenschaften. Somit sprach der Physiker und Wissenschaftsphilosoph Max Tegmark vom Bostoner MIT nicht grundlos von „wissenschaftlicher Prostitution“ und meinte damit die Wirtschaftswissenschaften. Auch Professor Joseph Vogl von der HU Berlin drückt sein Missfallen über diese Disziplin aus und setzt sie in seinem Buch „Das Gespenst des Kapitals“ mit Kaffeesatzleserei gleich. Und tatsächlich stimmen Vogls Aussagen, denn letztendlich bewahrheitete sich noch keine Wirtschaftsprognose.

Im Jahr 1994 erfolgte dennoch die Berufung Clausius‘ zum Professor für Angewandte Betriebswirtschaftslehre (ABWL). Fortan versilberte er sein Renommee und wurde ab 2000 als Erfüllungsgehilfe für „lifeplus“ tätig. Dass er in seiner Beurteilung von „lifeplus“ falsch liegt und eine Sekte mit Schneeballsystem gutheißt, geht bei der Zwickauer Fachhochschule unter. Schließlich herrscht in der Bundesrepublik ja ein Titelfetischismus, weshalb auch kleine Professoren aus der sächsischen Provinz grundsätzlich recht haben. Und so verhält es sich, wie es schon Heinrich Westerwelle seinem Sohn Guido empfohlen hat: „Mit einem Doktortitel, da kannst du jeden Unsinn erzählen.“ Also wurde der junge Guido an der Fernuniversität Hagen promoviert. Einer Hochschule, wo bereits jeder das werden konnte, was er sein wollte. Vielleicht verhält es sich auch so bei Professor Claudius, „lifeplus“ und der Westsächsischen Hochschule Zwickau.

Dienstag, 4. August 2015

Der nationale Senftag



Am morgigen Mittwoch, dem 05. August 2015, ist der nationale Senftag in den USA. Doch was bedeutet das? Kann jeder seinen Senf abgeben? Wenn dem so ist, dann muss man klipp und klar feststellen, dass die Energiewende von US-Präsident Obama zweitrangig ist. Es gibt Wichtigeres als den Klimawandel. So liegt die Alphabetisierungsrate in den Vereinigten Staaten bei 97 Prozent. Sowohl bei den Männern als auch bei den Frauen. Deutschland weist eine Alphabetisierung von 99 Prozent auf. Natürlich ist der US-amerikanische Prozentsatz ein vergleichsweise guter Wert, doch drei Prozent der Bevölkerung können in den USA noch immer nicht richtig lesen und schreiben. Außerdem liegt die Armutsgefährdung in den USA bei über 25 Prozent und damit weitaus höher als in der Bundesrepublik. Diese Tatsachen sind für ein entwickeltes Industrieland nicht hinnehmbar.

Doch was ist schon der Senftag? In der nächsten Woche wird in Schweden Kräftskiva gefeiert. Und zwar am Mittwoch, dem 12. August 2015. Kräftskiva wird ins Deutsche als Krebsfest übersetzt. Wahrscheinlich feiern dann die schwedischen Krebskranken. Schließlich kann man die Krankheit Krebs mit „cancer“ (wie im Englischen) oder mit „kräfta“ übersetzen. Die Welt ist schon komisch!

Montag, 3. August 2015

Sekten und Schneeballsysteme



Im gestrigen Beitrag wurden Parallelen zwischen Sekten und Schneeballsystemen anhand des unseriösen Vertriebssystems von „lifeplus“ beschrieben. Doch was sind Sekten? Was macht diese aus? Was sind Schneeballsysteme? Welche Eigenschaften müssen vorliegen? Und spiegelt sich in all dem „lifeplus“ wider? Ja, eindeutig!

1. „lifeplus“, die Sekte:

Der Züricher Religionssoziologe Fleur Flückiger beschrieb die Merkmale einer Sekte folgendermaßen:


Im Allgemeinen werden Sekten als schismatische Bewegungen angesehen, sie entstehen durch Abspaltung von einer bestehenden traditionellen Kirche oder Denomination. Sie entstehen aus etwas Altem und sind bereits religiös motiviert (vgl. Stark & Bainbridge 1978:125). Sekten sind somit religiöse Protestbewegungen.

Es gibt keine allgemeinen Merkmale für die Entwicklung von Sekten oder Denominationen. Es gibt einige Parallelen, gewisse ähnliche Orientierungen, spezifische Dispositionen und Konditionen, die den religiösen Kern beeinflussen können, und in spezifischen Perioden der Geschichte sind gemeinsame kulturelle Kontexte vorhanden, die die Religion, die Organisation und die soziale Entwicklung beeinflussen (Wilson 1990:105). Auch wenn jede Sekte einzigartig ist, können in verschiedenen Sekten manchmal ähnliche Entwicklungen beobachtet werden.

Sekten und neue religiöse Bewegungen sind Vereinigungen von kleinen, freiwilligen, erwählten und exklusiven Gruppen (Zum Motiv der Freiwilligkeit und der exklusiven Bindung vgl. Wilson 1970:30f). Sie etablieren eine alternative Lebenswelt für ihre Anhängerschaft, sowohl in ihrem intellektuellen Begreifen der Realität als auch in ihren sozialen Bindungen. Religiöse Bewegungen sind exklusiv, sie dulden keine doppelte Bindung, keinen Kompromiss mit ihren Prinzipien, keine Lossagung vom Führungsstandard, den sie billigen und sie dulden auch keine Verletzung der Tabus, die sie aufstellen. Sie sind weiter gebundene Gemeinschaften, die idealistisch bedingt keine Ambiguität zulassen, aufgrund der Respektierung des Status der Anhänger, ihres Anspruches auf das Monopol der Wahrheit und der exklusiven Rechtfertigung ihrer Handlungsweise. Ein weiteres Merkmal ist, dass religiöse Bewegungen die Anerkennung der Amtsgewalt von allgemein anerkannten religiösen Würdenträgern und oft sogar die Anerkennung der Staatsgewalt verweigern (Wilson 1990:179 und ders. 1970:8 und 28-38).

Zahlreiche neue religiöse Bewegungen beginnen als Sekten, als eine Gruppe von Gläubigen, die aus Protest gegen die bestehende klerikale und vielleicht auch gegen die säkulare Autorität entstanden ist. Die Sekte betont ihr eignes Monopol zumindest im Bereich der Wahrheit. Sie ist eine freiwillige Organisation in dem Sinn, dass auch Kinder von Sekteneltern sich anstrengen und eine persönliche Bindung zur Bewegung herstellen müssen, bevor sie als Mitglieder akzeptiert werden. Die Mitgliedschaft in einer Sekte ist inkompatibel mit einer Verbindung zu einer anderen Religion. Daraus wird gefolgert, dass für diese separierten Sektenmitglieder die Religion als ernst angesehen wird und sie keine Formalität bildet. Es bestehen gleichzeitig Verpflichtungen in Bezug auf die Respektierung von Verhalten und Lebensstil, die die Sekte vorschreibt. Der Eintritt erfolgt durch Testen des persönlichen Verhaltens, ob das potentielle Mitglied vertraut ist mit den Doktrinen, mit der moralischen Rechtschaffenheit oder mit einer Kombination von solchen Unterscheidungsmerkmalen. Die Disziplin ist rigoros, und es bestehen Prozeduren für die Suspendierung oder für das Ausstoßen der moralisch Eigensinnigen oder für solche, die die Sektenlehre anzweifeln. Größtenteils sind die Sektenmitglieder von der übrigen Gesellschaft getrennt und entwickeln eine eigene Kultur (Wilson 1990:106).

Ein signifikantes Merkmal in der Entwicklung von religiösen Bewegungen ist die Transformation der oben genannten Charaktere von Sekten. Vor allem das Wachstum beeinflusst die Sekten, obwohl nicht alle Sekten sich vergrößern oder zumindest nicht in allen Phasen ihres Bestehens wachsen. Gewisse Sekten gehen auch mit der Zeit unter.


In Bezug auf den Auszug aus Flückigers Text muss man gewisse Begrifflichkeiten abwandeln. Das ist auch nicht weiter schlimm, weil nach Flückiger jede Sekte ihre eigenen Charakteristika aufweist. Und so betreibt „lifeplus“ natürlich kein Schisma, weil es nicht auf einem christlichen System beruht. Dennoch können Sekten auch als Protestgruppe oder als alternativer Lebensentwurf zur säkularen Welt verstanden werden, so Flückiger. Diese treten auch in der säkularen Welt auf und erklären allzu gern ihre vermeintliche Wahrheit. Das muss nicht unbedingt einen Widerspruch. Dennoch erheben die Kunden und Vertreiber von „lifeplus“ für sich das Monopol auf die Wahrheit und lassen keine andere Meinung zu. Abweichende Meinungen werden unaufhörlich mit teils fadenscheinigen Argumenten bekämpft. Keinesfalls werden Kompromisse, doppelte oder widersprüchliche Meinungen toleriert. Objektive Wahrheiten aus der Außenwelt zählen nichts. Denn das alles untergrübe die Autorität. Und so wird „lifeplus“ nicht infrage gestellt und dessen Thesen kritiklos angenommen. Denn man gehört zu einer erlauchten, erwählten, exklusiven Gesellschaft, die einzig und allein die Wahrheit vertritt. Egal wie schlecht diese auch verpackt ist. Sie werden unkritisch für wahr befunden und dienen der Erkennung der Welt. Und so ist es auch bei „lifeplus“. Dort erfolgt eine Aufteilung der Welt, indem die Kunden und die Vertreiber von „lifeplus“ die Welt nach ihren Vorstellungen aufteilen. Angeblich erfahre man durch „lifeplus“ eine vollkommen neue Welt, die vorher nicht denkbar war, und die nun unverzichtbar ist. Mit ihrem scheinbar alternativen Lebensentwurf sorgt „lifeplus“ für eine Spaltung in der Gesellschaft in gläubiger Kunde oder Vertreiber auf der einen Seite und Ungläubige auf der anderen Seite. Außerdem werden Kritik übende Personen als Störenfriede empfunden. Sie werden als naive Ungläubige ausgestoßen oder suspendiert. Das kann einerseits der Grenzbegradigung dienen, indem man neu festlegt, wer gut und wer böse ist. Andererseits kann so aber auch die Einsicht beim Kritiker erpresst werden.

Die Aufnahme in eine Sekte erfolgt entweder durch Geburt oder durch Freiwilligkeit. Bei einem freiwilligen Eintritt werden die Entschlossenheit sowie die Unterordnung getestet. So ist es auch bei „lifeplus“. Dieses Vertriebssystem macht nicht vor Familienangehörigen halt. Und wer „lifeplus“ beitreten möchte, wird in Kritiklosigkeit getestet. Es wird Euphorie und Zustimmung erwarteten, indem die niederen Instinkte in Form von Verheißungen auf eine bessere Welt angesprochen werden. Gleichzeitig gehen bei „lifeplus“ Verpflichtungen einher. Diese werden natürlich nicht offensichtlich als Pflicht deklariert, so ist es bei Sekten ja auch nicht der Fall. Doch natürlich gibt es einen gewissen Zwang zum kontinuierlichen Verkauf des Produkts. Sei es für den Eigenbedarf oder für einen geworbenen Kunden. Das Geld muss fließen. Denn das ist die Grundlage für das Unternehmen oder die Sekte. Steigende Geldeinnahmen und Mitgliederzahlen beinhalten Wachstum, welcher nach Flückiger das grundlegende Ziel einer Sekte ist. Natürlich will auch „lifeplus“ wachsen. Ferner erkennen Sekten auch nicht unbedingt staatliche Autorität an. Das macht „lifeplus“ genauso wenig, indem Vertriebsvertreter illegale Werbung im Internet schalten und ungerechtfertigte Heilsversprechungen lobpreisen. Durch diese gesetzeswidrige Werbung von krankheitsbezogener Werbung soll Wachstum erzeugt werden.

Mit all diesen Merkmalen entspricht „lifeplus“ hundertprozentig einer Sekte, obwohl sie sich nicht als Religionsgemeinschaft, sondern als Unternehmen mit angeblich fairen und ausgeklügelten Vertriebssystem deklariert. Bei „Lifeplus“ geht der religiöse Wahn mit dem Glauben an die Wirksamkeit der Pillen einher, die scheinbar ein besseres Leben mit sich bringen. Schließlich glauben „Lifeplus“ und dessen Anhänger fest an ihre Wahrheit, die wenig stichhaltig ist. Schließlich ist der Nutzen von Nahrungsergänzungsmitteln gering, weil durch ausgewogene Ernährung der Nährstoffbedarf normalerweise abgedeckt ist. Ferner geht es nicht primär um das Produkt, sondern vielmehr um das Wachstum des Vertriebssystems. Es erfordert Gehorsam sowie Kritiklosigkeit und erhebt Weltanspruch. Vermeintliche Wahrheiten müssen geglaubt werden und dürfen nicht infrage gestellt werden. Falls doch Kritik erfolgt, ist man außerhalb des Kreises des Vertrauens. 

Und so kämen beispielsweise kein Kunde und kein Händler von Volkswagen auf eine vergleichbare Idee. Jeder Kunde und Händler kennt normalerweise wenigstens ein paar Nachteile des Produkts und hat deshalb Alternativprodukte im Angebot. Außerdem erheben sie als Kunde oder Händler auch nicht den Anspruch auf ein neues Leben und die Wahrheit.

2. „Lifeplus“, das Schneeballsystem:

Die Verbraucherzentrale ist eine unabhängige Organisation zum Schutz der Verbraucher. Zu ihren Mitgliedern zählen unter anderem der Deutsche Gewerkschaftsbund, die beiden großen Kirchen in Deutschland, Transparency Deutschland, die Stiftung Warentest und viele mehr. Durch diese weite Abdeckung von Mitgliedern ist die Objektivität der Verbraucherzentralen gewährleistet. Und so befasst sich die Verbraucherzentrale auch mit Schneeballsystemen und Netzwerk-Marketing-Modellen.

So warnt die Verbraucherzentrale Hessen vor Vertriebssystemen im Bereich der Nahrungsergänzungsmittel. Dazu schreibt die Hessen in einem Artikel zu Nahrungsergänzungsmitteln und deren Vertriebssystemen:



Laut Verbraucherzentrale gibt es also keine Unterversorgung an Nährstoffen, wie es „lifeplus“ suggeriert. Deren Produkte sind also überflüssig und nichts wert. Das offenbart, worauf es bei den Nahrungsergänzungsmitteln bei „lifeplus“ tatsächlich ankommt. Und zwar um Geld. Dazu schreibt die Verbraucherzentrale außerdem:

Nahrungsergänzungsmittel werden häufig im Multi-Level-Marketing (MLM) vertrieben. MLM-Firmen setzen dazu gern Laien ein, die nicht nur die Mittel selbst verbrauchen, sondern darüber hinaus auch stets auf Jagd nach neuen Kunden und Mitarbeitern sind. Denn ein pyramidenartiges Verdienstsystem lässt sie am Gewinn teilhaben. Motto: Je mehr Kunden und Verkäufer geworben werden, desto höher das Einkommen. Die Folge liegt auf der Hand. Nachdem Verwandte und Bekannte als Kundschaft abgegrast sind, beginnt die Vermarktung via Internet - mit häufig zweifelhaften Methoden.

Die Verbraucherzentrale verwendet für Netzwerk-Marketing-Modell das Wort „Multi-Level-Marketing“. Beides ist jedoch gleichbedeutend. Außerdem spricht die Verbraucherzentrale ausdrücklich von Pyramidensystem, die Gewinne versprechen. Damit untermauert die Verbraucherzentrale, dass „lifeplus“ ein Schneeballsystem ist. Bekanntermaßen sind Schneeballsysteme illegal. Laut Aussage der Verbraucherschutzorganisation wird in erster Linie auf Laien zurückgegriffen. Das ist einleuchtend, denn schließlich verfügen sie nur über einen laienhaftes Wissen. Ihre Aussagen zu Nahrungsergänzungsmitteln sind nicht fundiert und somit irrelevant. Unabhängige Studien werden als Unwahrheit missachtet. Laien sind somit ein gefundenes Fressen für Schneeballsysteme. Sie sind leichtgläubig. Außerdem werden ihre niederen Instinkte wie Raffgier angesprochen. Dabei machen sie auch nicht vor Familienangehörigen und Freunden halt.

3. Die Übereinstimmungen zwischen der Sekte und dem Schneeballsystem anhand von „lifeplus“

„lifeplus“ ist Sekte und Schneeballsystem in einem. Sowohl Sekten als auch Schneeballsysteme sprechen unbedarfte Menschen an, appellieren an ihre niederen Instinkte wie Raffgier und versprechen eine heile, bessere Welt. Dabei bedient man sich unlauterer Mittel wie Halbwahrheiten und sogar Lügen. Auch vor gesetzeswidrigen Mitteln schrecken beide Systeme nicht zurück. Dafür darf man sich sowohl in einer Sekte als auch bei einem Schneeballsystem im Kreis erlauchter, erkorener und erwählter Mitmenschen fühlen. Man glaubt an das vorgegebene Monopol auf die Wahrheit. Gegenargumente und Argumente aus der Außenwelt werden nicht toleriert. Das führt zur Abspaltung und Abgrenzung von der realen Welt, die sich im angeblich unvereinbaren Widerspruch zu einem selbst befindet. Dabei sind angeblich zwei konkurrierende oder widersprüchliche Systeme nicht zwangsläufig kombinierbar. Das kann der Selbstbestätigung als Auserwählter dienen. Doch letztendlich geht es beiden Systemen um Wachstum, weil dadurch Geld, Macht und Einfluss generiert wird. Selbst Familienangehörige und Freunde sind nicht sicher. Denn einerseits sollen die Liebsten an den Verheißungen einer besseren Welt teilhaben, und andererseits dienen sie auch der Bereicherung für das System. Diese Bereicherung erfolgt in beiden Systemen sehr oft auf illegale Weise oder durch Widersetzung gegenüber der staatlichen Autorität.

Scheinbar gehen charakteristische Merkmale einer Sekte grundsätzlich mit den grundlegenden Eigenschaften eines Schneeballsystems einher. Das ändert jedoch nichts an der Tatsache, dass es sich bei „lifeplus“ sowohl um eine Sekte als auch um ein Pyramidensystem handelt.