Montag, 3. August 2015

Sport und Mathematik



Schneller, höher, weiter – das sind die Kriterien im Sport, auf die es ankommt. So zumindest sollte man meinen. Vielmehr bestimmen mathematische Formeln den Sport. Es kommt längst nicht mehr auf körperliche Stärke und Fitness an. Beim Fußball hat man das bereits erkannt. Ein vielzitierter Ausspruch lautet: „Geld schießt Tore!“

Doch in den anderen Sportarten ist es nicht anders. So etwa beim Radsport. Bei der diesjährigen Tour de France gewann der Gesamtsieger Chris Froome lediglich eine von 21 Etappen, obwohl André Greipel vier Etappen für sich entscheiden konnte. Im Jahr zuvor gewann Vincenzo Nibali ganze drei von 21 Etappen und damit den Gesamtsieg. Marcel Kittel gewann ebenfalls drei Etappen. Im Jahr 2013, als Froome das erste Mal die Tour de France gewann, schaffte er auch nur drei Etappensiege. Kittel dagegen vier. 2012 gewann Bradley Wiggins mit zwei von 20 Etappensiegen den Gesamtsieg in der damaligen Tour de France. Greipel dagegen drei. Und Cadel Evans gewann die Tourde France 2011, obwohl er lediglich einen Etappensieg von 21 verzeichnen konnte. Mark Cavendish konnte dagegen vier Siege vorweisen. Solche Gesamtsiege sind mathematische Hochleistungen, doch keine sportlichen.

Und auch beim Skispringen verhält es sich nicht anders. 2015 gewann Severin Freund in Lathi den zweiten Platz, weil die Führenden patzten und dadurch das Durchschnittsergebnis maßgeblich wurde. Das spricht ebenfalls nicht für sportliche Leistungen. In anderen Disziplinen verhält es sich ähnlich.

Insofern schützen die mathematischen Rechenkünste im Leistungssport nicht die Besten, sondern die Durchschnittlichsten. Sport hängt also nicht mehr von Stärke, Ausdauer oder Schnelligkeit ab, sondern vom Durchschnitt. Eigentlich müsste das den Tod für den Leistungssport bedeuten, wenn er nicht große Nationen begünstigen würde. Und so scheint nur Eiskunstlauf, die einzig ehrliche Sportart zu sein. Denn dabei kommt es auf Schönheit an. Und diese liegt bekanntermaßen im Auge des Betrachters.

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