Vor 70 Jahren wurden die beiden
bislang einzigen Atombomben in einem Krieg eingesetzt. Und zwar zur endgültigen
Klärung des Zweiten Weltkriegs in Ostasien. Dazu wurden am 06. beziehungsweise am
09. August 1945 zwei US-amerikanische Atombomben auf die japanischen Städte
Hiroshima und Nagasaki abgeworfen. Ein schreckliches Ereignis. Unter den Opfern
waren zahlreiche Zivilisten.
Anlässlich des Jahrestages widmet
das Erste seine Aufmerksamkeit und sein Programm der historischen Aufarbeitung,
um den Sinn und die Notwendigkeit der beiden Atombomben zu klären. Die Reportage des NDR kommt zu dem Schluss, dass es keine militärische
Notwendigkeit für den Atombombeneinsatz gab. Außerdem starben zu viele
Menschen, als dass tatsächlich Rüstungsunternehmen und Militäreinrichtungen
zerstört worden wären.
Mit diesen Erkenntnissen feiert
sich die ARD als wissenschaftlich relevant, weil es scheinbar neue Erkenntnisse
zutage fördert. Gleichzeitig wird die Sendung deshalb überall entsprechend groß beworben. Doch tatsächlich neu sind die Erkenntnisse von NDR-Korrespondent
Klaus Scherer nicht.
Seit langem ist der militärische
Nutzen des US-Atombombenabwurfs auf die beiden japanischen Städte in Zweifel
gezogen. Schließlich waren die alliierten Truppen in Ostasien auf dem
Vormarsch. So waren bereits viele japanische Städte durch alliierte
Luftangriffe zerbombt. Gleichzeitig wurde im April 1945 die heutige indonesische
Stadt Tarakan bombardiert. Das diente der Vorbereitung zur Invasion durch
australische Truppen am 01. Mai 1945. Damit begann der Vormarsch mithilfe der
Operation Oboe. Obwohl Japan aber noch zahlreiche Inseln und Gebiete besetzt
hielt, waren die japanischen Truppen auf dem Rückzug. Insofern war der Nutzen
der beiden Massenvernichtungswaffen tatsächlich unnütz. Doch der Einsatz dieser
zerstörerischen Waffen wurde nicht deshalb bewilligt, weil es sie gab. So
zumindest wird es in der Reportage von Scherer dargestellt. Nein, die
Atombomben dienten als Signal an die Sowjetunion. In der UdSSR sahen die
US-amerikanischen Strategen bereits den nächsten geopolitischen Gegenspieler.
Und deshalb erfolgte der Abwurf der beiden Bomben.
Dass die Bomben geringe
Zerstörung von Rüstungsfirmen und Militäreinrichtungen aufwiesen und weitaus
stärker die Zivilbevölkerung trafen, erfolgte mit dem Einsatz zwangsläufig. Für
die Atombomben gab es damals kein modernes Lenksystem, wie man es aus der
zeitgenössischen Kriegsführung kennt. Und Atombomben sollten anfänglich auch
nicht durch Flugzeuge transportiert und abgeworfen werden.
Bei einem Angriff der Roten Armee
und ihrer Verbündeten auf Westeuropa galt der Atombombenabwurf als zu ungenau.
Folglich wurden Atomgranaten entwickelt, die wie Minen durch Kontakt ausgelöst
würden. Diese Atomwaffen sollten bei einem Angriff der Sowjetarmee vergraben
werden. Erst durch den Sputnikschock 1957 war der militärische Nutzen von
Raketen und Lenksystemen offensichtlich und tatsächlich eingetreten. Der
Vorläufer des Sputniks in Form der deutschen V2 war noch zu unpräzise. Dagegen
absolvierte der Sputnik einen sauberen Flug und offenbarte, dass die Rote Armee
fortan jede Punkt der Welt zielgenau treffen könne.
Insofern waren alle Erkenntnisse
der ARD-Sendung bereits vorher bekannt. Die hochgelobten neuen Erkenntnisse
sind alt und wurden lediglich aufgewärmt. Damit hat sich Scherer nicht mit Ruhm
bekleckert.
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