Doktor Martin Luther King hatte
einen Traum, wonach seine vier kleinen Kinder eines Tages in einer Gesellschaft lebten, in der sie nicht nach ihrer Hautfarbe, sondern nach ihrem Charakter beurteilt würden. Das waren wunderbare Worte. King kämpfte nicht für sich,
sondern für seine vier Kinder, damit sie es irgendwann und irgendwie eines
Tages besser haben. Dazu benötigte es Gesetze zur Gleichbehandlung. So folgte
Mitte der 1960er Jahre unter den US-Präsidenten John F. Kennedy und Lyndon B.
Johnson (beide Demokraten) die vollkommene gesetzliche Gleichstellung von
farbigen und weißen Bürgern der USA. Daraus ergab sich die Hoffnung auf
baldigen Wohlstand für die schwarze Minderheit in den Vereinigten Staaten von
Amerika. Doch aus der Traum. Viele Afroamerikaner leben auch mehr als fünfzig
Jahre nach Erlangung der vollen Bürgerrechte noch immer am Rand der
Gesellschaft. Segregation in den USA ist gelebter Alltag. Daran ändern auch
politische Freiheitsrechte nichts, schließlich beruht die noch immer bestehende
Rassentrennung auf sozialer Benachteiligung. Und mittlerweile klaffen diese
Wunden öffentlich sichtbar in der US-amerikanischen Gesellschaft. Sanford, Ferguson,
New York, North Charleston und Baltimore – all diese Orte mit ihren
medienwirksamen Demonstrationen offenbaren nicht nur die öffentliche Empörung
über den Tod von Mitmenschen, sondern genauso die soziale Unzufrieden.
So befinden sich viele Schwarze
in den Vereinigten Staaten in einem Teufelskreislauf. Gute Arbeit kriegen sie nicht so einfach, und es gibt auch kaum soziale Förderungsprogramme. Das drängt
die Schwarzen an den Rand der Gesellschaft. Das führt bei manchen zu Vergehen
wie Versäumen von Unterhaltszahlungen wie bei Walter Scott und bei anderen Delikten
wie Einbrüche. Dass die US-Justiz nicht farbenblind ist, erkennt man sehr gut
daran, dass viel mehr Afroamerikaner als Weiße in US-amerikanischen Gefängnissen einsitzen. Das ist deren zweite Stigmatisierung.
Diese andauernde soziale
Ausgrenzung von Afroamerikanern basierend auf ihrer Rasse zeigt auf, dass
politische Freiheitsrechte nicht zwangsläufig soziale Gerechtigkeit mit sich
bringen. Ebenso verdeutlicht es das Scheitern der US-amerikanischen
Bürgerrechtsbewegung. Würde Doktor Martin Luther King heute noch leben, hätte
er resigniert und würde seinen Traum gescheitert sehen, weil seine vier kleinen
Kindern keine faire Beurteilung auf Grundlage ihres Charakters zuteilwurde,
sondern weil sie noch immer wegen ihrer Hautfarbe beurteilt werden. Das ist
bedauernswerterweise das Scheitern der US-Bürgerrechtsbewegung. Es ist auch in
Zukunft absehbar, dass sich an der misslichen Lage der schwarzen US-Bürger nicht
viel ändern wird.
Diese Polizeigewalt gegen farbige US-Bürger und den daraus resultierenden Demonstrationen fanden während der Präsidentschaft von Barack Obama, dem ersten schwarzen US-Präsidenten statt. Viele schwarze
Bürger kritisieren bereits seit langem, dass Obama zu wenig für seine schwarzen
Mitbürger bewirke. Natürlich kann ein gewählter Politiker nicht bestimmte
Gruppen bevorzugen und andere benachteiligen. So wollte Obama der Ansporn für
seine schwarzen Mitmenschen sein. Doch damit bewirkte Obama das Gegenteil von
dem, was er sich erhoffte. Er entkräftete unbewusst die US-Bürgerrechtsbewegung,
indem er den Afroamerikanern aufzeigte, dass es keine gläserne Decke gibt und
jeder US-Präsident werden kann. Denn scheinbar ist die US-Gesellschaft
vergleichsweise egalitär. Doch gleichzeitig beließ er viele schwarze Mitbürger am Rand der Gesellschaft, während nach wie vor mehr farbige als weiße Insassen
in US-Gefängnissen einsitzen. Die Präsidentschaft Obamas warf damit die
US-Bürgerrechtsbewegung in ihrer Entwicklung zurück. Doch vielleicht besinnt
sie sich auf soziale Forderungen, wodurch ein kompletter politischer Wandel
über das Land einhergehen könnte.
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