Samstag, 2. Mai 2015

Das Scheitern der US-Bürgerrechtsbewegung



Doktor Martin Luther King hatte einen Traum, wonach seine vier kleinen Kinder eines Tages in einer Gesellschaft lebten, in der sie nicht nach ihrer Hautfarbe, sondern nach ihrem Charakter beurteilt würden. Das waren wunderbare Worte. King kämpfte nicht für sich, sondern für seine vier Kinder, damit sie es irgendwann und irgendwie eines Tages besser haben. Dazu benötigte es Gesetze zur Gleichbehandlung. So folgte Mitte der 1960er Jahre unter den US-Präsidenten John F. Kennedy und Lyndon B. Johnson (beide Demokraten) die vollkommene gesetzliche Gleichstellung von farbigen und weißen Bürgern der USA. Daraus ergab sich die Hoffnung auf baldigen Wohlstand für die schwarze Minderheit in den Vereinigten Staaten von Amerika. Doch aus der Traum. Viele Afroamerikaner leben auch mehr als fünfzig Jahre nach Erlangung der vollen Bürgerrechte noch immer am Rand der Gesellschaft. Segregation in den USA ist gelebter Alltag. Daran ändern auch politische Freiheitsrechte nichts, schließlich beruht die noch immer bestehende Rassentrennung auf sozialer Benachteiligung. Und mittlerweile klaffen diese Wunden öffentlich sichtbar in der US-amerikanischen Gesellschaft. Sanford, Ferguson, New York, North Charleston und Baltimore – all diese Orte mit ihren medienwirksamen Demonstrationen offenbaren nicht nur die öffentliche Empörung über den Tod von Mitmenschen, sondern genauso die soziale Unzufrieden.


So befinden sich viele Schwarze in den Vereinigten Staaten in einem Teufelskreislauf. Gute Arbeit kriegen sie nicht so einfach, und es gibt auch kaum soziale Förderungsprogramme. Das drängt die Schwarzen an den Rand der Gesellschaft. Das führt bei manchen zu Vergehen wie Versäumen von Unterhaltszahlungen wie bei Walter Scott und bei anderen Delikten wie Einbrüche. Dass die US-Justiz nicht farbenblind ist, erkennt man sehr gut daran, dass viel mehr Afroamerikaner als Weiße in US-amerikanischen Gefängnissen einsitzen. Das ist deren zweite Stigmatisierung.

Diese andauernde soziale Ausgrenzung von Afroamerikanern basierend auf ihrer Rasse zeigt auf, dass politische Freiheitsrechte nicht zwangsläufig soziale Gerechtigkeit mit sich bringen. Ebenso verdeutlicht es das Scheitern der US-amerikanischen Bürgerrechtsbewegung. Würde Doktor Martin Luther King heute noch leben, hätte er resigniert und würde seinen Traum gescheitert sehen, weil seine vier kleinen Kindern keine faire Beurteilung auf Grundlage ihres Charakters zuteilwurde, sondern weil sie noch immer wegen ihrer Hautfarbe beurteilt werden. Das ist bedauernswerterweise das Scheitern der US-Bürgerrechtsbewegung. Es ist auch in Zukunft absehbar, dass sich an der misslichen Lage der schwarzen US-Bürger nicht viel ändern wird.

Diese Polizeigewalt gegen farbige US-Bürger und den daraus resultierenden Demonstrationen fanden während der Präsidentschaft von Barack Obama, dem ersten schwarzen US-Präsidenten statt. Viele schwarze Bürger kritisieren bereits seit langem, dass Obama zu wenig für seine schwarzen Mitbürger bewirke. Natürlich kann ein gewählter Politiker nicht bestimmte Gruppen bevorzugen und andere benachteiligen. So wollte Obama der Ansporn für seine schwarzen Mitmenschen sein. Doch damit bewirkte Obama das Gegenteil von dem, was er sich erhoffte. Er entkräftete unbewusst die US-Bürgerrechtsbewegung, indem er den Afroamerikanern aufzeigte, dass es keine gläserne Decke gibt und jeder US-Präsident werden kann. Denn scheinbar ist die US-Gesellschaft vergleichsweise egalitär. Doch gleichzeitig beließ er viele schwarze Mitbürger am Rand der Gesellschaft, während nach wie vor mehr farbige als weiße Insassen in US-Gefängnissen einsitzen. Die Präsidentschaft Obamas warf damit die US-Bürgerrechtsbewegung in ihrer Entwicklung zurück. Doch vielleicht besinnt sie sich auf soziale Forderungen, wodurch ein kompletter politischer Wandel über das Land einhergehen könnte.

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