Donnerstag, 14. Mai 2015

Das Ansehen von Arbeitslosen in unserer Gesellschaft



Eine Studie aus dem Jahr 2014 besagt, dass Arbeitslose in der bundesdeutschen Bevölkerung genauso wie Ausländer geringgeschätzt werden. Das ist beachtlich. Obwohl sich die Bundesrepublik seit der Fußballweltmeisterschaft in Deutschland 2006 als weltoffen feiert, herrschen noch immer starke Ressentiments gegenüber Migranten vor. Doch um nicht allzu antiquiert rüberzukommen, bedienen sich nun viele Mitmenschen neuer Vorurteile und hacken auf Arbeitslose rum. Doch weshalb? Vermutlich liegt das an den eigenen Abstiegsängsten.


So gibt es schon lange keine Sekretärinnen mehr. Schließlich existieren mittlerweile Computerprogramme, die diktierte Texte selbständig verschriftlichen. Außerdem wird demnächst die Nachfrage an Lokführern immer geringer. So fahren bereits in Barcelona, Budapest, São Paulo, Helsinki, im koreanischen Uijeongbu, im chinesischen Guangzhou oder in Paris U-Bahnen ohne Personal. Selbst der Beruf eines Piloten ist aufgrund des technischen Fortschritts mittlerweile überflüssig. Computer arbeiten nämlich fast fehlerfrei, fordern keinen Lohn und streiken nicht.

Doch das Problem der Arbeitslosigkeit ist nicht nur ein Problem der Arbeitslosen, sondern auch des Staates. Dieser Missstand zeigt das Versagen und die Schuld des Staatsapparates auf. Die Bundesrepublik sorgte für eine Schulbildung, was absolut notwendig und lobenswert ist. Im Anschluss an die Schulausbildung erfolgte eine Berufsausbildung. Da beinah die Hälfte der Schulabgänger Abiturienten sind, bewerben sich vielen von ihnen an einer Hochschule. Mit der Zulassung zum Studium buttert der Staat erneut viel Geld in die Ausbildung und sorgt zugleich für eine Überflutung an den Hochschulen. Allerdings bedarf es nicht so vieler Juristen, Mediziner und Historiker, wie man landläufig glauben mag. So finden selbst Roboter in der Krankenpflege sowie bei Herzoperationen immer größere Anwendung und machen damit die Notwendigkeit medizinischen Personals überflüssig. Dagegen helfen auch nicht weitere politische Maßnahmen wie die Agenda 2010 oder die Hartz-Reformen, um die Arbeitskräfte zu verbilligen: „Telefon und Telefax hätten auch dann die gelben Wagen der Post verdrängt, wenn der Postillion nur zur Hälfte seines Lohns in Horn geschmettert hätte. Der Bleisatz in den Zeitungssetzereien gehört nicht deshalb der Geschichte an, weil die Maschinensetzer zu viel verdienten, sondern weil der Computer erfunden wurde.

Schuld an der sozialen Schieflage sind aber nicht die Computer oder andere Maschinen. Diese haben nämlich zwei Funktionen. Einerseits sollen technische Geräte unsere Leben vereinfachen und uns behilflich sein, andererseits dienen sie dem Kapital zur Gewinnmaximierung. So etwas ist vollkommen verständlich und nachvollziehbar.

Somit sind wir irgendwann alle arbeitslos, wenn nicht einmal althergebrachte Berufe ihren Bestand haben werden. Lediglich zwei Tätigkeiten scheinen davon ausgenommen: Wirtschaftsbosse und Politiker. Und dieser Missstand zeugt von einer unfairen Verteilung. Während Normalbürger als Kunden und Regierte „wertgeschätzt“ werden, erfreuen sich Wirtschaftslenker und Politiker ihrer Sonderrechte, die sie durch ihre Tätigkeit genießen.

Allmählich sollten wir also damit beginnen, unsere bestehende Wirtschaftsform zu überdenken und unseren Staat stärker demokratisch auszubauen, damit wir nicht dauerhaft abgehängt und verängstigt bleiben.

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