Eine Studie aus dem Jahr 2014
besagt, dass Arbeitslose in der bundesdeutschen Bevölkerung genauso wie Ausländer geringgeschätzt werden.
Das ist beachtlich. Obwohl sich die Bundesrepublik seit der
Fußballweltmeisterschaft in Deutschland 2006 als weltoffen feiert, herrschen
noch immer starke Ressentiments gegenüber Migranten vor. Doch um nicht allzu
antiquiert rüberzukommen, bedienen sich nun viele Mitmenschen neuer Vorurteile
und hacken auf Arbeitslose rum. Doch weshalb? Vermutlich liegt das an den
eigenen Abstiegsängsten.
Diese Ängste sind berechtigt. Laut der Freisetzungstheorie des britischen Wirtschaftswissenschaftlers David Ricardo steigt die Arbeitslosigkeit bei konstanter Nachfrage und bei stetig wachsendem technischem Fortschritt. Dieser These schloss sich auch Karl Marx
an.
So gibt es schon lange keine
Sekretärinnen mehr. Schließlich existieren mittlerweile Computerprogramme, die
diktierte Texte selbständig verschriftlichen. Außerdem wird demnächst die
Nachfrage an Lokführern immer geringer. So fahren bereits in Barcelona, Budapest, São Paulo, Helsinki, im koreanischen Uijeongbu, im chinesischen Guangzhou oder in Paris U-Bahnen ohne Personal. Selbst der Beruf eines Piloten ist aufgrund des technischen Fortschritts mittlerweile überflüssig. Computer
arbeiten nämlich fast fehlerfrei, fordern keinen Lohn und streiken nicht.
Doch das Problem der
Arbeitslosigkeit ist nicht nur ein Problem der Arbeitslosen, sondern auch des Staates.
Dieser Missstand zeigt das Versagen und die Schuld des Staatsapparates auf. Die
Bundesrepublik sorgte für eine Schulbildung, was absolut notwendig und
lobenswert ist. Im Anschluss an die Schulausbildung erfolgte eine
Berufsausbildung. Da beinah die Hälfte der Schulabgänger Abiturienten sind, bewerben
sich vielen von ihnen an einer Hochschule. Mit der Zulassung zum Studium
buttert der Staat erneut viel Geld in die Ausbildung und sorgt zugleich für
eine Überflutung an den Hochschulen. Allerdings bedarf es nicht so vieler
Juristen, Mediziner und Historiker, wie man landläufig glauben mag. So finden
selbst Roboter in der Krankenpflege sowie bei Herzoperationen immer größere Anwendung und machen damit die Notwendigkeit medizinischen Personals
überflüssig. Dagegen helfen auch nicht weitere politische Maßnahmen wie die
Agenda 2010 oder die Hartz-Reformen, um die Arbeitskräfte zu verbilligen: „Telefon und Telefax hätten auch dann die gelben Wagen der Post verdrängt, wenn der Postillion nur zur Hälfte seines Lohns in Horn geschmettert hätte. Der Bleisatz in den Zeitungssetzereien gehört nicht deshalb der Geschichte an, weil die Maschinensetzer zu viel verdienten, sondern weil der Computer erfunden wurde.“
Schuld an der sozialen Schieflage
sind aber nicht die Computer oder andere Maschinen. Diese haben nämlich zwei
Funktionen. Einerseits sollen technische Geräte unsere Leben vereinfachen und
uns behilflich sein, andererseits dienen sie dem Kapital zur Gewinnmaximierung.
So etwas ist vollkommen verständlich und nachvollziehbar.
Somit sind wir irgendwann alle
arbeitslos, wenn nicht einmal althergebrachte Berufe ihren Bestand haben
werden. Lediglich zwei Tätigkeiten scheinen davon ausgenommen: Wirtschaftsbosse
und Politiker. Und dieser Missstand zeugt von einer unfairen Verteilung.
Während Normalbürger als Kunden und Regierte „wertgeschätzt“ werden, erfreuen
sich Wirtschaftslenker und Politiker ihrer Sonderrechte, die sie durch ihre
Tätigkeit genießen.
Allmählich sollten wir also damit
beginnen, unsere bestehende Wirtschaftsform zu überdenken und unseren Staat stärker
demokratisch auszubauen, damit wir nicht dauerhaft abgehängt und verängstigt
bleiben.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen