Helmut Schmidt sagte einmal: „Wer
eine Vision hat, soll zum Arzt gehen.“ Der Grund für die Aussage kann Schmidt
nicht mehr genau erklären. Angeblich war es „eine pampige Antwort auf eine dusselige Frage.“ Scheinbar mag Schmidt doch ab und an ‘mal eine Vision.
Doch welche Vision soll die SPD
verkörpern und vertreten? Links steht die Linke und schreitet mit Forderungen
voran, die sich die zaghafte SPD erst einmal nicht zutrauen möchte. Rechts von
ihr steht die Union mit scheinbar politischer Gleichgültigkeit. Und neben der
SPD stehen die Grünen, denen der Atom- und Kohleausstieg nicht schnell genug
geht. Bis auf die SPD sind das derzeit alles originäre Parteien. Zwar bedienen
sich diese Parteien auch bei den Inhalten der anderen, aber nur die SPD steht
ohne wirklich eigenes Konzept da.
Wie auch? In der Mitte ist ja
auch kein Platz. Da wird man zerrissen zwischen Gleichgültigkeit und Mut. Wie
will da die SPD jemals wieder bedeutende Wahlen gewinnen? Mit Hannelore Kraft
aus Nordrhein-Westfalen klappt das sicherlich, weil sie dem dortigen Naturell entspricht.
Vielleicht bedarf es eines Kandidaten mit bayrischem oder sächsischem Idiom, um
endlich einmal eine Wahl in Bayern oder Sachsen gewinnen zu können. Doch das
ist nur bedingt mutig, aber nicht kosmopolitisch, wie die SPD gern sein möchte.
So versucht die Sozialdemokratie gerade städtische Wählerschaften anzusprechen,
da wirkt ein regionaler Dialekt hinterwäldlerisch. Außerdem sind gerade die
Grünen in den Städten stark, weil sie die ländliche Sehnsucht der bequemen
Städter bedienen können.
Wie die FDP an Bedeutung verlor,
weil die Wähler kein Irgendetwas zwischen Gemütlichkeit und Fortschritt wollte,
wird es auch der SPD ergehen. Einziges Gegenmittel: Visionen! Sonst geht eine
nette, alte Partei bald verloren.
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