Sonntag, 23. November 2014

Visionen aus der Mitte



Helmut Schmidt sagte einmal: „Wer eine Vision hat, soll zum Arzt gehen.“ Der Grund für die Aussage kann Schmidt nicht mehr genau erklären. Angeblich war es „eine pampige Antwort auf eine dusselige Frage.“ Scheinbar mag Schmidt doch ab und an ‘mal eine Vision.

Doch welche Vision soll die SPD verkörpern und vertreten? Links steht die Linke und schreitet mit Forderungen voran, die sich die zaghafte SPD erst einmal nicht zutrauen möchte. Rechts von ihr steht die Union mit scheinbar politischer Gleichgültigkeit. Und neben der SPD stehen die Grünen, denen der Atom- und Kohleausstieg nicht schnell genug geht. Bis auf die SPD sind das derzeit alles originäre Parteien. Zwar bedienen sich diese Parteien auch bei den Inhalten der anderen, aber nur die SPD steht ohne wirklich eigenes Konzept da.

Wie auch? In der Mitte ist ja auch kein Platz. Da wird man zerrissen zwischen Gleichgültigkeit und Mut. Wie will da die SPD jemals wieder bedeutende Wahlen gewinnen? Mit Hannelore Kraft aus Nordrhein-Westfalen klappt das sicherlich, weil sie dem dortigen Naturell entspricht. Vielleicht bedarf es eines Kandidaten mit bayrischem oder sächsischem Idiom, um endlich einmal eine Wahl in Bayern oder Sachsen gewinnen zu können. Doch das ist nur bedingt mutig, aber nicht kosmopolitisch, wie die SPD gern sein möchte. So versucht die Sozialdemokratie gerade städtische Wählerschaften anzusprechen, da wirkt ein regionaler Dialekt hinterwäldlerisch. Außerdem sind gerade die Grünen in den Städten stark, weil sie die ländliche Sehnsucht der bequemen Städter bedienen können.

Wie die FDP an Bedeutung verlor, weil die Wähler kein Irgendetwas zwischen Gemütlichkeit und Fortschritt wollte, wird es auch der SPD ergehen. Einziges Gegenmittel: Visionen! Sonst geht eine nette, alte Partei bald verloren.

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