Sonntag, 30. November 2014

Beim Bio-Markt



Angeblich sind Bio-Produkte vergleichsweise günstig sowie erschwinglich oder gar nicht ‘mal so teuer. Das hängt ganz von der Betrachtungsweise ab. Da trifft es sich gut, dass schräg gegenüber von meiner Wohnung ein sogenannter Bio-Supermarkt ist. Ich selbst war ganze drei Mal dort. Öfter nicht, wirklich. Und immer ohne irgendeine Ware erworben zu haben. Denn der Laden wirkt immer etwas befremdlich. Darin riecht es ganz streng nach Eisen. Scheinbar frequentieren viele Vegetarier oder Veganer den Laden, weswegen die angebotenen Produkte geradezu von Eisen zu strotzen scheinen. Auf alle Fälle ist das Angebot spärlich auf zwei kleine Reihen verteilt. Neben Saisonfrüchten gibt es nur Bananen. Und diese sehen weder ansprechend noch abstoßend aus. Einfach nur nichtssagend.

Ganz besonders faszinierend ist allerdings die Kundschaft in diesem Laden. Sie verbindet Frauen und Männer. Westfalen mit Rheinländern. Norddeutschen mit Süddeutschen. Das war’s auch mit den Unterschieden. Ansonsten gibt es viele Gemeinsamkeiten, was die Kunden anbelangt. So etwa sind es meist Leute, die am Anfang ihrer zweiten Lebenshälfte stehen. Entweder sind deren eigenen Kinder aus dem Haus, weswegen sie sich neuerdings die Bio-Ware leisten können, oder es gab nie Kinder.

Eine weitere Ähnlichkeit ist deren dünne Figur. Vermutlich sind die Waren dort so teuer, dass sich die Kunden im Bio-Laden lediglich kleine Mengen kaufen können und entsprechend davon diätisch leben. Bei einer älteren Dame war dies am vergangenen Freitag, dem 28. November 2014, besonders auffällig. Sicherlich machte die Dame ihre Wochenendeinkäufe. Joghurt, Brot, Aufstrich und noch ein paar Kleinigkeiten. Es war alles nicht viel. Ihre Besorgungen füllte sie in eine Tüte vom Klamotten-Discounter Takko. Daran erkennt man gut, dass gesunde Bio-Nahrung eine Gegenrechnung hat. Was die alte Frau an kostengünstig produzierter Kleidung aus Bangladesch spart, gibt sie für ihre gesunde Bio-Nahrung aus. Sie spart sich das gute Essen vom Munde ab, könnte man meinen.

Jedoch zeugt der Konsum von Bio-Produkten davon, dass er nicht automatisch mit weiteren Einsichten einhergeht. Man könnte glauben, weil die Bio-Bauern, -Produzenten und -Verkäufer gern mit biologischer und sozialer Nachhaltigkeit werben, dass diese Einsicht auch beim Endverbraucher angelangt ist. Doch weit gefehlt. Die Probleme werden im konkreten Fall der Frau nur globalisiert und auf einen anderen Erdteil verfrachtet. Aus den Augen, aus dem Sinn.

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