Dieses Wochenende ist der erste
Advent. Das ist gewöhnlich das Wochenende, am dem Münsters größter Stadtteil
Hiltrup sein Lichterfest feiert. Das wird als traditionsreich beschrieben,
obwohl es erst zum neunten Mal stattfindet. Tradition bedarf meines Erachtens
nach etwas mehr, aber egal.
In Hiltrup fand zur gleichen Zeit der Winterzauber des Landwirtschaftsverlags statt, eine Art Weihnachtsmarkt von
der Landlust. Dabei will der Landlust-Winterzauber gar kein Weihnachtsmarkt sein. Die Landlust ist jedenfalls das Zugpferd des Verlags. Ein
SPIEGEL-Bericht, in dem dieses Hochglanzmagazin thematisiert wurde, trug den
Titel „Flucht in die Idylle – Die meisten Deutschen leben in der Stadt – und träumen von einem Leben auf dem Dorf. Ihre Sehnsucht nach der heilen Welt im Grünen ist zu einem Milliardengeschäft geworden. Tatsächlich aber veröden ganze Landstriche.“
Und so war schon klar, was einen beim
Winterzauber der Landlust erwartet. Tannenbäume, Glühwein und andere
Weihnachtsmarktsachen. Und ganz wichtig: Ganz viele Abo-Stände des
Landwirtschaftsverlags mit Buchauslagen.
Ich muss ganz ehrlich gestehen,
dass die Printprodukte des Verlags nicht schlecht gemacht sind. Gute,
ansprechende Bilder und nachvollziehbare Erklärungen. Vergleicht man allerdings
die Kochbücher mit denen von anderen Verlagen, stellt man fest, dass der LV
kein Trendsetter ist. So mutig ist er nicht. Da ist es nicht verwunderlich,
dass der Verlag bei einem Gewinnspiel eine Reise für zwei Personen nach München
anbot. In München sitzt nämlich Gräfe und Unzer, die erfolgreichere Konkurrenz.
Und dorthin schielen die Mitarbeiter des Hiltruper Verlags scheinbar auch, wenn
es an die Erstellung von neuen Kochbüchern geht. So hat der
Landwirtschaftsverlag seit 2013 nun auch ein Burger-Kochbuch, nachdem GU im Jahr 2014 die vierte Auflage seines Burger-Buchs herausbrachte. Beide Bücher
sind äußerst ansprechend. Und so fragt man sich beim Kartoffelsalat-Kochbuch, was sich der LV da dachte. Kartoffelsalate sind absolut lecker. Dabei tut es
keinen Unterschied, ob es nun die bayrische oder Essener Variante ist. Aber
kann es der Bringer sein, wenn man dem Konsumenten 40 verschiedene Kartoffelsalate
verkaufen will? GU hat nach seinem Erfolg mit „1 Nudel – 50 Saucen“ auch nicht „50
Nudelsalate“ herausgebracht. Aber vielleicht schenke ich meiner Mutter ja zu
Weihnachten das Kartoffelsalat-Kochbuch vom Landwirtschaftsverlag. Ansonsten
wird es auch das Burger-Buch vom gleichen Verlag, schließlich ist sie irgendwo
verständlicherweise Fan vom LV.
Der restliche
Winterzauber-Weihnachtsmarkt war auch irgendwie interessant. Er zeigte die
Stationen der LV-Redakteure im letzten Jahr. Es fehlte nur der neue Traktor von
John Deere. Das passt allerdings auch nicht in das Konzept der Landlust.
Ansonsten war alles da, was die deutsche Großstadtgemütlichkeit benötigte.
Filzkleider, Metzger und Schmuck. Ein Metzgereistand trug den Namen „Münsterländer“.
Dessen Logo war ein Münsterland-Hund. Das verleitete mich zu Frage, ob der
Metzgermeister auch wirklich echten Hund verwende. Das wurde nach einer
Denkpause verneint.
Beim Schmuck gab es viel schmiedeeiserne
Kunst. Außerdem noch Korkprodukte aus Hannover. Die Verkäuferinnen dieses
Standes schienen auch die Betreiber des Geschäfts zu sein und kamen vermutlich
aus Portugal, wo Korkbäume angebaut wurden. Ich freute mich für die beiden
Portugiesen, dass sie wenigstens noch alle Fingerglieder besaßen. Das ist
nämlich keine Selbstverständlichkeit im Korkgeschäft. Doch sicherlich haben
deren Väter keine vollständigen Hände mehr.
Als die Sonne dann über Hiltrup
unterging, strömten immer mehr Besucher auf den Weihnachtsmarkt. Also aß ich
nur noch schnell eine Wildbratwurst, das absolute Highlight auf diesem Markt.
Vermutlich bestand die Wurst überwiegend aus Wildschwein, doch das war echt
lecker.
Wer also einen komisch
weihnachtlichen Nicht-Weihnachtsmarkt einmal erleben will, dem kann ich den
Winterzauber der Landlust empfehlen. Davon gibt es im nächsten Jahr sicherlich
eine Neuauflage.
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