Sonntag, 30. November 2014

Die Landlust und der Weihnachtsmarkt



Dieses Wochenende ist der erste Advent. Das ist gewöhnlich das Wochenende, am dem Münsters größter Stadtteil Hiltrup sein Lichterfest feiert. Das wird als traditionsreich beschrieben, obwohl es erst zum neunten Mal stattfindet. Tradition bedarf meines Erachtens nach etwas mehr, aber egal.


Und so war schon klar, was einen beim Winterzauber der Landlust erwartet. Tannenbäume, Glühwein und andere Weihnachtsmarktsachen. Und ganz wichtig: Ganz viele Abo-Stände des Landwirtschaftsverlags mit Buchauslagen.

Ich muss ganz ehrlich gestehen, dass die Printprodukte des Verlags nicht schlecht gemacht sind. Gute, ansprechende Bilder und nachvollziehbare Erklärungen. Vergleicht man allerdings die Kochbücher mit denen von anderen Verlagen, stellt man fest, dass der LV kein Trendsetter ist. So mutig ist er nicht. Da ist es nicht verwunderlich, dass der Verlag bei einem Gewinnspiel eine Reise für zwei Personen nach München anbot. In München sitzt nämlich Gräfe und Unzer, die erfolgreichere Konkurrenz. Und dorthin schielen die Mitarbeiter des Hiltruper Verlags scheinbar auch, wenn es an die Erstellung von neuen Kochbüchern geht. So hat der Landwirtschaftsverlag seit 2013 nun auch ein Burger-Kochbuch, nachdem GU im Jahr 2014 die vierte Auflage seines Burger-Buchs herausbrachte. Beide Bücher sind äußerst ansprechend. Und so fragt man sich beim Kartoffelsalat-Kochbuch, was sich der LV da dachte. Kartoffelsalate sind absolut lecker. Dabei tut es keinen Unterschied, ob es nun die bayrische oder Essener Variante ist. Aber kann es der Bringer sein, wenn man dem Konsumenten 40 verschiedene Kartoffelsalate verkaufen will? GU hat nach seinem Erfolg mit „1 Nudel – 50 Saucen“ auch nicht „50 Nudelsalate“ herausgebracht. Aber vielleicht schenke ich meiner Mutter ja zu Weihnachten das Kartoffelsalat-Kochbuch vom Landwirtschaftsverlag. Ansonsten wird es auch das Burger-Buch vom gleichen Verlag, schließlich ist sie irgendwo verständlicherweise Fan vom LV.

Der restliche Winterzauber-Weihnachtsmarkt war auch irgendwie interessant. Er zeigte die Stationen der LV-Redakteure im letzten Jahr. Es fehlte nur der neue Traktor von John Deere. Das passt allerdings auch nicht in das Konzept der Landlust. Ansonsten war alles da, was die deutsche Großstadtgemütlichkeit benötigte. Filzkleider, Metzger und Schmuck. Ein Metzgereistand trug den Namen „Münsterländer“. Dessen Logo war ein Münsterland-Hund. Das verleitete mich zu Frage, ob der Metzgermeister auch wirklich echten Hund verwende. Das wurde nach einer Denkpause verneint.

Beim Schmuck gab es viel schmiedeeiserne Kunst. Außerdem noch Korkprodukte aus Hannover. Die Verkäuferinnen dieses Standes schienen auch die Betreiber des Geschäfts zu sein und kamen vermutlich aus Portugal, wo Korkbäume angebaut wurden. Ich freute mich für die beiden Portugiesen, dass sie wenigstens noch alle Fingerglieder besaßen. Das ist nämlich keine Selbstverständlichkeit im Korkgeschäft. Doch sicherlich haben deren Väter keine vollständigen Hände mehr.

Als die Sonne dann über Hiltrup unterging, strömten immer mehr Besucher auf den Weihnachtsmarkt. Also aß ich nur noch schnell eine Wildbratwurst, das absolute Highlight auf diesem Markt. Vermutlich bestand die Wurst überwiegend aus Wildschwein, doch das war echt lecker.

Wer also einen komisch weihnachtlichen Nicht-Weihnachtsmarkt einmal erleben will, dem kann ich den Winterzauber der Landlust empfehlen. Davon gibt es im nächsten Jahr sicherlich eine Neuauflage.

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