Mittwoch, 26. November 2014

Die Schuld des Anderen



Über den Nahostkonflikt findet man viel Literatur. Noam Chomsky, Victor Ostrovsky, Tom Segev, Gershom Gorenberg und Rolf Verleger, um nur ein paar zu benennen.

Unter den genannten stechen Segev und Gorenberg besonders hervor. Segev ist eher als links-liberal einzuschätzen und steht der israelischen Friedensbewegung nah, während Gorenberg orthodox-jüdischer Israeli ist. Beide befassen sich in ihren Büchern mit dem Konflikt zwischen Israelis und Palästinensern und machen jeweils unterschiedliche politische Kräfte Israels als Schuldigen für die Stagnation bei den Friedensverhandlungen aus.

Segev weist dem konservativen Likud-Block und den orthodoxen bis ultra-orthodoxen Juden in Israel die Schuld zu, schließlich sind sie angeblich beseelt von der Wiederherstellung der historischen Größe Israels. Dagegen sagt Gorenberg aus, dass die säkulare Arbeitspartei mit David Ben-Gurion und seinen Nachfolgern Schuld am Konflikt tragen. Schließlich diene der Zionismus laut Gorenberg als Ersatzreligion für die säkularisierten Juden, die sich durch einen eigenen Staat ein Zusammengehörigkeitsgefühl erhoffen. Außerdem lehnen orthodoxe Juden eine jüdische Herrschaft ab, solange nicht der Messias daherkommt. So beschreibt auch Rolf Verleger den Zionismus. Ferner wurde das restliche Palästina unter der Regentschaft der Ministerpräsidenten von der Arbeitspartei Ben-Gurion und Jitzchak Rabin einverleibt, so Gorenberg.

Was ist, wenn sowohl Segev als auch Gorenberg recht haben und doch beide falsch liegen? Noam Chomsky spricht im Gegensatz zu Segev und Rabin von Falken und Tauben in den jeweiligen politischen Lagern. Das ist eine schwammige Bezeichnung, allerdings die genauest mögliche.

Und dient diese Schuldzuweisung innerhalb der israelischen Politikerkaste nicht auch der Verhinderung einer Friedenslösung? Ist das nicht der eigentliche Grund, weshalb es seit über 65 Jahren noch keinen eigenständigen Palästinenserstaat gibt?

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