Freitag, 21. November 2014

Meine Filmkritik



Letztes Wochenende lieh ich mir ja verschiedene Filme im Novum-Sexshop aus. Das waren „Grand Budapest Hotel“, „Monuments Men“, „Nicht mein Tag“, „American Hustle“, „Stromberg – Der Film“ sowie „Vaterfreuden“. In der Reihenfolge, in der ich die Filme aufgezählt habe, ist auch die inhaltliche Qualität.

Auf Platz eins ist „Grand Budapest Hotel“ von Wes Anderson („Die Royal Tenenbaums“, „Die Tiefseetaucher“ und „Darjeeling Limited“ u.v.m.). Der Film ist eine solide Arbeit, die auf den Büchern des Österreichers Stefan Zweig beruhen. Und die Filmarbeiten fanden im sächsischen Görlitz statt. Dort, wo selbst Tschechien westlich liegt. Görlitz ist sicherlich noch eine „naturbelassene“ Stadt und somit passend für einen fiktiven Historienfilm. „Grand Budapest Hotel“ ist keine wirkliche Komödie, es ist eher ein film drôle. So wie die anderen Filme von Wes Anderson auch. Auf alle Fälle ist „Grand Budapest Hotel“ einfach nur sehenswert und das sogar mehrmals, weil darin europäische Geschichte thematisiert wird. Aufstieg und Fall eines faschistischen Systems sowie der weitere Niedergang in Osteuropa.

„Monuments Men“ ist ebenfalls ein Historienfilm, der angeblich auf wahren Begebenheiten beruht. In diesem Film kämpfen Künstler und Kunstsachverständige der westlichen Alliierten gegen die Zerstörung und den Verlust von Nazi-Raubkunst sowie gegen die spätere Einverleibung durch die Sowjets. Der Film spielt im Jahr 1944 und 1945. Es gibt lustige Szenen, die das ganze aufheitern. Aber wiegt Kunst tatsächlich mehr als Menschenleben, bloß weil es Menschheitsgeschichte widerspiegelt? Der Charakter Frank Stokes (gespielt von George Clooney) beantwortete diese Frage am Ende des Films mit einem überzeugten Ja. Diese Meinung kann man teilen, allerdings steckt darin auch Menschenverachtung. Natürlich haben deutsche Soldaten und SS-Mannschaften große Schuld auf sich geladen, als sie während des Zweiten Weltkriegs Kunst raubten und/oder zerstörten. Jedoch kann Kunst niemals Menschenleben aufwiegen. Das ist eine Lehre aus unserer Nazi-Vergangenheit. Ein Menschenleben ist und bleibt eben unbezahlbar! Menschen leben außerdem der Zukunft zugewandt. Ferner können niemals alle Schätze bewahrt werden. Sonst stünde noch der Leuchtturm von Alexandria, eines der sieben Weltwunder, das kein heidnisches Götzenbild war. Mit solchen Aussageabsichten verspielte der Film seine Sympathien.

Auf Platz drei steht bei mir „Nicht mein Tag“ von Peter Thorwarth. Die Romanvorlage stammt von Ralf Husmann, dem Schöpfer von Stromberg. Die Umsetzung des Films erinnert irgendwie an „Bang Boom Bang“, ebenfalls von Thorwarth. In Erinnerung bleibt nur ein Bankräuber, der mit seinem Ford Mustang durch die Gegend fährt. Fast so wie bei „Bang Boom Bang“, nur da war es ein Ford Taunus. Bloß darin gab es den Charakter Keek, gespielt von Oliver Korittke, der dauernd bekifft und damit sehr unterhaltsam war. Das Pendant zu Keek im Film „Nicht mein Tag“ ist Till Reiners alias Axel Stein. Der Film ist tatsächlich turbulent und kurzweilig, aber eine Komödie ist es absolut nicht. Zwar versucht sich Nappo (Moritz Bleibtreu) in Witzen, doch diese verhallen schnell. Unvergesslich bleibt die Nacktszene mit Jasmin Gerat.

Und nun der undankbare vierte Platz mit „American Hustle“. Der Film war für viele Oscars nominiert und gewann keinen einzigen. Durchaus berechtigt, schließlich ist der Film einfach nur langatmig. Man fragt sich nach einer Stunde, was das alles soll. Und selbst nach 90 Minuten ist man nicht viel schlauer, zumindest war dann schon die Mafia da. Erst nach zwei Stunden und zehn Minuten wird klar: Die kleinen Fische wie korrupte Politiker und Handlanger werden gefasst, doch die großen Fische von der Mafia bleiben ungeschoren. Nun ja, das ist sicherlich richtig. Zumindest in den USA der 1970er. Doch die asthmatische Synchronstimme des Hauptdarstellers Christian Bale war einfach zu viel. Normalerweise spricht David Nathan für den Schauspieler Judah Friedlander aus der Serie 30 Rock, wo er den Frank Rossitano mimt. Da ist es auch vollkommen erträglich und eigentlich sogar amüsant. Aber mehr als zwei Stunden Röcheln mit David Nathan ist etwas zu viel, wenn man so lange auf den tatsächlichen Inhalt warten muss.

Der vorletzte Film ist „Stromberg – Der Film“, ebenfalls mit einer Romanvorlage von Ralf Husmann. Die Serie „Stromberg“ war ganz lustig, auch wenn sie leider nicht dem US-amerikanischen Pendant „The Office“ mit Steve Carrell (ebenfalls nicht das Original, das eigentlich aus Großbritannien stammt) mithalten kann. Doch der Film entfernt sich sehr stark von der Serie, womit man sehr froh sein darf, dass man sich nicht am Crowdfunding für diesen Film beteiligt hat. Dass der Charakter Bernd Stromberg so erfolgreich wurde, passte auch schon in die fünfte Staffel nicht. Aber dass er letztendlich bei der SPD landete, daran störte sich selbst Husmann, obwohl er das Drehbuch lieferte. Ferner passen auch die Charaktere Berkel und Turçulu nicht. Die ähneln nicht den Charakteren, wie es sie in der ersten Staffel gab. Ganz abstrus wird der Film jedoch, nachdem Stromberg mit den Vorstandskollegen der Capitol-Versicherung in den Edelpuff geht. Da hat sich Husmann bei der Ergo-Versicherung bedient. Scheinbar fiel ihm kein passendes Ende ein, wodurch der Film auch so schlecht geriet.

Doch ganz schlecht ist der Film „Vaterfreuden“. Eigentlich mag ich Matthias Schweighöfer. Er ist auch kein schlechter Schauspieler. Und ehrlich gesagt, obwohl der Film absehbar schlecht war, musste ich ihn sehen. Wegen Schweighöfer. Doch hat man einen Film von ihm gesehen, kennt man alle. In „What a man“ lieferte richtig gute Arbeit ab. Doch mit „Rubbeldiekatz“ begann der Abstieg. Der Film war zwar ganz nett, aber irgendwie bloß ein Plagiat von „Notting Hill“. „Russendisko“ war auch nicht wirklich schlecht, aber auch nicht wirklich gut. Doch „Schlussmacher“ sowie „Vaterfreuden“ waren mehr als vorhersehbare Filme. Schweighöfer scheint ein großer Freund der Hollywood-Liebesfilme zu sein und verfährt entsprechend. Schöne, erfolgreiche Menschen, teure Autos und schicke Single-Wohnungen. Und wenn es einmal mit dem Inhalt im Film nicht reicht, gibt es Großaufnahmen in idyllischer Kulisse mit lautstarker Musik. So etwas fand in dezenterer Form seinen Ursprung in „Notting Hill“, als der irische Sänger Ronan Keating mit „When you say nothing at all“ lautstark eingespielt wurde. Dieses Lied wurde extra für den Film geschrieben. Til Schweiger bediente sich in „Keinohrhasen“ sowie „Kokowäah“ ebenfalls dieses Stilmittels. Doch erst Schweighöfer übertrieb es.

Inhaltlich hat der Film nichts zu bieten. Schweighöfer alias Felix, ein überzeugter Single-Mann, wird zwangsweise von einem Marder sterilisiert. Und auf einmal wächst in ihm der Kinderwunsch heran. Sein Bruder Henne will ihm helfen und ist einfach nur ein dummer Trottel. Nein, nicht nur dumm oder ein Trottel, sondern tatsächlich ein dummer Trottel. Dabei trifft Felix auf die Empfängerin von Felix‘ früheren Samenspende. Sie ist zwar liiert, aber unverheiratet. Das passt also inhaltlich nicht, weil das Bundessozialgericht die Übernahme der Kosten für die Spende nur verheirateten Paaren zugesteht.

Jedenfalls erinnert die zukünftige Mutter aus dem Film Maren (Isabell Polak) an ein Gesicht aus der Joghurt-Werbung. Und genauso spielt sie auch. Lächeln und einfache Gefühle. So ist Maren anfänglich nicht von Felix begeistert, jedoch nähern sich die beiden allmählich an. Und der Filme endet ganz vorhersehbar. In der US-Serie „Friends“ lief Ross wegen Rachel zum Flughafen, Liz Lemon aus „30 Rock“ macht das jeden Tag, und Felix fährt mit dem Auto im ersten Gang zu seiner Maren. Wenn das nicht großes Kino ist?! Eben Daily Soap auf 90 Minuten gestutzt.

Anhand von Schweighöfers Produktion erkennt man sehr gut den Werdegang des deutschen Films. Früher gab es regelmäßig Meisterwerke, doch die bleiben mittlerweile aus. Leider will ja kaum einer „Tschonk!“, „Sophie Scholl“ oder „Das Leben der Anderen“ sehen, wodurch sich diese Produktionen nicht bezahlt machen. Und so müssen sich deutsche Produktionen zwangsweise Hollywood annähern. Doch Hollywood schreitet gerade mächtig voran. Der US-amerikanische Regisseur David Fincher legt das in seinem Essay sehr gut dar. Die Charaktere müssen komplexer werden. Das schafft der Film nicht mehr zwangsläufig, weswegen der Trend zu Serien geht. Doch das begreifen deutsche Filmproduzenten nicht. Trotzdem werden deutsche Filmkonsumenten immer wieder zu teureren US-Produktionen ins Kino laufen. George Clooney zieht einfach. Der könnte auch 90 Minuten still auf dem Sofa sitzen. Das ist schade für den deutschen Film.

Ich wollte auf alle Fälle all die genannten Filme sehen, also habe ich sie mir ausgeliehen. Dass ich jedoch alle empfehlen kann, ist absolut nicht der Fall. Einzig „Grand Budapest Hotel“ kann ich besten Gewissens empfehlen. Alle anderen Filme sind mit größeren oder kleineren Abstrichen genießbar.

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