Die öffentlich-rechtlichen
Sendeanstalten in Deutschland haben einen staatlichen Auftrag. Und zwar einen
Bildungsauftrag. Sie sollen den Bürger mit Informationen beliefern und damit
seiner politischen Meinungsbildung behilflich sein. Wenn es das ‘mal wäre!
Vielmehr scheinen die Reporter
und Redakteure allzu sensationslüstern. Scheinbar geht es nicht mehr um Bildung
und Inhalte, sondern um Quote. Vor fünf Wochen war Kobane in allen Medien. Die ARD übertrug einen Brennpunkt und malte den Teufel an die Wand. Letzte Woche
Dienstag erfolgte ein schreckliches Massaker in einer Jerusalemer Synagoge, bei
dem fünf Israelis starben. Große Berichterstattung dazu in allen Medien. Die ARD übertrug einen Brennpunkt und malte den Teufel an die Wand. Am heutigen
Dienstag entschied eine Jury in den USA, dass der US-amerikanische Polizist
Darren Williams aus Ferguson im US-Bundesstaat Missouri nicht angeklagt wird. Der
weiße Polizist Williams hatte den unbewaffneten, schwarzen Jugendlichen Michael
Brown mit mindestens sechs Schüssen getötet. Für deutsche Verhältnisse eine unvorstellbare
Grausamkeit. Der Verzicht auf eine Anklage Williams war in allen deutschen Medien.
Schließlich kam es in den USA landesweit zu Unruhen und Demonstrationen. Die ARD übertrug einen Brennpunkt und malte den Teufel an die Wand.
Das sind alles wirklich sehr
schreckliche Ereignisse, bei denen Menschen starben. Unbestritten: Es ist wichtig,
dass die Welt von all den genannten Ereignissen erfährt. Doch was soll uns eine
derartige Aufbauschung dieser Nachrichten bedeuten? Am heutigen Dienstag begann im Bundestag die Debatte zum Haushaltsentwurf 2015. Es war ein kurzer Beitrag,
dabei betrifft uns dieser Punkt unmittelbar. Das soll nun hier kein Aufwiegen
von Menschenleben gegenüber Staatsfinanzen darstellen.
Doch die unverhältnismäßige Berichterstattung
über Kobane, Jerusalem und Ferguson wirkt sensationslüstern, voyeuristisch, selbstgerecht,
anmaßend und abgehoben. Es scheint, als wollten sich Tagesschau und Co. an den Toten
ergötzen und dabei ihren Auftrag zur Meinungsbildung vernachlässigen. Und so kommt
es oftmals vor, dass der Bericht eines gelangweilten Reporters über den
Haushaltsentwurf erfolgt, während anschließend ein euphorischer
Berichterstatter das aktuelle Fußballspiel kommentiert. Dabei ist Fußball ein
äußerst langsamer und damit langweiliger Sport mit äußerst kurzer Halbwertszeit.
Gleichzeitig ist Sport noch weniger relevant als jedes andere Ereignis in der
Welt. Die Nachrichtenmacher brauchen also endlich einmal eine inhaltliche
Neuausrichtung, damit der Haushaltsentwurf seine entsprechende Würdigung
erfährt und die Geschehnisse in Kobane, Jerusalem sowie Ferguson nicht unerwähnt bleiben.
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