Gewerkschaften haben zweifellos eine
gesellschaftliche Bedeutung. ver.di selbst weiß das nur zu gut. Und so kämpft
sie um ihre politische Bedeutung, indem sie ständig um neue Mitglieder wirbt.
Schließlich weist ver.di seit Jahren einen eklatanten Mitgliederschwund auf.
Diesem soll mit einer Art Vorwärtsverteidigung begegnet werden. Und so sollen
durch Mitgliederwerbung mehr Mitglieder eintreten, als das bisherige Mitglieder
austreten.
Doch das ist ein Drehtüreneffekt,
solange nicht die innere Linie berücksichtigt wird. Schließlich wird das
Hauptaugenmerk auf mögliche Neumitglieder gerichtet. Zwar erfahren die
bisherigen Mitglieder ihre zugesicherten Versprechen wie Rechtsschutz und
Streikgeld, doch oftmals ist nicht mehr drin. Denn es mangelt oftmals an entschlossenem
Handeln vieler Mitglieder, an Arbeiterfolklore und -kultur sowie sonstigen
Plänen. Stattdessen ist alles auf die Mitgliedergewinnung ausgerichtet. Sei es
die jeweilige ver.di-Homepage, seien es die Themenwochen, oder sei es die
Aktion „Stark mit Dir“.
Bei letzterer Aktion sollten ver.di-Mitglieder
zwischen 01. April und 31. August 2015 so viele Neumitglieder wie möglich
gewinnen, doch mindestens drei. Dafür winkten neben den üblichen Prämien von
15,00 € je geworbenen Neumitglied Prämien wie Reise-, Bücher- und
Kinogutscheine. Das hat einen faden Beigeschmack. Denn scheinbar kommt es
ver.di nicht mehr ernsthaft auf Mitglieder an, wenn ihre Altmitglieder wie
Drückerkolonnen mit Absichten eines möglichen persönlichen Gewinns Mitglieder
werben. Scheinbar verfehlte die Aktion ihre Wirkung nicht.
Auf Nachfragen wurden im Aktionszeitraum angeblich 32 000 Mitglieder geworben. Doch diese konnten nicht
zweifelsfrei der Aktion „Stark mit Dir“ zugeordnet werden. Schließlich mobilisierten
der langwierige Poststreik und der noch andauernde Tarifkonflikt beim
kommunalen Erziehungspersonal allein zahlreiche Neumitglieder. Schließlich wird
selbst frischesten Neumitgliedern Streikgeld gezahlt, wenn sie mindestens ein
Jahr nach Bezug der Gelder Mitglied bleiben.
Dass allerdings viele der 32 000 Neumitglieder
bei ver.di verweilen werden, ist aufgrund des schlechten Tarifabschlusses bei
der Post und der Aussichtlosigkeit beim Kita-Tarifkonflikt beinah
ausgeschlossen. Insofern unterliegt die Aktion „Stark mit Dir“ einem
Nullsummenspiel.
Außerdem ändern 32 000 Mitglieder
mehr oder weniger auch nichts an der geringen Mitgliederzahl von ver.di.
Entgegen allgemeinen Behauptungen weist ver.di mittlerweile weitaus weniger als
die angeblichen zwei Millionen Mitglieder auf. Das belegen die Auflagenzahlen der kostenlosen
Mitgliederzeitung „ver.di Publik“. Diese liegt bei rund 1,9 Millionen. Wenn man
bedenkt, dass man diese Zeitung nicht abbestellen kann und sie massig in jeder
ver.di-Geschäftsstelle ausliegt, kommt man auf weitaus geringere
Mitgliederzahlen.
Folglich war die Aktion „Stark
mit Dir“ ein Schlag ins Wasser, bei dem ver.di allerhand Gelder verpulvert
wurde. Ferner verkennt ver.di, dass die besten Werbeträger zufriedene
Mitglieder sind. Zufriedenheit schafft man durch andauernde politische sowie kulturelle
Inhalte, mit denen Mitglieder an sich bindet.
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