Mecklenburg-Vorpommern ist
bekannt als Festspielland, so zumindest nennt es sich selbst. Ob das über die
Landesgrenzen hinweg großartig bekannt ist, sei dahingestellt. Doch immer, wenn
der Winter vorbei ist, geht es los mit der Festspielsaison. Denn Mecklenburger
und Pommern scheinen einen Fetisch für Outdoor zu haben. Das jedoch ist nicht
sexuell gemeint. Aufgrund der einmalig schönen Landschaft, der tollen Umgebung,
der vielen schönen Schlösser und Gutshäuser sowie des restlichen Ambientes
finden die Festspiele draußen statt. Das dient der Verbindung zwischen Natur
und Kultur, um die regionale Besonderheit zu unterstreichen. Und wenn es doch
einmal regnet, dann ist das halt so. Das ist gelebter Materialismus, wie ihn
Friedrich Engels in „Dialektik der Natur“ nicht hätte besser beschreiben
können: Wenn es kommt, dann kommt es, jedoch macht man dann das Bestmögliche
daraus.
Dieses Jahr begannen in
Mecklenburg-Vorpommern die Festspiele unter anderem mit den Wiener
Sängerknaben. Dieser Knabenchor ist weltweit bekannt. Sie reisen regelmäßig
nach Japan und in die USA. Und am Wochenende des 14. und 15. März 2015 waren
sie sogar in Putbus. Dort traten sie im Marstall auf. Wenn das nicht großes Kino
in der Provinz ist?! Zumindest stimmt das dortige Ambiente. Es ist kaum
vorstellbar, dass das grelle Hightech-Japan oder die moderne USA solch passende
Umgebungen wie Binz aufweisen können. Aber egal.
Jedenfalls waren die Gäste mit
den Wiener Sängerknaben vollkommen zufrieden. Manche Gäste sagen zwar, dass der
Dresdener Kreuzchor der beste sei, gefolgt von den Leipziger Thomanern. Doch
wer von uns kann schon so gut singen?! Außerdem soll der Tölzer Knabenchor in
der Reihenfolge hinter den Wienern stehen. Na ja, sei’s drum.
Zumindest weist Binz eine sehr
schöne Landschaft auf. Die Ostküste der Insel Rügen war schon früh touristisch
erschlossen. Dorthin fuhren schon Ende des 19. Jahrhunderts und Anfang des 20.
Jahrhunderts die reichen Berliner, wenn ihnen die Insel Usedom zu dicht war.
Den ehemaligen Reichtum von Binz erkennt man auch sehr gut an den
wunderschönen, weißen Häusern. In der unmittelbaren Umgebung, nördlich von
Binz, befindet sich auch Prora. Dort errichteten die Nazis monströse Klopper,
die als Feriendomizile dienen sollten. Diese Kraft-durch-Freude-Bauten wurden
vom Architekten Clemens Klotz entworfen – ein allzu passender Name für einen
schlechten Architekten. Clemens Klotz, der Klotzbauten-Architekt.
Noch ein bisschen weiter nördlich
von Prora liegt Saßnitz. Dieser Ort ist für seinen Hafen bekannt. Denn von dort
legen viele Schiffe ins Baltikum oder nach Skandinavien ab. Doch in Saßnitz
gibt es auch den allerbesten Fischproduzenten, und zwar Rügenfisch. Es gibt
keinen Rollmops, Brathering oder ähnliches, der bei Rügenfisch nicht schmeckt.
Und kein Konkurrent kann da mithalten. Selbst Ostseefisch aus Rostock nicht,
denn dort schmeckt der Fisch so süßlich, dass man sich fragen muss, ob man
Fisch oder viel zu süße Süßigkeiten isst.
Ferner gibt es noch das Schloss
Lietzow und Putbus. Alles sehr schön dort.
Binz und die Prorer Wiek sind garantiert immer
eine Reise wert. Also auf geht’s!
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