Wie wunderbar und toll unser
Bayern ist, kriegen wir beinah täglich aufs Brot geschmiert. Dafür sorgt die
Bayernpartei CSU sehr gut. Das mag eine bayrische Form des Populismus sein. Denn
Populismus beinhaltet ja eigentlich nur populäre Politik und deren Anpreisung. Dabei
handelt es sich also um Politik, die sich am Stammtisch einfach verkaufen ließe.
Und zu solcher populären Politik zählt auch die beständige Forderung nach
Abschaffung des Soli und des Länderfinanzausgleichs. Schließlich bliebe damit
viel Geld in Bayern. Und bald dürften diese beiden innerdeutschen
Finanztransfers wieder auf der bayrischen Tagesordnung stehen. Sonst wäre es ja
auch irgendwie langweilig.
Zu kurzen Erklärung: Der Soli
steht für Solidaritätszuschlag, den tatsächlich jeder deutsche Arbeitnehmer mit seiner Steuer abführt. Diese Abgabe dient der finanziellen Unterstützung der
ostdeutschen Länder, weil ihnen nach 1945 nicht die gleichen
Ausgangsvoraussetzungen wie den westdeutschen Ländern zuteilwurden. So gab es
in der DDR kein vergleichbares Pendant zum Marshall-Plan. Zugleich leistete die
DDR bis 1990 Reparationszahlungen an die Sowjetunion, während die
Bundesrepublik nur vergleichsweise geringe Zahlungen an ehemalige Kriegsgegner
und Israel vornahm. Das führte unter anderem zum wirtschaftlichen Niedergang
der DDR, was ansonsten auch nicht weiter sonderlich bedauernswert ist.
Der Länderfinanzausgleich wird von jedem Steuerzahler in der Bundesrepublik getragen und dient
der Schaffung und des Erhalts des gleichen Lebensstandards innerhalb der
Bundesrepublik. So sollen die Niedersachsen nicht schlechter als Hamburger oder
Bayern leben. Das ist ziemlich abstrakt, aber so ist das föderale System der
Bundesrepublik nun einmal. Jedoch ist auch dies eine sinnvolle Maßnahme.
Der sogenannte Freistaat Bayern
war lange Nutznießer des Länderfinanzausgleichs. Mitte der 1980er änderte sich dies. Das ist erfreulich für Bayern. Doch auf welche Kosten geschah dieser
Wandel? Die Annäherung an diese Antwort ist dialektisch.
Einerseits ist der
wirtschaftliche Aufschwung Bayerns unbestritten. Bayern entwickelte sich seit
1949 von einer überwiegend agrarisch geprägten Gesellschaft zu einer Industrie-
und Dienstleistungsgesellschaft. So haben BMW, Siemens, MAN und die Allianz ihre
Hauptsitze in München. Natürlich gibt es auch weitere Standorte dieser
Unternehmen in Bayern. Außerdem gibt es Audi und Adidas in der bayrischen
Provinz.
Doch andererseits erfolgte der
Aufschwung auch zu großem Teil auf Kosten der Bevölkerung. Gemessen in
absoluten Zahlen liegt Bayern bundesweit auf Platz zwei mit den meisten Aufstockern und Hartz-IV-Empfängern, dabei ist Bayern zugleich das zweitbevölkerungsreichste Bundesland.
Nur von Nordrhein-Westfalen wird Bayern übertroffen. Zwar hat Bayern bundesweit
die niedrigste Arbeitslosenzahl, doch zeugt das eher von der Rigorosität bayrischer
Sozialbehörden. So gibt es in Bayern scheinbar nur die Wahl zwischen
Niedriglohnsektor und Selbständigkeit zulasten der Sozialkassen.
Und darin liegt der Knackpunkt.
In die Sozialkassen zahlen alle erwerbstätigen Bundesbürger ein. Ob Krankenversicherung,
Arbeitslosen- oder Rentenversicherung – egal! So zahlen beispielsweise die berufstätigen
Bürger in Mecklenburg-Vorpommern genauso in die Renten-, Kranken- und
Arbeitslosenversicherung ein, wovon letztendlich alle deutschen Staatsbürger
profitieren. Auch die Bayern! Und das obwohl Bayern nicht nur die zweitmeisten
Aufstocker, sondern auch Rentner hat.
Insofern ist die bayrische
Forderung nach Abschaffung des Soli und Länderfinanzausgleichs vermessen. Die
Forderung wäre vollkommen legitim, wenn nicht ein indirekter
Länderfinanzausgleich über die Sozialkassen erfolgen würde. Darüber sollte sich
die CSU im Klaren sein!
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