Die ukrainische Wirtschaft und
Währung brechen ein. Dass Wirtschaftsentwicklungen nicht von ungefähr kommen,
ist hinlänglich bekannt. Ganz gern beschreibt man die Wirtschaftsentwicklung in
relativ gesunden Volkswirtschaften als wellenförmig. Mal gibt es Wachstum, mal
gibt es Einbrüche.
Der angebliche Grund für die
Talfahrt der ukrainischen Wirtschaft und damit der Währung ist angeblich der
Bürgerkrieg im Osten der Ukraine. Doch vergleicht man die aktuellen Zahlen des
Statistischen Bundesamt und von Germany Trade & Invest, der Gesellschaft zur Außenwirtschaftsförderung der Bundesrepublik Deutschland, erkennt man sehr
gut, dass die ukrainische Wirtschaft schon seit längerem vom wirtschaftlichen Niedergang
beherrscht ist. Betrug das ukrainische Wirtschaftswachstum im Jahr 2010 noch 4,1 Prozent und im Jahr 2011 5,19 Prozent, so waren es im Jahr darauf nur noch 0,15 Prozent und im Jahr 2013 lediglich 0,05 Prozent. So etwas nennt man
Stagnation, Rezession, wirtschaftlicher Rückgang oder einfach nur Mist.
Jedoch kann man aus der
Geschichte sehr gut ablesen, dass wirtschaftliche Miseren oft ihre politischen
Konsequenzen haben. Manchmal münden Wirtschaftsflauten auch in Revolutionen. So
etwa in Frankreich 1789, in Russland 1917 und in der DDR 1989. Das hat selbst der ehemalige Bundeskanzler Helmut Kohl sehr gut erkannt.
Ende 2013 war es dann auch einmal
wieder in der Ukraine so weit. Der damalige ukrainische Präsident Wiktor
Janukowytsch lehnte die Unterzeichnung eines Assoziierungsvertrags mit der
Europäischen Union und damit eine Westbindung der Ukraine ab. Natürlich gab es
Druck vom großen russischen Bruder und das in Form von höheren Zöllen sowie Einfuhrverboten.
Allerdings war die ablehnende
Haltung Janukowytschs bloß der Auslöser für die Proteste des Euromaidans.
Vielmehr liegt die Ursache des Protests mit anschließender Stürzung
Janukowytschs im wirtschaftlichen Niedergang der Ukraine begründet. Sicherlich
mag das auch am ökonomischen Unvermögen des damaligen Präsidenten gelegen
haben. Doch EU hin oder her – die ist lediglich das Symbol für schlecht
unterfütterte Argumentationen der ukrainische Demonstranten, weil die EU
angebliche Fortschrittlichkeit suggeriert. Doch wenn es in der Welt nur so
einfach wäre und man immer seine Fortschrittlichkeit mit dem Präfix „Euro-“
versehen könnte. Dann gebe es die Euro-FDP und noch viel schlimmere Strömungen
mit entsprechender Vorsilbe.
So ist es nicht verwunderlich,
dass die Allukrainische Vereinigung „Swoboda“ unter ihrem Vorsitzenden Oleg
Tjagnybok, der Kongress Ukrainischer Nationalisten unter Führung von Stepan
Bratsiun sowie der Rechte Sektor mit seinem Vorsitzenden Dmytro Jarosch bei den
Maidan-Protesten 2013/14 vertreten waren. Diese rechtsextremen Organisationen
halten wenig von der Westbindung und glauben an die Überlegenheit der Ukraine.
Entgegengesetzte Bekundungen dieser Gruppierungen dagegen sind opportunistisch,
damit die EU-Staaten auf den vermeintlich gemeinsamen Gegner Russland eingeschworen
werden konnten.
Auffällig dabei ist der Kongress Ukrainischer
Nationalisten. Diese rechtsextreme Partei ging aus der OUN, der Organisation Ukrainischer Nationalisten, in den 1990er hervor. Die OUN kollaborierte während
des Zweiten Weltkriegs mit den Deutschen.
Doch wie gefährlich ist der
angebliche Faschismus, vor dem die russische Regierung und Medien warnen? Die
Sorge und die Befürchtungen seitens der Russen um die ukrainischen
Rechtsextremen sind berechtigt. Tatsächlich war der Aufmarsch auf dem Maidan
ein Protest ukrainischer Kleinbürger aus der Westukraine. Die kleinbürgerlich
und eher noch agrarisch geprägte Westukraine war immer ein Hort
Erzkonservativer und Rechtsextremisten. Die Bewohner Galiziens sahen sich seit
jeher als einzig wahren Ukrainer und waren beseelt von ihrer Überlegenheit
sowie der rigorosen Ablehnung Russlands. Erst spät in den 1920ern fiel das
westukrainisch und katholisch geprägte Galizien an die Sowjetunion. Und so ist es auch nicht
verwunderlich, dass viele Ukrainer mit den deutschen Nazis während des Zweiten
Weltkriegs kollaborierten. Nach dem Zweiten Weltkrieg kehrte dann erst einmal
Ruhe ein. Jedoch blieb die Westukraine katholisch, kleinbürgerlich und
landwirtschaftlich geprägt. Und so war es für Rechtskonservative und -extremisten
nach der Unabhängigkeit der Ukraine 1991 ein leichtes, an die kleinbürgerliche
Vergangenheit anzuknüpfen. Diese politische Tradition der Westukraine hielt
sich bis heute.
Und so ist es nicht
verwunderlich, dass bei ausbleibenden wirtschaftlichen Erfolg Menschen auf die
Straße gehen, ganz besonders die Kleinbürger. Sie fürchten bei wirtschaftlichen
Einbrüchen stets den Abstieg und versteigen sich deshalb in krude Theorien.
Hinzu kommt, dass Kleinbürger sich immer und stets überschätzen und sich für
etwas Besseres halten. So wie die Westukrainer, die derzeit glauben, dass sie die
einzig wahren Ukrainer sind.
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