Der langjährige
CDU-Bundestagsabgeordnete Philipp Mißfelder ist tot. Er starb am Montag, dem 13. Juli 2015, im Alter von bloß 35 Jahren. Eindeutig zu jung. Entsprechend
hoch schlagen die Wellen. Es gab zahlreiche Beileidsbekundungen und große
Anteilnahme.
Vor zwei Jahren traf ich selbst
einmal Philipp Mißfelder. Und zwar im Universitätsklinikum Münster. Ich war im
UKM, um für ver.di Aktion zu machen. Ich verteilte Flyer und lud die Leute zur
Bratwurst ein. Plötzlich kam Mißfelder vorbei. Er war dort zufälligerweise mit
seiner Familie und auf dem Weg in die Kantine. Keiner erkannte ihn. Wieso
auch?! Tief in der westfälischen Provinz, weit weg vom bundespolitischen
Betrieb in Berlin. Jedenfalls erkannte ich ihn und rief: „Warten Sie bitte,
Herr Mißfelder. Auch Sie sind recht herzlich zu einer Bratwurst eingeladen. Selbst
wenn wir auf zwei sehr unterschiedlichen Seiten stehen.“ Mißfelder schaute auf
den Flyer, erkannte wohl ver.di, bedankte sich wortkarg und verschwand mit
seiner Familie. Danach guckten mich meine jungen Kollegen an. Keiner von ihnen
kannte Mißfelder. Auch der Name sagte ihnen nichts. Viel mehr vermuteten sie
einen bekannten Mediziner hinter Mißfelder.
Ich finde, dass diese Begebenheit
eine sehr gute Beschreibung von Philipp Mißfelders politischen Leben ist. Denn
bevor ein ungerechtfertigter Heldenmythos entsteht, bedarf es einer gründlichen
Betrachtung. Unionsfraktionschef Volker Kauder bezeichnete Mißfelder als „einen ihrer profiliertesten Außenpolitiker“. Sein „Freund“ habe ihn auf vielen seiner
Reisen begleitet.
Doch durch tiefgründige
Bewertungen von außenpolitischen Lagen oder durch engagierte Außenpolitik fiel
Mißfelder in seiner Zeit als Abgeordneter nicht auf. Obwohl er als politisches
Talent galt, vermochte er es nicht, durch Politik bleibend in Erinnerung zu bleiben. Vielmehr galt Mißfelder als guter Netzwerker, der wusste, wie man
Kontakte versilbert. Mit seinem Machthunger und seiner Gier entsprach er am
ehesten dem Stereotyp eines Unionsmannes: Keine Inhalte, jedoch der unbändige
Durst nach Macht. Das ist es, was von Philipp Mißfelder bleibt. Außerdem bleibt seine erzkonservative Haltung unvergessen. Und das, obwohl er Mitglied in der
Ruhrpott-CDU war. Die CDU in Nordrhein-Westfalen war bislang immer etwas
liberaler. Umso kurioser war es, dass es ein erzkonservatives Mitglied
hervorbrachte, das so jung war.
Philipp Mißfelder starb im Alter
von 35 Jahren. Er hätte sehr wohl eine zweite Chance in seinem Leben verdient,
um über seine politische Einstellung nachzudenken und sich als tatsächlicher
Fachmann profilieren zu können.
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