In linken Kreisen ist die
Erkenntnis gereift und weit verbreitet, dass wir in einer Dumpinglohn- und
Billigpreisgesellschaft leben. Das ist natürlich richtig. Alles soll billig
sein, um wettbewerbsfähig zu sein. Die Produkte, die man im Supermarkt kauft,
sollen billiger als bei der Konkurrenz sein. Doch das führt dazu, dass ausländische
oder heimische Leiharbeiter, Werkvertragsnehmer oder andere Niedriglohnempfänger
die Güter produzieren. Schließlich lassen sich nur noch dadurch Gewinne
erzielen. Und das auf Kosten der Arbeitnehmer. Das Verrückte dabei ist, dass
einerseits dieses Prekariat auf ihre eigenen Produkte zurückgreift und damit
den Preisdruck befeuert, weil sie sich keine teureren Produkte leisten können.
Und anderseits gehen selbst besser situierte Kunden ein Bündnis mit den
Billiganbietern ein und befeuern damit zusätzlich die Preisspirale nach unten.
Das ist alles vollkommen normal und menschlich. Jeder will sich neben der
Befriedigung der Grundbedürfnisse noch einen anderen Luxus leisten können. Man
lebt eben nicht nur für Arbeit und Regeneration, sondern auch für das Schöne im
Leben. Und da ist alles Billige recht.
Jedoch beginnen die
Schwierigkeiten, wenn man sich gegen die Preisspirale nach unten stellen will.
Aldi, Lidl, Netto – zu billig und ausbeuterisch. Also Edeka und Rewe? Das ist
auch nicht die bessere Lösung, wie der SPIEGEL mit seinem Artikel „Super Image, super Bluff“ (30/2015) aufdeckt. Anhand von Edeka wird nachgewiesen, wie
Deutschlands größter Lebensmittelhändler die Preise auf seine Waren drückt, gleichzeitig
Betriebsräte auflaufen lässt und oftmals den Mindestlohn umgeht. Man kann also
bei Edeka nicht sein Gewissen erleichtern und zu vernünftigen Preisen
einkaufen. Das Aldi-/Lidl-Prinzip findet also auch bei Edeka Anklang.
Eigentlich hätte das längst offensichtlich sein müssen, wenn man sich die Edeka-Tochter
Netto vor Augen führt. Dort herrschen seit Jahren elendige Bedingungen.
Betriebsräte haben es bei Netto absolut nicht leicht, gleichzeitig unterliegt
Netto dem Kostendruck. So ist es halt bei Discountern. Dafür stehen sie.
Billige Preise, schlechte Arbeitsbedingungen.
Doch der Gang zur teureren
Konkurrenz bringt oftmals auch nicht die erhoffte Erleichterung. Vergleicht man
manche Preise, stellt man fest, dass sich selbst Marken-, Bio- oder heimische Produkte
preislich auf dem gleichen Niveau wie beim Discounter bewegen. Edeka ist damit
eben nicht einfach teurer und somit besser.
Ein anderes Problem geht trotz Erkenntnis
vieler linker Kunden einher. Sie erkennen zwar die gesellschaftlichen
Missstände, jedoch kaufen sie weiterhin am liebsten preisgünstig ein. Auch wenn
sie etwas besser verdienen. Das verdeutlicht den miserablen Stand der
Solidarität. Ging Karl Marx noch von einer zwangsläufigen Brüderschaft unter
den Arbeitern aus, zeigt sich heute, wie sehr diese mittlerweile aufgebrochen
ist.
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