Seit 1970 gibt es die ARD-Reihe „Tatort“,
ein Spektakel für den Sonntagabend, solange es nur drei Programme gab. Damals
konnte man dem Zuschauer auch so etwas wie Schimanski aus Duisburg (gespielt
von Götz George) zumuten. Mit seiner Action sollte er der beschaulichen
Bundesrepublik etwas bieten, was es sonst nur in den USA gab. Als Gegenpol zu
Schimanski sollten Manfred Krug als Paul Stöver und Charles Brauer als Peter
Brockmüller aus Hamburg herhalten.
All diese Fernsehpolizisten sind
schon längst in ihrem wohlverdienten Ruhestand. Als inoffizieller Nachfolger Schimanskis
soll nun Til Schweiger als der Hamburger Ermittler Nick Tschiller herhalten.
Doch Schweiger lebt nur von seinem Renommee als erfolgreicher Schauspieler. Die
Inhalte seiner Krimis sind dagegen viel zu unrealistisch. Doch dafür gibt es
weitaus realitätsnahere Krimis. Etwa das Münchener Duo aus Ivo Batic (Miroslav
Nemec) und Franz Leitmayr (Udo Wachtveitl). Selbst das Blödel-Duo aus Münster
mit Axel Prahl als Frank Thiel und Jan Josef Liefers als Karl-Friedrich Boerne kann
es als Gegenpol mit Til Schweiger erfolgreich aufnehmen.
Doch einen Nachteil haben diese
Krimis: Die Ermittler sind zu alt und sprechen deshalb eine ältere Zielgruppe
an. Der NDR versuchte sich zwar mit Wotan Wilke Möhring als Thorsten Falke und Petra
Schmidt-Schaller als Katharina Lorenz. Doch die ziehen auch nicht wirklich,
denn wo gibt es eine Vereinigung aus Schönheit, Jugendhaftigkeit und Erfolg
außer auf den Model-Laufstegen? Da hilft es auch nicht, dass Sebastian Schipper
als Ergänzung eingespannt ist. Seine norddeutsche Aussprache wirkt zu
gekünstelt. Und wenn Schipper sich endlich einmal rasieren würde, wäre er
schneller aus allen zukünftigen Drehbüchern gestrichen, als ihm lieb ist.
Und so trifft es sich gut, dass
es ein junges und frisches Ermittlerteam in Weimar gibt. Dort spielen Nora
Tschirner Kira Dorn und Christian Ulmen den Lessing ohne Vornamen. Beide
verkörpern nach den zwei Erfolgen mit „Die fette Hoppe“ und „Der irre Iwan“ die
Zukunft des Tatorts, weil sie Jung und Alt ansprechen. Nur komisch ist, dass
solch ein quirliges Paar vom Mitteldeutschen Rundfunk (MDR) kommt. Schließlich
ist der MDR eher konservativ-bürgerlich, behäbig und ostalgisch zugleich.
Jedoch haben Tschirner und Ulmen das Potenzial, es mit Prahl und Liefers
aufzunehmen. Nach dem zweiten Tatort der Weimarer Ermittler ist die Spannung
auf ihre dritte Folge groß. Hoffentlich auch wieder an den Weihnachtsfeiertagen
oder zum Jahreswechsel 2015/16.
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