Donnerstag, 8. Januar 2015

Das Tatort-Duo aus Weimar



Seit 1970 gibt es die ARD-Reihe „Tatort“, ein Spektakel für den Sonntagabend, solange es nur drei Programme gab. Damals konnte man dem Zuschauer auch so etwas wie Schimanski aus Duisburg (gespielt von Götz George) zumuten. Mit seiner Action sollte er der beschaulichen Bundesrepublik etwas bieten, was es sonst nur in den USA gab. Als Gegenpol zu Schimanski sollten Manfred Krug als Paul Stöver und Charles Brauer als Peter Brockmüller aus Hamburg herhalten.

All diese Fernsehpolizisten sind schon längst in ihrem wohlverdienten Ruhestand. Als inoffizieller Nachfolger Schimanskis soll nun Til Schweiger als der Hamburger Ermittler Nick Tschiller herhalten. Doch Schweiger lebt nur von seinem Renommee als erfolgreicher Schauspieler. Die Inhalte seiner Krimis sind dagegen viel zu unrealistisch. Doch dafür gibt es weitaus realitätsnahere Krimis. Etwa das Münchener Duo aus Ivo Batic (Miroslav Nemec) und Franz Leitmayr (Udo Wachtveitl). Selbst das Blödel-Duo aus Münster mit Axel Prahl als Frank Thiel und Jan Josef Liefers als Karl-Friedrich Boerne kann es als Gegenpol mit Til Schweiger erfolgreich aufnehmen.

Doch einen Nachteil haben diese Krimis: Die Ermittler sind zu alt und sprechen deshalb eine ältere Zielgruppe an. Der NDR versuchte sich zwar mit Wotan Wilke Möhring als Thorsten Falke und Petra Schmidt-Schaller als Katharina Lorenz. Doch die ziehen auch nicht wirklich, denn wo gibt es eine Vereinigung aus Schönheit, Jugendhaftigkeit und Erfolg außer auf den Model-Laufstegen? Da hilft es auch nicht, dass Sebastian Schipper als Ergänzung eingespannt ist. Seine norddeutsche Aussprache wirkt zu gekünstelt. Und wenn Schipper sich endlich einmal rasieren würde, wäre er schneller aus allen zukünftigen Drehbüchern gestrichen, als ihm lieb ist.
 
Und so trifft es sich gut, dass es ein junges und frisches Ermittlerteam in Weimar gibt. Dort spielen Nora Tschirner Kira Dorn und Christian Ulmen den Lessing ohne Vornamen. Beide verkörpern nach den zwei Erfolgen mit „Die fette Hoppe“ und „Der irre Iwan“ die Zukunft des Tatorts, weil sie Jung und Alt ansprechen. Nur komisch ist, dass solch ein quirliges Paar vom Mitteldeutschen Rundfunk (MDR) kommt. Schließlich ist der MDR eher konservativ-bürgerlich, behäbig und ostalgisch zugleich. Jedoch haben Tschirner und Ulmen das Potenzial, es mit Prahl und Liefers aufzunehmen. Nach dem zweiten Tatort der Weimarer Ermittler ist die Spannung auf ihre dritte Folge groß. Hoffentlich auch wieder an den Weihnachtsfeiertagen oder zum Jahreswechsel 2015/16.

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