Am gestrigen Freitag, dem 05.
Dezember 2014, ging die Meldung von der Wahl Bodo Ramelows zum bundesweit ersten
Ministerpräsidenten der Linkspartei durch alle Medien. Sogar einen
ARD-Brennpunkt gab anlässlich seiner Wahl. Ein eigentlich demokratisches
Selbstverständnis sollte diese Wahl darstellen, wenn sich die gewählten
Parteien mehrheitlich auf einen Ministerpräsidenten einigen. Doch dem schien
nicht so. Im ersten Wahlgang scheiterte Ramelow noch an der einen Stimme, die
die Regierungsmehrheit ausmacht. Doch im zweiten Wahlgang lief alles glatt.
Ramelow deutete dies im Brennpunkt als Warnsignal, das er verstanden habe.
Doch um die Wahl Ramelows wurde
noch mehr Wind gemacht. Ein Ministerpräsident der SED-Nachfolgepartei! Die SED
steht noch in der heutigen Bevölkerung für Diktatur. Doch Ramelow hat als niedersächsischer Gewerkschafter der damaligen HBV (heute die Fachbereiche 1
und 12 der Ver.di) nichts mit der DDR-Vergangenheit der Linkspartei gemein.
Auch viele andere junge Abgeordnete der Linken nicht. Trotzdem bedurfte es
eines Brennpunktes, den es nach der Wahl Winfried Kretschmanns zum Ministerpräsidenten Baden-Württembergs am 12. Mai 2011 nicht gab. Scheinbar rüttelt
die Wahl Ramelows am politischen Selbstverständnis der Bundesrepublik.
Schließlich wurden jahrzehntelang lediglich Ministerpräsidenten von der SPD und
den Unionsparteien gestellt. Die Grünen sind bereits vor der Wahl Kretschmanns als
bürgerliche Kraft längst in der Mitte angelangt, von denen droht kein Ungemach!
Doch die Linke – sei sie noch so pragmatisch wie in Thüringen – ist für das
bürgerliche Selbstverständnis der Bundesrepublik ein rotes Tuch. Dabei steht
mit Bodo Ramelow als Ministerpräsidenten nicht die Revolution ins Haus.
Und so ist es schade, dass die
Medien und die Bevölkerung in unserem Land nicht über den politischen Horizont
der unionssolzialdemokratischen Vorherrschaft hinausschauen können und
Demokratie als selbstverständlich ansehen. Wie wäre es bei Ramelows zweiter
Legislaturperiode oder der Wahl eines weiteren Ministerpräsidenten der Linken
in einem anderen Land, wenn der ARD-Brennpunkt dann im Fernsehprogramm bereits
vorher angekündigt wird? Die Wahl der Ministerpräsidenten ist stets vorher
bekannt, so dass sich die ARD darauf eigentlich einstellen könnte.
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