In seiner ersten Amtszeit von
2005 bis 2009 galt Frank-Walter Steinmeier als guter, fähiger Außenminister. Gar
kein Vergleich zu seinem damaligen Vorgänger Joschka Fischer, der sich mit den
Vertretern der USA, Russlands, Chinas, Frankreichs und Großbritanniens auf
einer Augenhöhe sah und andere Länder geringschätzte. Der Amtswechsel von
Fischer zu Steinmeier mag sicherlich eine Rückkehr zur guten Außenpolitik gewesen
sein, weil auch Vertreter der kleineren Niederlande oder des kleineren Litauens
damals Gehör am Werderschen Markt 1 fanden. Doch das macht nur einen Teil guter
Außenpolitik aus. Im Jahr 2013 wurde Steinmeier ein zweites Mal in dieses Amt
berufen.
Und heute tritt das Unwissen des
Außenministers öffentlich zu Tage, weil die Bundesrepublik neuerdings ihr
Augenmerk auf internationale Krisen gerichtet hat. Das mag der Amtsmüdigkeit
von Bundeskanzler Angela Merkel geschuldet sein. Doch Steinmeyer hat binnen
zwei Tagen große Patzer begangen. Das kann man Merkel nicht anlasten.
Als der Außenminister die Stationierung der schnellen Eingreiftruppe der NATO im westfälischen Münster am
Dienstag, dem 02. Dezember 2014, verkündete, war das sicherlich noch ein Missgeschick
ohne historisches Bewusstsein. Münster ist neben Osnabrück eine der beiden
Städte des Westfälischen Friedens von 1648. Dorthin eine militärische
Speerspitze zu verlegen, war nicht schlau. Doch eine solche Entscheidung lässt
sich nicht allein auf Steinmeier zurückführen, weil das
Verteidigungsministerium diesbezüglich entscheidet. Stattdessen hätte er
Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen sprechen lassen sollen.
Einen Tag später forderte er öffentlich muslimische Machthaber und Religionsführer zur Distanzierung vom fundamentalistischen Terror auf. Doch hätte er die Bücher der beiden
Pulitzer-Preisträger Steven Coll und Lawrence Wright gelesen, wüsste er von
seinem verbalen Unsinn.
Laut Colls „Die Bin Ladens“ und
Wrights „Der Tod wird Euch finden“ sehen fundamentalistische Muslime und
Terroristen ihre Machthaber und Religionsführer als korrupt an. Insofern proben
die Terroristen in Syrien, Libyen, Irak und anderen Ländern eine Art französische
Revolution der arabischen Variante. Da helfen auch keine beschwichtigenden
Worte eines Muftis oder Königs. Was es in vielen arabischen Ländern dagegen
bedarf, ist eine bessere Umverteilung und Chancengleichheit. Das vermag die
Religion nicht zu erfüllen. Die Machthaber und Herrscherelite Arabiens leben in
Saus und Braus, während unten die Bevölkerung darbt.
Die gerechtere Umverteilung und
die bessere Chancengleichheit ist also eine politische Lösung eines drohenden
Konflikts. Darauf muss der deutsche Außenminister in der arabischen Welt
hinwirken, wenn er die Bedrohung des Islamischen Staates erfolgreich bekämpfen
will.
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