Vom Montag, dem 20. Oktober 2014,
bis Donnerstag, den 23. Oktober 2014, war ich Berlin. Ich war ja vom
SPD-Bundestagsabgeordneten Ulrich Hampel eingeladen. Im Vorfeld hatte ich aufgrund
des GDL-Streiks schon die Befürchtung, dass ich aus Berlin nicht zurückkomme.
Doch aus gegebenem Anlass wurde eine Busreise organisiert. Das dauerte zwar
länger und war unbequemer als eine Reise mit der Bahn, dafür war es aber
sicherer. So fuhren wir 09.30 los und waren gegen 16.00 am Hotel in Berlin
angekommen. Dort wurden wir von Uli Hampel auch gleich persönlich in Empfang
genommen und begrüßt. Anschließend Einchecken im Hotel. Tja, Einzelzimmer im Mercure
Hotel am Tempelhofer Flughafen in Neukölln. Darüber kann ich mich echt nicht
aufregen, weil ich ja nichts zahlen brauchte. Aber wenn ein Hotel mit vier
Sternen vor dem Eingang wirbt, sollte es tatsächlich gehoben sein. Zweifellos
war das Personal nett, zuvorkommend und kompetent. Doch die Zimmer wiesen
Spuren von Lädierungen auf. Und festgeschraubte Seifenspender wirken auch nicht
wie vier Sterne. Also mir wäre ein Landhotel ohne Sterne lieber gewesen.
Der restliche Abend des ersten
Tages stand nach dem Abendessen jedenfalls zur freien Verfügung. Also ab in die
Kneipe mit den Kollegen. Ausgerechnet eine Raucherkneipe haben die Kollegen
ausfindig gemacht, es war aber jedenfalls ganz nett und bodenständig. Nur
leider war das Bäreneck eine Fußballkneipe, hm.
Am nächsten Morgen erwartete uns
ein reichhaltiges Frühstück. Da ich morgens keine Heißgetränke zu mir nehme,
hoffte ich auf einen Kakao. Dieser blieb jedoch aus. Also wich ich auf den Saft
aus. Und in Hotels gibt es immer diese verdammten 0,2-cl-Gläser. Was soll das?
Wenn ich Schnaps trinken will, passen die vielleicht. Für Saft sind andere
Gläser angebracht.
Nach dem Frühstück schaute ich in
die Sauna. Die wurde extra für mich angeheizt. Leider musste ich die Handtücher
erst selbst suchen. Auch nach der Umkleide und einer funktionierenden Dusche
musste man lange Ausschau halten. Bei der Sauna ist es allerdings tatsächlich
angebracht, dass dort nicht zu viele Gäste hinkommen. Schließlich war der Ofen unpassend
in die Ecke gebaut. Wenn dort jemand aus der Ecke fällt, landet er direkt auf
dem Grill. Ein hohes Risiko also. Ansonsten hat das Saunieren auch keinen Spaß
gemacht. Es gab weder ein Eisbecken, noch gab es eine Uhr, um die Zeit im Auge
zu behalten.
Nach der Sauna waren dann auch
die restlichen Kollegen wach. Also fuhren wie zur Besichtigung der Stadt im
Bus. Eine Busfahrt mit Stadtbesichtigung ist aufgrund der unbequemen Fahrt und
zum Fotografieren ungeeignet, aber bei Berlins Größe leider angebracht. Wir
sahen vieles in Neukölln, Kreuzberg, Charlottenburg, den Wedding. Irgendwie gab
es da nur Villen und katholische Kirchen. Ich dachte, Berlin sei eine
protestantische Arbeiterstadt gewesen. Nun ja, aber der Ostteil Berlins ist ja
auch schöner. Allerdings sitzen viele Botschaften im Westteil der Stadt. Danach
erfolgte das Mittagessen im Restaurant „Zur Nolle“ am Bahnhof Friedrichsstraße.
Das war ganz urig dort. Dass Essen war gut. Anschließend ging es ins
Bundespresseamt zum Gespräch mit einem Referenten der Bundesbeauftragten für den
Datenschutz und die Informationssicherheit. Da konnte man viele seiner Fragen
loswerden. Im Anschluss an das Gespräch erfolgte der zweite Teil der
Stadtrundführung, dieses Mal im Osten der Stadt. Da sahen wir nicht nur, das
Brandenburger Tor, den Alexanderplatz, Unter den Linden, die neue Zentrale des
Bundesnachrichtendienstes und vieles mehr, sondern auch den Gendarmenmarkt.
Dort durften wir sogar aussteigen. Danach kam dann auch das Abendessen im
BERLIN Pavillon direkt vor dem Reichstag dran. Ob Restaurant die richtige
Beschreibung dafür ist? Ich würde aufgrund der Atmosphäre eher von Imbiss
sprechen, aber das Essen war gut. Und ich sehe mich als einfachen Menschen und
bin genügsam.
Danach im Reichstag erfolgte erst
einmal die Sicherheitsüberprüfung. Das war lustig. Einen Besuch kann ich jedem
empfehlen, der nicht krankenversichert ist. Schließlich kann er sich dort
kostenlos durchleuchten lassen. Natürlich sprang auch bei mir der
Metalldetektor an. Es war allerdings nur der Gürtel. Mein Messer habe ich
vergessen, vorher aus der Tasche zu nehmen. Allerdings versprach ich, es im
Gebäude nicht mehr herauszuholen. Und so gingen wir auf die Besuchertribüne
über dem Plenarsaal. Da gerade keine Sitzungswoche war und die Scheiben der
Kuppel geputzt wurden, waren die Sitze und Bänke gerade abgedeckt. Jedenfalls
erklärte ein Referent des Bundestages die Sitzordnung des Bundestages und grob
den historischen Werdegang des Gebäudes. Danach durften Fragen gestellt werden.
Und etliche Besucher wähnten sich in irgendwelchen Actionfilmen. So kam die
Frage nach möglichen, aber höchst unwahrscheinlichen Terrorszenarien auf. Die
Gedankengänge der Menschen sind beeindruckend. Sie wissen um Flugzeuge, die in
Häuser stürzen können. Doch die Zeit für die Benennung des Namens vom
Bundestagspräsidenten, des Außenministers sowie des aktuellen
Bundesratspräsidenten dauerte länger. Aber so ist das halt. Die Serien „House
of Cards“ und „24“ zeigen eher die ständige Bedrohung durch Terrorflugzeugen
auf, so dass selbst die Namen der Mehrheitsführer im US-Senat und US-Kongress
beiläufig erscheinen.
Danach führte uns Uli Hampel noch
durch den Bundestag sowie in die SPD-Fraktion. Dort saß ich auf einem der ganz
wenigen Sitze aus Mecklenburg-Vorpommern. Anschließend ging es ins
Marie-Elisabeth-Lüders-Haus und das Paul-Löbe-Haus. Tja, das waren gewaltige
Häuser. Und natürlich durfte danach das obligatorische Foto mit dem
Bundestagsabgeordneten nicht fehlen. Abschließend durften wir noch auf die
Dachterrasse. Bei Nacht ist das ein wunderbarer Ausblick. Der Fernsehturm am
Alex leuchtet, die Quadriga auf dem Brandenburger Tor, die Siegessäule und
selbst die US-Botschaft zu Berlin. Als ich anschließend nach unten ging, fragte
ich noch einen Kollegen der Bundestagspolizei, weshalb er derartig zivil
aussehe, und ob die Bundestagspolizei selbst ausbildet. Bei 170 Beamten schien
mir das sehr unwahrscheinlich. Der Kollege war ein sehr höflicher Mann und
erklärte alles.
Das alles war zweifelsfrei ein
langer Tag, der bis 22.00 ging. Also gab es nur noch ein Bier in der Kneipe
Bäreneck.
Am nächsten Tag ging es nach dem opulenten
Frühstück ins Bundesministerium für Arbeit und Soziales. Dem Referenten durfte
man ebenfalls alle wichtigen Fragen stellen. Und natürlich wollten viele
Kollegen wissen, warum es so viele Ausnahmen beim Mindestlohn gab, und ab wann
man bei der Rente ab 63 in den Ruhestand gehen darf. Sämtliche Fragen wurden
wie beim Mitarbeiter des Bundesdatenschutzbeauftragten höflich beantwortet.
Um die Ecke durften wir danach
ins Restaurant „Zum Thüringer“. Das Restaurant liegt nämlich in der Landesvertretung
von Thüringen und gegenüber der nordkoreanischen Botschaft. In der Gaststätte
gab es echtes thüringisches Essen. Nur die angebliche thüringische Rostbratwurst
vor dem Eingang war nicht echt.
Gestärkt vom Essen fuhren wir in
die Ausstellung „Topographie des Terrors“, ein beängstigender Ort mit
faschistischer Vergangenheit. Wenigstens erfüllte mich die Ausstellung mit
Stolz, denn meine geistigen Väter und Mütter mussten für ihre richtigen
Überzeugungen viel erleiden. Schläge, Verhöre. Das führte oft ins
Konzentrationslager und/oder in den Tod. Viele Helden des Widerstands wurden
dort aufgeführt. Allerdings hat die Ausstellung ein paar wissenschaftliche
Mängel. So stand auf den Tafeln von „Bolschewismus“ und „bolschewistisch“. Das
war aber ein Ausdruck der Nazis zur Verunglimpfung der Sowjets, Kommunisten und
anderer. Jedoch müsste es richtigerweise „Bolschewiki“ heißen. Auch sprach eine
Schautafel von der totalen Vernichtung der polnischen Juden nach der Eroberung
Polens 1939. Zweifellos mussten Juden unter der Nazi-Herrschaft viel erdulden. Terror,
KZ und Tod. Doch die Wannseekonferenz im Januar 1942 begründete erst die
industriell zu erfolgende Massenvernichtung der Juden.
Danach ging es zum Potsdamer
Platz, wo wir die Deutsche Gesellschaft aufsuchten. Dort wurde uns der
Hintergrund und die Arbeit der Gesellschaft erklärt. Ich verstand den selbst
gesteckten Auftrag der Gesellschaft als Bildungsauftrag zur Förderung des Verständnisses
der Ostdeutschen für die Demokratie und die Bundesrepublik. Gleichzeitig dürfen
sich Westdeutsche am zweifellos schlechten Leben in der DDR ergötzen. Um eins
festzuhalten: Ich bekenne mich zur Bundesrepublik. Sie ist eindeutig besser als
die DDR, weil sie jedem einzelnen Menschen mehr Möglichkeiten einräumt, als es
die DDR jemals vermochte. Außerdem bin ich sehr froh, überwiegend in der
Bundesrepublik aufgewachsen sein zu dürfen. Doch in der Geschichte ist nicht
alles schwarz und weiß, wie es uns bei der Deutschen Gesellschaft vorgestellt
wurde. Deswegen nenne ich den Namen des eingeladenen Zeitzeugen nicht, der bei
einem Fluchtversuch nach West-Berlin erwischt wurde. Er bemängelte, dass sich
viele DDR-Bürger nie mit der ostdeutschen Gesellschaft auseinandersetzten. Doch
niemand arbeitet bewusst in einer Gesellschaft. Kein Bundesbürger, kein Schwede
und kein Russe steht morgens auf und sagt sich dann: „Heute bringe ich mein
Land voran!“ Und wenn Bundesbürger mehr politisches Bewusstsein entwickeln
sollten, dann stellten sie ebenfalls Unzulänglichkeiten in der Bundesrepublik
fest. Im Gegensatz zum Zeitzeugen beeindruckte mich Wolfgang Welsch mehr.
Welsch ist reaktionär bis in die Haarspitze und diffamierte seine Ex-Frau in seinem
Buch „Ich war Staatsfeind Nr. 1 – Fluchthelfer auf der Todesliste der Stasi“ wortwörtlich
als Lesbe und Schlampe. Doch er wollte etwas in der DDR bewirken. Trotz seiner
Ansichten muss man ihm das zweifellos anrechnen.
Nachdem Vortrag ging es ins
indische Restaurant „Amrit“. Das war ein Anblick: Gewerkschafter beim Inder. Da
erkannte man schnell die zwei Lager im DGB. Auf der einen Seite die Ver.di, NGG,
GdP (abwesend GEW), die sich mit dem Essen anfreunden konnten. Und auf der
anderen Seite die Industriegewerkschaften wie IG Metall, IG BCE und IG BAU
(abwesend EVG) mit richtigen Arbeitern. Vielen von diesen Kollegen war das
vegetarische und fremdländische Essen zu gewöhnungsbedürftig. Das war ein sehr
lustiges Bild. Aber selbst mir ist ein Fauxpas passiert, als ich mir Salat und
Reis auffüllte. Danach wartete ich auf die Sauce, weil es mir so logisch
erschien. Doch die anderen Kollegen aßen gleich los. Und das Warten auf die
Sauce dauerte, also fing ich mit dem Essen ebenfalls an. Danach kam der Kellner
mit der Sauce und lächelte über unsere Fehler. Er war aber sehr höflich und
hielt uns unsere Fehler nicht vor.
Auch dieser Tag endete spät. So
gegen 21.00. Also ging es wieder ins Hotel, danach ab in die Kneipe Bäreneck.
Am nächsten Morgen fuhren wir nach
einem guten Frühstück los in Richtung Heimat. Die Fahrt dauerte von 10.00 bis
17.30. Eben Stau auf der A1. Jedenfalls waren die Kollegen nach dem Besuch des
indischen Restaurants derartig bedient, dass sie selbst während der
Mittagspause nicht zu McDonald’s wollten. Stattdessen suchten sie ein deutsches
Schnellrestaurant, das gerade bayrische Woche hatte, auf. Nur die NGG ging
mehrheitlich zum US-amerikanischen Fast-Food-Laden. Dazu noch meine Person.
Abschließend möchte ich
feststellen, dass die Reise sehr eindrucksvoll, interessant und schön war. Ich kann
jedem Menschen empfehlen, einmal ihren Bundestagsabgeordneten in Berlin zu
besuchen. Die Reise kostet nichts, solange man nicht bei Johannes Kahrs von der
SPD mitfährt. Außerdem wird ein interessantes Programm geboten. Und wenn man
nicht beim eigenen Abgeordneten mitkann, einfach bei einer anderen Gruppe
mitfahren. Schließlich bin ich auch nicht in Uli Hampels Wahlkreis.