Angeblich sind Bio-Produkte
vergleichsweise günstig sowie erschwinglich oder gar nicht ‘mal so teuer. Das
hängt ganz von der Betrachtungsweise ab. Da trifft es sich gut, dass schräg
gegenüber von meiner Wohnung ein sogenannter Bio-Supermarkt ist. Ich selbst war
ganze drei Mal dort. Öfter nicht, wirklich. Und immer ohne irgendeine Ware
erworben zu haben. Denn der Laden wirkt immer etwas befremdlich. Darin riecht
es ganz streng nach Eisen. Scheinbar frequentieren viele Vegetarier oder
Veganer den Laden, weswegen die angebotenen Produkte geradezu von Eisen zu
strotzen scheinen. Auf alle Fälle ist das Angebot spärlich auf zwei kleine
Reihen verteilt. Neben Saisonfrüchten gibt es nur Bananen. Und diese sehen
weder ansprechend noch abstoßend aus. Einfach nur nichtssagend.
Ganz besonders faszinierend ist
allerdings die Kundschaft in diesem Laden. Sie verbindet Frauen und Männer.
Westfalen mit Rheinländern. Norddeutschen mit Süddeutschen. Das war’s auch mit
den Unterschieden. Ansonsten gibt es viele Gemeinsamkeiten, was die Kunden anbelangt.
So etwa sind es meist Leute, die am Anfang ihrer zweiten Lebenshälfte stehen. Entweder
sind deren eigenen Kinder aus dem Haus, weswegen sie sich neuerdings die
Bio-Ware leisten können, oder es gab nie Kinder.
Eine weitere Ähnlichkeit ist
deren dünne Figur. Vermutlich sind die Waren dort so teuer, dass sich die
Kunden im Bio-Laden lediglich kleine Mengen kaufen können und entsprechend davon
diätisch leben. Bei einer älteren Dame war dies am vergangenen Freitag, dem 28.
November 2014, besonders auffällig. Sicherlich machte die Dame ihre
Wochenendeinkäufe. Joghurt, Brot, Aufstrich und noch ein paar Kleinigkeiten. Es
war alles nicht viel. Ihre Besorgungen füllte sie in eine Tüte vom
Klamotten-Discounter Takko. Daran erkennt man gut, dass gesunde Bio-Nahrung
eine Gegenrechnung hat. Was die alte Frau an kostengünstig produzierter Kleidung
aus Bangladesch spart, gibt sie für ihre gesunde Bio-Nahrung aus. Sie spart
sich das gute Essen vom Munde ab, könnte man meinen.
Jedoch zeugt der Konsum von
Bio-Produkten davon, dass er nicht automatisch mit weiteren Einsichten
einhergeht. Man könnte glauben, weil die Bio-Bauern, -Produzenten und -Verkäufer
gern mit biologischer und sozialer Nachhaltigkeit werben, dass diese Einsicht
auch beim Endverbraucher angelangt ist. Doch weit gefehlt. Die Probleme werden
im konkreten Fall der Frau nur globalisiert und auf einen anderen Erdteil
verfrachtet. Aus den Augen, aus dem Sinn.