Es ist fast zwei Monate her. Doch
sicherlich erinnern Sie sich nicht dran. Es ist auch nicht weiter schlimm. Zwischendurch
war ja auch Fußballweltmeisterschaft und so schenkten die Nachrichten ihre
ganze Aufmerksamkeit dem Fußball und dem Titelgewinn der deutschen
Fußballnationalmannschaft. Als wenn in Palästina, Syrien, dem Irak und der
Ukraine nichts Besonderes passierte. Und dann noch der DAX, dem Deutschen
Aktien-Index, der am frühen Donnerstagnachmittag des 05. Juni 2014 erstmals die
Marke von 10 000 Punkten überschritt. Ein historischer Moment. Niemals zuvor
stand dieser Index so hoch. Und viele Börsianer waren außer sich. Vielleicht
weil es ihr Verdienst war, vielleicht weil sie richtig gewettet haben.
Doch wie berechnet sich derDAX-Kurs? Angeblich basiert dessen Kurs auf der Formel von Étienne Laspeyres,
einem Nachfahren einer Hugenottenfamilie. Gut. Er ist am 28. November 1834 in
Halle geboren und verstarb am 04. August 1913 in Gießen. Es ist beachtlich, wie
viele bedeutende, intelligente Persönlichkeiten der Geschichte am 28. November
geboren wurden. Als wenn an diesem Tag die Sterne ganz besonders gut stünden.
Friedrich Engels, Stefan Zweig, Claude Lévi-Strauss und Victor Ostrovsky sind
ein paar Beispiele. Leider zählt auch Ernst Röhm dazu, dem homosexuellen
obersten Stabschef der SA.
Jedenfalls stammt von Laspeyres
die nach ihm benannte Indexformel, nach der sich der DAX berechnen
lassen soll.
Der Faktor steht für die Preise innerhalb eines
Zeitraums, meistens Berichtsjahr, der Faktor für die Preise in diesem Fall für das
Basisjahr und der Faktor für den Verbrauch bezüglich eines Basisjahrs.
Alles klar? Sicherlich, denn so
schwer war das ja nun auch nicht. Allerdings ist die Formel für den DAX etwasknapper. Es ist alles ohne das , dafür wird der Quotient
mit dem Faktor 1000 multipliziert. Siehe: .
Doch wieso sind es nur
30 Unternehmen? Es sind halt Deutschlands stärksten Unternehmen!
Um jedenfalls einen Quotienten
von ungefähr 1000 zu erreichen, muss der Aktienwert im Nenner sowie im Zähler durchschnittlich gleich
groß sein. Allerdings steht der DAX bei ungefähr 10 000. Damit müssen der Börsenwert
mehrheitlich und überwiegend größer sein als der Börsenwert aus dem Jahr 1988.
Und das läppert sich dann so zusammen. Kann ein Unternehmen innerhalb von 25
Jahren derartig wachsen? Doch ist das tatsächlich so banal?
Wohl kaum. Gehen wir erst einmal
von einem Produkt aus. Um den Quotienten 10 000 zu erreichen, müsste nach der
DAX-Formel eine Sache, die eigentlich nur einen Euro kostet, um zehn Euro
überwertet sein. Also eine Überbewertung um das Zehnfache.
Kaufen Sie Mehl anstatt für 35 ct
vielleicht für 3,50 €? Würden Sie etwa ein Auto, das eigentlich nur 10 000 Euro
kostet, für 100 000 kaufen? Würden Sie ein Haus mit einem Wert von 300 000 Euro
für drei Millionen Euro kaufen? Anhand des derzeitigen DAX-Wertes erkennt man massige
Verkäufe von Aktien mit zu hohen Preisen. Die Spekulation mit Leerverkäufen
lebt also noch. Schließlich entwickeln sich Unternehmen nicht derart drastisch
wie die DAX-Fieberkurven, und der Buchwert eines Unternehmens ist konstanter
als der DAX-Kurs.
Das ist beachtlich, nicht? Denn bei
der Berechnung des DAX‘ werden alle Aktien im Streubesitz zugrundegelegt, deren
Besitzer weniger als fünf Prozent an Aktien von einem Unternehmen halten. Denn
Besitzer von Aktien mit mehr als fünf Prozent sind Aktionäre mit Festbesitz. Damit
fällt BlackRock, ein US-Investor bei den deutschen DAX-Unternehmen,
grundsätzlich raus. Wenn also der Handel aller Aktien Berücksichtigung fände,
würde das Ausmaß an massenhaft erfolgender Spekulation zu meist überhöhten
Preisen noch offensichtlicher.
Jedoch melden sich mittlerweile
vereinzelte Stimmen aus dem Hintergrund, dass der DAX mittlerweile überhitzt
sei. Doch bislang will sich zu diesen Äußerungen kaum einer bekennen. Und die
Aussage ist berechtigt.
Nehmen wir die Deutsche Bank.
Deren Indexgewichtung liegt bei etwas über vier Prozent. Die Bank steckt
derzeit in Skandalen und damit in der Krise. Das schmälert den Gewinn, was
geringere Ausschüttungen an die Aktionäre zur Folge hat.
Doch halt, was liegt der Bank überhaupt
zugrunde? Eigentlich dürften das nicht der Aktienkurs und die Summe aller
Aktien sein. Vielmehr müsste sich der Wert der Deutschen Bank an den
Spareinlagen abzüglich der durch die Deutsche Bank vergebenen Kredite sein.
Dazu rechnen muss man allerdings das Eigentum an Gebäuden, deren Ausstattung und
weiteres Eigentum. Doch das würde die Verhältnisse umkehren. Nach dieser
Erkenntnis hätten die Kontoinhaber tatsächliches Mitspracherecht und nicht die
Aktionäre der Bank. Die Deutsche Bank wäre sehr schnell pleite, wenn alle
Kunden ihre Guthaben bei der Bank kündigten. Dagegen hätte ein Verkauf aller Deutsche-Bank-Aktien
auf dieses Kreditinstitut geringere Auswirkungen.
Dagegen hält auch das Argument
der Kritiker, die sagen, dass sie mit Hilfe von neu ausgegebenen Aktien dieses
Unternehmen frisches Kapital zufließen ließen, nicht stand.
Bei anderen Aktiengesellschaften läuft
es ehrlicher ab. Die K+S AG, früher Kali und Salz AG, hat die geringste
Indexgewichtung von 0,5 Prozent. Dieses Bergbauunternehmen verfügt über viele
Gerätschaften und anderes Eigentum. Wenn nun alle Aktionäre die Aktien von K+S
AG zum Verkauf anböten, würde der Preis dieser Aktie fallen. Deshalb entspricht
die Summe der Aktien niemals dem Buchwert eines Unternehmens.
Was läuft also nur falsch in
unserem Wirtschaftssystem?
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