Sonntag, 31. August 2014

Der Europa-Versteher im Ersten



Am heutigen Samstag, dem 30. August 2014, trafen sich Europas Regierungschefs, um die EU-Spitzenposten auszukungeln. Der bisherige polnische Ministerpräsident Donald Tusk soll EU-Ratspräsident werden und löst am 01. Dezember dieses Jahres den Belgier Herman Van Rompuy ab.

In seinem Kommentar berichtete der WDR-Korrespondent Rolf-Dieter Krause, Studioleiter in Brüssel, dass Tusk neben seiner Muttersprache Polnisch lediglich Russisch und Deutsch spräche. Also ‘mal ganz ehrlich. Die sogenannten Spitzenposten in der EU sind doch eigentlich eh supranationale Resterampen der nationalen Politik. Den durchaus bewundernswerten Präsidenten der Europäischen Kommission Jean-Claude Juncker haben die Luxemburger Ende 2013 abgewählt. Martin Schulz hat als EU-Parlamentspräsident noch zwei einigermaßen glanzvolle Jahre vor sich, danach ist auch Edeka (Ende der Karriere), weil es mit seinem mangelnden Charisma für die nationale Politik nicht reicht. Und Tusk drohte nach der polnischen Abhöraffäre von 2014 ebenfalls die Abwahl.

Doch in den durch das polnische Magazin Wprost veröffentlichten Mitschnitten bewiesen Tusk und sein Außenminister Radosław Sikorski durchaus politischen Realitätssinn, als Sikorski die einseitige Ausrichtung Polens auf die USA abtat und die Notwendigkeit von guten Beziehungen zu Russland und Deutschland ausdrückte. Insofern passen doch Russisch und Deutsch.

Welche Sprachen sprechen überhaupt andere Spitzenpolitiker in der EU? Catherine Ashton, bisherige Hohe Vertreterin der EU-Außen- und Sicherheitspolitik, spricht neben ihrer Muttersprache Englisch nur eine Fremdsprache. Und zwar Französisch auf miserablem Niveau.

Sicherlich wird es Volker Kauder, Unions-Fraktionschef im Deutschen Bundestag, freuen, dass der neue EU-Ratspräsident Deutsch spricht. Von Kauder stammt der Satz: „In Europa wird wieder Deutsch gesprochen.“
Rolf-Dieter Krause sollte jedenfalls nicht so hochnäsig sein. In der ARD wird er regelmäßig als Europa-Versteher und großer Europäer angekündigt. Jedoch sprach er sich in seinem Buch „Europa auf der Kippe: Vierzehn Argumente gegen den Vertrag von Maastricht“ auch gegen die EU aus. Und wie ist es um Krauses Englischkenntnisse bestellt?

Von 1990 bis 1995 und von 2001 bis jetzt war er Korrespondent in Brüssel. Es gab keine anderen Stationen im Ausland. Tja, scheinbar reichen Krauses Fremdsprachkenntnisse nur von Französisch bis Niederländisch. Und mit seinen geringen Kenntnissen des Moselromanischen scheint er wohl in Luxemburg gutauszukommen. Vermutlich reichen die Fremdsprachkenntnisse für einen herablassenden Korrespondenten in Brüssel.

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