Letztens verfasste ich einen Post, der aufgrund meiner Äußerungen für politisch eher unbedarfte Personen
prorussisch klingen dürfte. Ja, es stimmt, ich habe nichts gegen Russland,
dessen Bevölkerung, dessen Kultur und Politik. Ich glaube sogar, ich mag Russland.
Vielleicht weil viele Russen auf ihre plumpe, einfache Art geradezu ehrlich und
deshalb liebenswürdig sind. Das mag ein Vorurteil sein, aber vielleicht kennen Sie
das auch: Ein Russe identifiziert Sie als Deutscher und blüht regelrecht auf.
Wahnsinn, obwohl wir Deutschen diesem Volk zu viel Leid zugefügt haben.
Derzeit ist die weltpolitische Lage
ziemlich schwierig. In den Zeitungen liest man, und im Rundfunk hört man, was Russland
alles so angestellt haben soll. Solche Verunglimpfungen gab es zwar schon oft,
aber dieses Mal scheinen sich die Medien mit Kritik an Russland zu überwerfen.
Und dagegen lehnen sich in
Leserbriefen (so auch in der SPIEGEL-Ausgabe 32/2014) und Kommentaren
verschiedene Mitmenschen auf. So fordern, viele aufgrund der NSA-Ausspähaffäre gegenüber
den USA ebenfalls Sanktionen. Zumal ja, kein Russe Deutschland etwas angetan
hat.
Politiker halten in solchen
Situationen eine relativ dumme Floskel entgegen: „Deutschland und die
Vereinigten Staaten sind durch gemeinsame Werte und Wertvorstellungen
miteinander verbunden.“ Ja? Welche Werte denn? Teilen die Russen nicht die
gleichen Werte wie wir Deutschen und die US-Amerikaner? Schlagen etwa Russen
ihre Kinder? Tun das US-Amerikaner oder Deutsche? Darf man in Russland
unbestraft stehlen, rauben oder töten? Nein! Und ist unser gemeinsamer Wert
nicht etwa nur unser kapitalistisches, demokratisches System? Sicherlich. Allerdings
gab es noch nie eine Gesellschaft ohne Werte. So makaber das manchmal auch
klingt.
Diese Forderung nach deutschen
Sanktionierungen gegenüber den Vereinigten Staaten entspringt der Vorstellung
der sogenannten, außenpolitischen Äquidistanz. Das beinhaltet theoretisch die
gleiche Haltung der Bundesrepublik zu Russland wie zu den USA. Doch vielmehr
entspringt dieser Geisteshaltung der Wunsch nach einem eigenständigen Weg in
der deutschen Außenpolitik. Sozusagen der dritte Weg als eine Mittelmacht.
Doch das ist auch keine Lösung. In
der Geschichte findet man dazu viele traurige Belege. Dagegen bedarf es vielmehr
einer kontinuierlich wachsenden Zusammenarbeit Deutschlands mit allen Staaten unserer
Erde. Das ist in einer globalisierten Welt nur angebracht. Also kein Lavieren der
Bundesrepublik und Ausspielen ausländischer Partner. Schließlich sind wir alles
nur Menschen.
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