Früher war ich ein großer
Science-Fiction-Fan. Doch
heute, ne! Science Fiction bedeutet stumpf übersetzt
Wissenschaftsfiktion. Und was heute unter dem Begriff Science Fiction
publiziert wird, ist Beschwichtigung der Massen und eine bloße Ansammlung von
special effects. Dabei ist Star Wars nicht einmal Science, sondern bloße
Fiction oder Fantasy. Genauso Stargate, Babylon 5 etc.
Seine Anfänge nahm das
Science-Fiction-Genre mit Jules Verne im 19. Jahrhundert. Verne schrieb unter
anderem Klassiker wie „Reise um die Erde in 80 Tagen“ (1873). Indem der
Hauptdarsteller Phileas Fogg immer weiter ostwärts reiste, bewies er, dass die
Erde nicht nur eine Kugel ist, sondern dass man durch die Passage von allen
Zeitzonen einen Tag herausholt. Ich sollte mich einen Meter südlich des
geographischen Nordpols mehrere Mal ostwärts im Kreis bewegen. Dann schinde ich
wohl meinen Tod etwas raus.
Jedenfalls belegte Verne mit
seinem Meisterwerk, dass man auch dadurch gewinnt, indem man sich kulturell
öffnet. Das wäre doch eine ganz interessante Inszenierung für ein hippes
Berliner Theater. Anstatt dass sich der Charakter Fogg dann gen Osten bewegt,
geht er in der neumodischen Inszenierung grundsätzlich westwärts und erfährt
dadurch ebenfalls einen Zeitgewinn sowie eine Bereicherung seines Lebens. Aber meine
kreative Spinnerei ist erst einmal nebensächlich.
Das Genre Science Fiction erfuhr
in den 1960ern durch Gene Roddenberry einen enormen Schub. Mit dem Raumschiff
Enterprise zeigte uns Roddenberry auf, dass uns durch (unsere irrationale,
oftmals fehlerbehaftete) Menschlichkeit und nicht durch Vernunft stets mehr als
nur zwei Möglichkeiten offenstehen. Das haben Captain Kirk und Captain Picard
sowie ihre jeweiligen Crews uns aufgezeigt.
Doch was danach kam, war eine
Darstellung von Siegen um des Sieges Willen. In Star Trek: Deep Space Nine,
Star Trek: Raumschiff Voyager und Star Trek: Enterprise mussten die Helden ihre
jeweiligen Gegner immer niederringen, damit die eigene glorreiche Gesellschaft
fortbestehen durfte. Bei den Siegen gab es keine Kompromisse und
Zugeständnisse. Das ist symptomatisch für unsere aktuelle Gesellschaft, wenn
man an den Kampf gegen den Terror denkt. Die Ukrainekrise, der Nahostkonflikt
und viele andere Konflikte dieser Welt.
Damit der Konsument dieser späteren
Serien auch sieht, wie gut es ihm eigentlich und überhaupt geht, wurden
besondere Stilmittel eingesetzt. So etwa das Paralleluniversum, was es
physikalisch gar nicht gibt. Denn hat jede Sache ihr Gegenteil oder ihre Umkehrung?
Ja? Dann stellen Sie sich doch bitte vor, was das Gegenteil oder die Umkehrung
von Ihnen selbst ist. Das funktioniert nicht, oder? Oder stellen sich das
Gegenteil von 5 vor? Ist das zwangsläufig der Kehrwert, also ¹⁄₅? Oder was
könnte die Parallele von 5 sein? Das ist alles ist zu abstrus.
Mit der Schöpfung des
Paralleluniversums wollen die Produzenten darstellen, wie arm es in anderen
Gesellschaften ist, und wie erstrebenswert die eigene Gesellschaft ist.
Vielleicht, weil es dort keinen vergleichbaren Superhelden gibt. Vielleicht,
weil diese Pendant-Gesellschaft totalitär ist. Vielleicht, weil die Menschen im
Paralleluniversum stets glücklos scheitern.
Mit der Erfindung des
Paralleluniversums will uns Hollywood aufzeigen, dass es anderswo nur schlimm
ist und wir Glück haben, hier zu leben. Also bitte nicht aufregen. Keine
Demonstrationen, Ausschreitungen oder Revolution bitte! Bitte lieber Star Wars
gucken!
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