Es war im Jahr 1989 und das Ende
der Sowjetunion sowie ihrer Satellitenstaaten zeichnete sich allmählich ab, da
verfasste der US-amerikanische Politikwissenschaftler Francis Fukuyama seinen
berühmten Aufsatz vom „Ende der Geschichte“. Drei Jahre später folgte unter
gleichem Namen eine Monographie. Fukuyamas Thesen vom endgültigen Sieg des
Liberalismus, der Marktwirtschaft und der Demokratie sind jedoch seit langem
überholt. Spätestens seit den Terroranschlägen auf das World Trade Center in
New York und das Pentagon in Washington am 11. September 2001.
Selbst Kritiker aus dem
bürgerlichen Spektrum lehnen Fukuyamas Thesen ab. Allerdings propagieren sie
selbst eine Endgültigkeit der Marktwirtschaft, der Demokratie und des Liberalismus.
Komisch?! Schreibt sich nun die Geschichte der Menschheit fort oder nicht?
Dazu meinen bürgerliche Politiker
und Wissenschaftler, dass endloser Frieden nicht möglich sei. Gleichzeitig
behaupten sie aber das Ende aller Ideologien, dabei trägt jeder Mensch eine
politische Auffassung und damit eine Ideologie in sich.
Das Problem dieser bürgerlichen
Nihilisten ist, dass diese nicht vermögen, den Widerspruch zwischen Plan- und
Marktwirtschaft, zwischen sozialer und politischer Freiheit, zwischen sozial
gerechter Umverteilung in einer Gesellschaft und einer Leistungsgesellschaft, zwischen
These und Antithese, zwischen Objekt und Subjekt sowie zwischen Sein und
Bewusstsein aufzuklären. Das erfordert Dialektik. Der Begriff Dialektik
beinhaltet vorerst unauflösliche Widersprüche. Vielleicht auch einen Nukleus,
einem in sich verwobenen, scheinbar unauflöslichen Kern. Vielleicht wollen es
die bürgerlichen Kräfte auch nicht, weil sie mit den Umständen ganz annehmlich
leben.
Ich kann den Widerspruch auch
nicht aufklären, doch gebe ich mich nicht der Illusion hin, dass unsere
Nachfahren in einer besseren Welt leben. Was in 500 Jahren sein wird, vermag
ich beim besten Willen nicht einzuschätzen.
Es war jedenfalls Winston
Churchill, der sagte: „Demokratie ist die schlechteste aller Regierungsformen –
abgesehen von all den anderen Formen, die von Zeit zu Zeit ausprobiert worden
sind.“ Winston Churchill war bürgerlich-konservativ und trotzdem ein Demokrat.
Wie es scheint, war Churchill schlauer als bürgerliche Politiker und
Wissenschaftler aus der heutigen Zeit.
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