Sonntag, 17. August 2014

Die mentale Verhaftung in der Endgültigkeit der Welt



Es war im Jahr 1989 und das Ende der Sowjetunion sowie ihrer Satellitenstaaten zeichnete sich allmählich ab, da verfasste der US-amerikanische Politikwissenschaftler Francis Fukuyama seinen berühmten Aufsatz vom „Ende der Geschichte“. Drei Jahre später folgte unter gleichem Namen eine Monographie. Fukuyamas Thesen vom endgültigen Sieg des Liberalismus, der Marktwirtschaft und der Demokratie sind jedoch seit langem überholt. Spätestens seit den Terroranschlägen auf das World Trade Center in New York und das Pentagon in Washington am 11. September 2001.

Selbst Kritiker aus dem bürgerlichen Spektrum lehnen Fukuyamas Thesen ab. Allerdings propagieren sie selbst eine Endgültigkeit der Marktwirtschaft, der Demokratie und des Liberalismus. Komisch?! Schreibt sich nun die Geschichte der Menschheit fort oder nicht?

Dazu meinen bürgerliche Politiker und Wissenschaftler, dass endloser Frieden nicht möglich sei. Gleichzeitig behaupten sie aber das Ende aller Ideologien, dabei trägt jeder Mensch eine politische Auffassung und damit eine Ideologie in sich.

Das Problem dieser bürgerlichen Nihilisten ist, dass diese nicht vermögen, den Widerspruch zwischen Plan- und Marktwirtschaft, zwischen sozialer und politischer Freiheit, zwischen sozial gerechter Umverteilung in einer Gesellschaft und einer Leistungsgesellschaft, zwischen These und Antithese, zwischen Objekt und Subjekt sowie zwischen Sein und Bewusstsein aufzuklären. Das erfordert Dialektik. Der Begriff Dialektik beinhaltet vorerst unauflösliche Widersprüche. Vielleicht auch einen Nukleus, einem in sich verwobenen, scheinbar unauflöslichen Kern. Vielleicht wollen es die bürgerlichen Kräfte auch nicht, weil sie mit den Umständen ganz annehmlich leben.

Ich kann den Widerspruch auch nicht aufklären, doch gebe ich mich nicht der Illusion hin, dass unsere Nachfahren in einer besseren Welt leben. Was in 500 Jahren sein wird, vermag ich beim besten Willen nicht einzuschätzen.

Es war jedenfalls Winston Churchill, der sagte: „Demokratie ist die schlechteste aller Regierungsformen – abgesehen von all den anderen Formen, die von Zeit zu Zeit ausprobiert worden sind.“ Winston Churchill war bürgerlich-konservativ und trotzdem ein Demokrat. Wie es scheint, war Churchill schlauer als bürgerliche Politiker und Wissenschaftler aus der heutigen Zeit.

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