Viele, viele Jahre liegt meine
Schulzeit schon zurück und dennoch denke ich oft daran zurück. Was mir alles so
beigebracht wurde! Vieles davon ist echter Müll.
So lernte ich erst in der
zwölften Klasse, nach neun Jahren, im Englischunterricht, dass eine Sache, die
ebenfalls verneint wird, „either“ anstatt „too“ erfordert. Wenn ich also sagen
möchte, dass ich eine Sache ebenfalls nicht getan habe, muss es heißen: „I
haven’t done it, either.“ Doch dieser späte Lernerfolg war nicht meiner
regelmäßigen Unaufmerksamkeit geschuldet. Schließlich wussten andere Mitschüler
es nicht, either.
Trotz der ganzen
Unzulänglichkeiten durfte ich studieren. Doch als Historiker möchte ich mich
nicht über die fehlerhaften Inhalte des Geschichtsunterrichts auslassen,
either. Dass sich der Antikominternpakt von 1936 nicht primär gegen die
Sowjetunion ausgerichtet hat, ist höherer Stoff. Das ist absolut kein
Revisionismus. Wer mich kennt, weiß, dass ich dezidiert antifaschistisch bin.
Der Antikominternpakt richtete
sich in erster Linie gegen westliche Kolonialstaaten wie Großbritannien und Frankreich.
Schließlich hatten Italien und Spanien keine territorialen Interessen in
Osteuropa und Asien. Das nur als offensichtlichste Tatsache. Dass alle
Vertragspartner, also Deutsches Reich, Japan, Italien und Spanien, trotzdem gegen
Sozialismus und Kommunismus agierten, ist ihrer Ideologie geschuldet.
In diesem Post geht es mir
vielmehr um andere Inhalte. Im Mathematikunterricht nahmen wir in der
Mittelstufe den Beweis durch, dass 1+1=2 ist. Toll, nicht? Als ich den
Mitschülern sagte, dass der Beweis lediglich auf der Annahme basiert, dass es
funktioniert, schauten sie mich verständnislos an. Scheinbar glaubten meine
Mitschüler an eine höhere Weihe durch die Erläuterung des Beweises.
Doch stellen Sie sich jetzt bitte
einmal eine Uhr vor. Es ist 23.59, in einer Minute ist es gleich Mitternacht.
24.00 oder 00.00? Was ist eine Minute später? Ist es dann 24.01? Nein, das nun
absolut nicht. Also solche Spielchen wie 1+1=2 funktionieren nicht
zwangsläufig.
Genauso die Behauptung, dass weitestgehend gekürzt ist. stellt dabei alle natürlichen Zahlen dar. Und
wenn man ab 1 aufwärts alle ganzen Zahlen einsetzt, kommt man zumindest bei
relativ kleinen Zahlen im Nenner als auch im Zähler auf Primzahlen. Doch was
hat die Unendlichkeit für uns zu bieten? Keine weiß es genau! Das kann wohl nur Polymath-8 beweisen.
Gleiches gilt für den
Gottesbeweis von Anselm von Canterbury. In der elften Klasse nahm unser
Religionslehrer diesen durch. Der Religionslehrer war Mitglied einer Freikirche
und deswegen etwas konservativ. (Der Staat und die Kirche sollte sich vor
Freikirchlern als Religionslehrern hüten!) Jedenfalls war der Lehrer schnell
betrübt, als ich ihm in der ersten Äußerung nach der Lektüre erklärte, dass
Canterburys Gottesbeweis bloß auf der Annahme, dass Gott existiert, basiert.
Damit war die Luft raus. Mit dem Text konnte er keine neuen Mitglieder
rekrutieren.
Tja, was soll also diese ganze
fehlerbehaftete Schulbildung? Der Sinn des Religionsunterrichts erschließt sich
mir nicht. Anfänglich bis zur sechsten Klasse hatte ich nicht einmal dieses
Fach, weil es keinen Lehrer gab. Also gab es Kunst als Ersatzfach. Eben Malen
anstelle von etwas geistreicheren Inhalten. Und wieso muss man die Schüler in
einem vermeintlich laizistischen Staat wie der Bundesrepublik nach Konfessionen
aufteilen? Das fördert doch Vorurteile gegenüber Katholiken, Protestanten,
Juden, Muslimen und anderen? Soll Religion nicht das Verständnis für andere
Religionen, Nationen, Ethnien und Kulturen fördern? Da kann man doch besser
gleich Ethnologie als Schulfach einführen. Das sorgte zumindest für mehr
Begeisterung bei den Schülern.
Jedenfalls hat Berlin schon längst
nicht mehr das verpflichtende Religionsfach oder dessen Ersatz. In Berlin gibt
es stattdessen das Fach Ethik. Das ist doch ein perfektes Fach für’s Abitur. In
Nordrhein-Westfalen ist es dagegen noch besser. Dort durfte man früher sein
Abitur in solch tollen Fächern wie Sport, Kunst, Pädagogik und Religion
bestehen. Und das befähigte einen Schulabsolventen nach 13 Schuljahren dann zum
Studium. Eben Fächer für Schüler mit besonderen Fähigkeiten. Gott sei Dank gab
es damals noch das G9-Abitur, also das Abitur nach 13 Schuljahren. Da bin ich doch
froh, dass ich in einem anderen Land wenigsten die fehlerhaften Inhalte
vermittelt bekommen habe.
Jedenfalls konnten auffallend viele
meiner späteren Kommilitonen aus NRW ihre eigenen Namen tanzen. Wenn das einen
nicht für das spätere Leben qualifiziert, weiß ich auch nicht.
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