Am 17. Juli 2014 stürzte das Malaysian-Airline-Flugzeug
17 von Amsterdam auf dem Weg nach Kuala Lumpur in der Ostukraine ab. Dieses
tragische Unglück begegnet uns nun täglich in den Medien. Und mittlerweile ist
für jeden unbestritten, dass das Flugzeug abgeschossen wurde. Schließlich
sprechen alle Parteien davon, die ukrainische, die russische, die US-amerikanische
und die europäischen Führungen. Alles scheint erwiesen zu sein, weshalb Medien
wie der SPIEGEL, Tagesschau, die heute-Sendung, Weltspiegel und weitere von
einer russischen Schuld sprechen.
Doch halt! Indizien sind keine
Beweise. Da halfen auch Ellen Ehnis zwei stümperhafte Versuche zweier ARD-Brennpunkte zum Absturz nicht weiter. Ehnis angeblicher Luftfahrt-Experte Ralph Thiele war kein Pilot oder ähnliches, sondern ist militärischer Lobbyist
und deshalb kein wirklicher Luftfahrt-Experte. Und Irre wie der
Separatistenführer, der sich in einem Telefonat mit einem Flugzeugabschuss
selbst rühmte, sind aufgrund ihres selbstherrlichen Machowesens schlechte
Belege.
Vieles spricht zwar dafür, dass
die Separatisten in der Ostukraine von russischer Seite unterstützt werden.
Bislang ist aber nur die menschliche Unterstützung der nach Unabhängigkeit
strebenden Ostukrainer durch Russen bewiesen.
Vieles spricht dafür, dass der
Flug MH17 von einer Bode-Luft-Rakete abgeschossen wurde. Dabei handelt sich um
das Flugabwehrsystem Buk M1, welches sowohl die Russische Föderation sowie
Ukrainische Republik besitzen. Ob es eine russische, von Separatisten
abgeschossene Rakete ist, ist bislang nicht auszumachen. Ein ukrainisches
Amateurvideo will zwar den Beweis liefern, allerdings sind weder Ort noch Zeit,
noch Beteiligte zweifelsfrei verifizierbar.
Und so ist es vermessen, wenn
sich der aktuelle SPIEGEL (31/2014) zum Rächer der Entrechteten aufschwingt und
sich erlaubt, für die Opfer zu sprechen. Selbst ich maß mir nicht an, für meine
verstorbene Großmutter zu sprechen. Und die kannte ich mein ganzes Leben.
Es ist richtig, dass man den
Angehörigen der Opfer die lückenlose, rückhaltlose Aufklärung schuldet. Doch
die Einseitigkeit der Berichterstattung ist geschmacklos und nicht angebracht.
So berichteten die Tagesschau und
ein Weltspiegel Extra nach dem Absturz von dem Aufenthalt von Experten an der Unglücksstelle. Danach erfolgten erneut Kämpfe zwischen der ukrainische Armee
und den Separatisten. Doch wozu musste das ukrainische Vorgehen sein? Die
Separatisten gestatteten den ausländischen Ermittlern den Zugang zur
Absturzstelle. Lediglich die Presse musste zurückbleiben. Doch ist das nicht
verständlich? Aus Respekt vor den Opfern gehört sich keine Nahaufnahme. Nun spricht
die Tagesschau vom ersten Besuch der Absturzstelle von Ermittlern, und die
Medienvertreter dürfen trotzdem nicht vor.
Mit voller Hochachtung zeigte der
Weltspiegel bereits vorher, wie eine ukrainische Bewohnerin aus der Umgebung Frackteile als angebliche Beweise beiseiteschuf. Doch dabei dürften sich jedem
Kriminalisten die Haare sträuben. An heimischen Unglücksstellen verwahren sich
deutsche Kriminalisten ebenfalls gegen Einmischung durch sachunkundige
Mitmenschen.
Doch ich kann Gulineh Atai, der
ARD-Korrespendentin vom WDR, durchaus irgendwo verstehen. Sie ist
anti-russisch, ich nicht. Und wenn ich Partei ergreife, blende ich auch gern
missliebige Sachen aus. Doch derartige einseitige Parteinahme unterläuft mir
dann doch nicht. Schließlich frage ich hier nicht, wem der Abschuss des
Flugzeugs am meisten nutzte. Das „Cui bono?“ ist geschmacklos und unangebracht.
Deswegen mein Rat an Gulineh
Atai: Schon im Georgienkrieg 2008 gab es eine schnelle Vorverurteilung
Russlands, doch nachher stellte sich die Schuld Micheil Saakaschwilis und
seiner georgischen Getreuen heraus.
Da hilft auch die von
US-Präsident Barack Obama neuaufgelegte Hunnenrede nicht weiter. Obama hat sich
mit seinem Drohnenkrieg und dem Gefangenenlager Guantanamo Bay selbst moralisch
disqualifiziert.
Doch was mich verwundert, ist,
dass niemand mehr über die Krim spricht. Vielleicht will die russische
Regierung auch nur ablenken, um sich die Halbinsel dauerhaft zu sichern. Das
scheint aufzugehen, weil Bundesaußenminister Frank-Walther Steinmeier in seinem SPIEGEL-Interview (31/2014) mit keinem Wort die Rückgabe der Krim forderte.
Jedoch beweisen die verschiedenen
außenpolitischen Handlungen und Pläne der USA und EU, was wirklich wichtig ist,
und welches Russland man sich wünscht. Indem die russische Elite sanktioniert
werden soll, erhoffen sich die US-amerikanischen und europäischen
Außenpolitiker eine stärkere Einflussnahme dieser Leute auf die russische
Politik. Diese Sanktionen treffen zwar keine Unschuldigen, aber eine Rückkehr
zum Russland der 1990er Jahre mit Jelzin und seinen Oligarchen ist die falsche
Lösung.
Doch sollten wir bei diesem
Konflikt gewarnt sein. Bloß weil die Ukraine sich außenpolitisch neuorientiert,
macht es das alles nicht besser. Die Ukraine ist auch weiterhin ein politisch
und sozial ungerechter Staat, was sie nicht als westlichen Partner
qualifiziert. Der Feind meines Feindes ist eben nicht zwangsläufig mein Freund.
Doch bei diesem Satz ist fraglich, ob Russland tatsächlich unser Feind ist. Das
sehe ich nämlich nicht so.
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