Letztens meldete sich ein alter
Kommilitone und gute Freund bei mir. Er heißt Carsten und ist seit längerem
Lehrer im Rheinland, wo er auch herkommt. Aufgrund seiner Affinität zur Stadt
Köln habe ich ihm den Nachnamen Flönz verpasst. Flönz ist eine Blutwurst aus
dem Rheinland. Und irgendwie passt das auch zu ihm.
Und nach dem Kontakt schossen mir
lustige Erinnerungen in den Kopf. Der Carsten war immer ein Lieber. Am Anfang
einer jeden Woche fragte er, wann wir dem Alkohol frönen können, und machten
dann einen Termin aus: „Minsch, wat machen mer hügg abend?“ Daraufhin ich: „Ja, vielleicht einen Film schauen
und dazu Bier trinken.“
Dann meinte Carsten immer so: „Isch
sare Dir, mer jucke zur Tanke un
holen uns dort Bier.“
Einmal gab es eine lustige
Begebenheit. Der gute Carsten war dran mit Fahren. Also setzten wir uns in sein
Auto und fuhren zur Tankstelle. Für die Fahrt hatte er stets Musik parat. Wenn „Viva
Colonia“ lief, war er in seinem Element. Man musste dann zwar immer mitsingen,
aber er bekam nicht mit, dass ich „Viva Polonia“ sang. Jedenfalls war er immer
ein sehr vorsichtiger Fahrer und fragte regelmäßig, ob er zu dicht oder zu weit
von der Zapfsäule steht. Ich meinte dann zu ihm: „Ramm doch einfach ‘mal eine
Säule, steig aus dem Auto, tanz unter dem Regen und sag: ‚Ich habe Öl gefunden,
nun sind alle meine Sorgen gelöst.‘ Und das bitte auf Kölsch!“ Ja, das wollte
er dann doch nicht. Er sagte also nie: „Isch han Öl jefunden, no sin all ming
Sorgen jelöst.“
Normalerweise kam Carsten immer
bloß auf ein Bier vorbei. Daraus wurden dann immer mehr. Nachdem der Carsten
sich dann mit Bier bei der Tankstelle eingedeckt hat, ging es dann zurück, um
irgendwelche Filme zu schauen. Meistens war nach anderthalb bis zwei Stunden
das Bier alle. Und weil Rheinländer solch gesellige Typen sind, fragte Carsten
stets, ob wir erneut zur Tankstelle wollen. Das lehnte ich selten ab. Nach dem
anfänglichen Alkoholkonsum musste das Auto allerdings nun stehen bleiben. Also
gingen wir zu Fuß.
Angekommen bei der Tankstelle
sagte Carsten Flönz: „Isch nehme dat Bier un ne Woosch.“ Auf die Wurst musste
er dann noch etwas warten. Währenddessen klingelte das Telefon. Die Wärterin
nahm ab, ihre Miene verfinsterte sich und sie musterte alle Kunden. Ich fragte
sie, was los sei. Daraufhin antwortete sie, dass eine andere Tankstelle aus der
Nähe gerade überfallen wurde. Wir sollten doch bitte warten, bis die Polizei
auch hier vorbeikäme. Das machten wir auch. Als die Polizei dann über den
Tankstellenhof fuhr und uns alle von außen musterte, gingen wir.
Ein paar Meter hinter der
Tankstelle meinte ich zu Carsten, ohne mich umzudrehen: „Lass uns ‘mal bei der
Bushaltestelle warten. Wir werden gerade von einem Streifenwagen verfolgt.“
Carsten erwiderte gedankenversunken: „Jo, jo.“ Als wir bei der Haltestelle
waren, ging Carsten jedoch weiter. Ich forderte ihn erneut zur Pause auf,
welcher er auch nachkam. Kurze Zeit später waren wir auf einmal von zwei
Streifenwagen umzingelt, Polizisten stiegen aus und ein weiblicher Polizist
hielt ihre Pistole griffbereit. Dann meinte Carsten: „Wat ess denn hee los?“
Wir wurden gefilzt und überprüft.
Auf meine Frage, ob wir aussähen wie Räuber, fragte mich ein Polizist, woher
ich vom Überfall wisse. Darauf Carsten: „Dat het uns de Wärterin en d'r
Tankstelle jesaat.“ Anschließend durften wir gehen, weil ich mit dem
Rheinländer Carsten wohl zu harmlos wirkte. Der kölsche Dialekt ist also ein
guter Grund, der gegen jede Kriminalität spricht. Sicherlich gilt das auch für
den Sächsischen, Schwäbischen, Hessischen und Bayrischen. Allerdings möchte ich
diese Mundarten nicht erlernen, um Tankstellen auszurauben.
Demnächst folgt eine andere
Begebenheit mit einem guten Freund aus dem Münsterland, einem Niederländer,
einem Schwarzafrikaner und Prostituierten. Bleiben Sie also gespannt.
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