Winston Churchill prägte in einer
Rede im Unterhaus vom 11. November 1947 den Spruch: „Demokratie ist dieschlechteste aller Regierungsformen - abgesehen von all den anderen Formen, dievon Zeit zu Zeit ausprobiert worden sind.“
Tja, was soll man davon halten?
Mit der Demokratie erhoffen sich alle ihre Teilnehmer, die Minimierung von
Fehlern, Irrtümern, Eigennützigkeit und Alleingängen. Mithilfe der Demokratie
soll die Wahrheit vorangebracht und hochgehalten werden.
Da sagen sich jetzt die Linken: „Die
Bevölkerungsmassen werden doch durch die Obrigkeit mit ihrer Vorherrschaft über
die Medien kleingehalten. Die Menschen müssten es doch eigentlich besser
wissen.“ Doch so einfach ist das eben nicht. Mit solchen Äußerungen verkennen
derartige Linke den tatsächlichen Menschen. Schließlich bestimmt das Sein das
Bewusstsein und nicht das Bewusstsein das Sein. Die Vernunft beim Menschen ist
nur teilweise ausgeprägt.
Ein guter Beleg dafür sind
verschiedene Volksentscheide in der Schweiz. Mein Lieblingsbeweis ist derBürgerentscheid über die Erhöhung von Urlaubstagen. Am Sonntag, dem 11. März
2012, stimmte eine Mehrheit der Schweizer gegen mehr Ferien, wie der Urlaub in
der Schweiz genannt wird. In der Schweiz gibt es 20 Tage gesetzlichen Urlaub.
In Deutschland dagegen 24 Tage. Mehr Urlaubstage können in den Tarifverträgen
ausgehandelt werden. Und das sowohl in der Schweiz als auch in Deutschland.
Im Vorfeld dieser Volksabstimmung
plakatierten die schweizerischen Arbeitgeberverbände, dass mehr Ferien gleichbedeutend
mit weniger Jobs wären. Die Schweizer ließen sich nicht beirren und sprachen
sich gegen mehr Urlaub aus, und das sicherlich nicht aus Angst vor einem
eigenen Verlust des Arbeitsplatzes. Schließlich gibt es in der Schweiz ja auch
Kündigungsschutzgesetze. Die Schweiz ist doch keine Bananenrepublik. Wenn also ein
Schweizer gern Ferien macht, hätte er also in der Wahlkabine für mehr
Urlaubstage gestimmt. Dieser Volksentscheid belegt zwei Sachen. Und zwar dass
einerseits die Gewerkschaften überwiegend mehr als die gesetzlich geregelten 20
Urlaubstage aushandeln, und dass die Schweizer andererseits noch immer
calvinistisch geprägt sind. Der Calvinismus ist unter anderem geprägt von den
vier Soli:
sola scriptura – allein die Schrift ist die Grundlage des christlichen
Glaubens (nicht die Tradition)
solus Christus – allein Christus (nicht die Kirche) hat Autorität über
Gläubige
sola gratia
– allein durch die Gnade Gottes wird der Mensch errettet (nicht wegen seiner
eigenen Güte)
sola fide
– allein durch den Glauben wird der Mensch gerechtfertigt (nicht durch gute
Werke).
Und außerdem durch Askese, Fleiß und Arbeitseifer, Unabhängigkeit
vom Staat und nicht-hierarchische Ordnung.
Das veranschaulicht genau, dass
sich die Schweizer nicht zwangsläufig irgendwelchen Ordnungen, Institutionen
und Propaganda unterwerfen. Sie entscheiden eigenständig. Das ist doch
bemerkenswert.
Zwar sprechen Mediziner und
Psychologen von der zwingenden Notwendigkeit von Erholung von der Arbeit, wozu
auch der Urlaub zählt. Doch scheint der tiefverankerte Glaube an eine Wahrheit,
allgemeingültige Notwendigkeiten auszublenden. Das besagen auch die vier Soli.
Allerdings hat jede Zeit ihre
Wahrheit. Das ist unbestritten und materialistisch. Die Wahrheit aus der
Vergangenheit hat heute nicht mehr ihre Richtigkeit. Früher glaubten die
Menschen, dass die Erde eine Scheibe ist. Und wenn man im damaligen Herzogtum
Braunschweig-Lüneburg oder in der damaligen Grafschaft Oldenburg war, erkannte
man auch das platte Land auf einem Blick.
Doch die Wissenschaft entwickelte
sich weiter und erkannte neue Wahrheiten. Seit der italienische Entdecker
Christoph Kolumbus 1492 Amerika entdeckte, wissen die Menschen auch, dass die
Erde eine Kugel ist.
Trotzdem glauben noch immer viele
Menschen an die Endgültigkeit von wissenschaftlichen Thesen. So etwa, dass
Rauchen schädlich ist. Zwar galt der Tabakkonsum bis weit in die zweite Hälfte
des 20. Jahrhunderts als gesundheitsfördernd, doch danach als absolut
schädlich. Doch die Wahrheit ist, dass es sowohl wohltuende als auch schädliche
Wirkung hat. Rauchen kann Krebs verursachen, sofern ein Individuum genetisch
vorbelastet ist. Jedoch kann der menschliche Körper eine bestimmte Menge an
Teer abbauen. Außerdem hilft Rauchen gegen Übelkeit, weil das Nikotin die
Magenpassage anregt und damit Magensäure verringert wird. Außerdem stärkt der
Tabakkonsum die DNA-Reparaturenzyme eines Embryos, wenn die Mutter während der
Schwangerschaft raucht.
Ein weiterer Irrglaube ist das
vehemente Festhalten an dem bevorstehenden Klimawandel. Dass das Ausstoßen von
gasförmigen Verbrennungsrückständen ihre Auswirkungen haben, ist unstrittig.
Jedoch betreiben die Grünen und Ökolisten Schwarzmalerei, um ihrer eigenen
politischen Existenz eine Wahrheit zu verschaffen. Jedoch ist Klima keine
Beständigkeit. Es gab stets kleine und größere Kälte- und Wärmezeiten. Das
bezeugen geologische Untersuchungen der Sedimente.
Außerdem pflegen die Grünen und
Ökolisten weitere Irrglauben. Und zwar die vegetarische Ernährung. Die Grünen
und Ökolisten behaupten, dass es begrenzte Reichtümer auf unserer Erde gäbe,
und dass der Mensch von der großen Verschwendungssucht getrieben sei. Das ist
eine Wahrheit aus der Vergangenheit. Sie stammt vom Club of Rome aus dem Jahr
1972. Diese Organisation ließ genaue demographische Entwicklungen, die anstehende
Globalisierung und bevorstehende Industrialisierungen von Entwicklungsländern
außer Acht und meinte ein Ende des Wachstums ausfindig gemacht zu haben. Die
Denker vom Club of Rome gingen nämlich von einer exponentiell wachsenden
Erdbevölkerung und einer linear ansteigenden Produktion aus. Doch mittlerweile wurde
das widerlegt, weil die Erdbevölkerung nur bis zum Ende des 21. Jahrhunderts
anwächst und danach schrumpft.
Außerdem schadet die vegetarische
oder vegane Ernährung dem eigenen Organismus, weil er tierische Fette zur
Spaltung benötigt und das menschliche Hirn tierischer Eiweiße bedarf. Allerdings
ist ein exorbitanter oder ein ausschließlicher Fleischkonsum genauso fehlerhaft.
Eine ausgewogene Ernährung ist dagegen vorbildlich.
Und dann gibt es da noch die
Atomkraft. Kernenergie wird aus instabilen Isotopen gewonnen, wenn diese sich
spalten und zerfallen. Das kann bei stümperhafter Bewachung fatale Konsequenzen
haben. Also wurde der Atomausstieg besiegelt. Deswegen sind die Grünen auch
gegen die kalte Fusion, bei der stabile Wasserstoffatome zu stabilen
Heliumatomen zusammengeschmolzen werden. Das ist saubere Energie, obwohl die
Grünen etwas anderes propagieren.
Gesundheit, Klima, Ernährung und Atomausstieg
sind Lieblingsthemen der Grünen, womit sie sich regelmäßig bei Wahlen durchsetzen
und behaupten. Doch muten deren Pläne fatalistisch an. Und im Glauben an die
scheinbare Progressivität der Grünen übernehmen anderen Parteien, Gruppierungen
und Menschen diesen Irrglauben. Durchaus würden die Grünen ein paar wenige Prozentpunkte
hinzugewinne, wenn sich die anderen Parteien von diesen Unwahrheiten abwenden
würden. Doch scheinbar zählt jeder Prozentpunkt.
Ein anderes Beispiel für den menschlichen
Irrglauben ist Wikipedia. Nutzer beziehen ihr Wissen aus diesem
Internet-Lexikon und glauben an dessen demokratische Wahrheit. Dieser entsteht
durch gemeinsames Bearbeiten und Diskutieren über Inhalte. Das führt dazu, dass
Interessensgruppen aktiv und zahlreich missliebige Wikipedia-Artikel
manipulieren. Es führt aber auch dazu, dass aufgrund des Halbwissens vieler
Nutzer irrelevante Artikel erstellt und ausgebaut werden. Siehe den Artikel zur
deutschen Nationalmannschaft im Vergleich zum Politischen System derBundesrepublik.
Doch weshalb geben sich Menschen
so leicht dem Irrglauben an Unwahrheiten und Irrelevanz her? Scheinbar sind sie
noch nicht so weit. Das Sein bestimmt eben halt Bewusstsein. Die Demokratie hat
ein Dilemma, und das hat einen Namen. Die Wahrheit.
Die Wahrheit kann man jedoch auch
nicht von oben herab verordnen, weil sie oftmals missliebig und unangenehm ist.
Eine Verordnung der Wahrheit führte zwangsläufig zum Widersetzen gegen die Wahrheit.
Und oft belegen historische
Ereignisse, wie zerstörerisch die Menschheit war, um sich anschließend neu und historisch
wahrheitsgemäß zu ordnen. Die Menschheit ist eben nur ein Spiegelbild des
Universums. Das Universum ist auch nicht perfekt, was bereits Galileo Galilei
erkannte. Bei seiner Entstehung gab es nämlich im Universum Teilchen und
Antiteilchen. Teilchen und Antiteilchen heben sich gegenseitig auf. Doch auf 1000 000 000 Antiteilchen kamen 1 000 000 001 Teilchen, weswegen wir existieren.
Und das lässt sich einfach übersetzen: Auf 1 000 000 000 Fehler kommen 1 000
000 001 Wahrheiten, wodurch die Menschheit trotz besseren Möglichkeiten so
langsam voranschreitet. 1 000 000 000-mal hat die Demokratie aufgrund von
Irrglauben ein Dilemma, aber mit dem 1 000 000 001-mal siegt die Wahrheit. Gott
sei Dank haben wir siebenmal so viele Menschen, die tagtäglich mehrere
Entscheidungen treffen müssen.
Jedoch möchte ich nicht
ausschließen, dass dieses Verhältnis verbesserungsfähig ist. Also sollten wir
die Albereien über das Rauchen, Klimawandel, Atomkraft und gesunde Ernährung
lassen und uns wichtigeren Dingen widmen. Schließlich sollte in einer
Demokratie die Entscheidung nicht auf dem Kompromiss zwischen Wahrheit und
Unwahrheit basieren. Denn wenn das so bleibt, wird Winston Churchill dauerhaft
recht behalten.
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