Sonntag, 17. August 2014

Demokratie ist das Dilemma der Wahrheit



Winston Churchill prägte in einer Rede im Unterhaus vom 11. November 1947 den Spruch: „Demokratie ist dieschlechteste aller Regierungsformen - abgesehen von all den anderen Formen, dievon Zeit zu Zeit ausprobiert worden sind.


Tja, was soll man davon halten? Mit der Demokratie erhoffen sich alle ihre Teilnehmer, die Minimierung von Fehlern, Irrtümern, Eigennützigkeit und Alleingängen. Mithilfe der Demokratie soll die Wahrheit vorangebracht und hochgehalten werden.

Da sagen sich jetzt die Linken: „Die Bevölkerungsmassen werden doch durch die Obrigkeit mit ihrer Vorherrschaft über die Medien kleingehalten. Die Menschen müssten es doch eigentlich besser wissen.“ Doch so einfach ist das eben nicht. Mit solchen Äußerungen verkennen derartige Linke den tatsächlichen Menschen. Schließlich bestimmt das Sein das Bewusstsein und nicht das Bewusstsein das Sein. Die Vernunft beim Menschen ist nur teilweise ausgeprägt.

Ein guter Beleg dafür sind verschiedene Volksentscheide in der Schweiz. Mein Lieblingsbeweis ist derBürgerentscheid über die Erhöhung von Urlaubstagen. Am Sonntag, dem 11. März 2012, stimmte eine Mehrheit der Schweizer gegen mehr Ferien, wie der Urlaub in der Schweiz genannt wird. In der Schweiz gibt es 20 Tage gesetzlichen Urlaub. In Deutschland dagegen 24 Tage. Mehr Urlaubstage können in den Tarifverträgen ausgehandelt werden. Und das sowohl in der Schweiz als auch in Deutschland.

Im Vorfeld dieser Volksabstimmung plakatierten die schweizerischen Arbeitgeberverbände, dass mehr Ferien gleichbedeutend mit weniger Jobs wären. Die Schweizer ließen sich nicht beirren und sprachen sich gegen mehr Urlaub aus, und das sicherlich nicht aus Angst vor einem eigenen Verlust des Arbeitsplatzes. Schließlich gibt es in der Schweiz ja auch Kündigungsschutzgesetze. Die Schweiz ist doch keine Bananenrepublik. Wenn also ein Schweizer gern Ferien macht, hätte er also in der Wahlkabine für mehr Urlaubstage gestimmt. Dieser Volksentscheid belegt zwei Sachen. Und zwar dass einerseits die Gewerkschaften überwiegend mehr als die gesetzlich geregelten 20 Urlaubstage aushandeln, und dass die Schweizer andererseits noch immer calvinistisch geprägt sind. Der Calvinismus ist unter anderem geprägt von den vier Soli:

sola scriptura – allein die Schrift ist die Grundlage des christlichen Glaubens (nicht die Tradition)
solus Christus – allein Christus (nicht die Kirche) hat Autorität über Gläubige
sola gratia – allein durch die Gnade Gottes wird der Mensch errettet (nicht wegen seiner eigenen Güte)
sola fide – allein durch den Glauben wird der Mensch gerechtfertigt (nicht durch gute Werke).

Und außerdem durch Askese, Fleiß und Arbeitseifer, Unabhängigkeit vom Staat und nicht-hierarchische Ordnung.

Das veranschaulicht genau, dass sich die Schweizer nicht zwangsläufig irgendwelchen Ordnungen, Institutionen und Propaganda unterwerfen. Sie entscheiden eigenständig. Das ist doch bemerkenswert.

Zwar sprechen Mediziner und Psychologen von der zwingenden Notwendigkeit von Erholung von der Arbeit, wozu auch der Urlaub zählt. Doch scheint der tiefverankerte Glaube an eine Wahrheit, allgemeingültige Notwendigkeiten auszublenden. Das besagen auch die vier Soli.

Allerdings hat jede Zeit ihre Wahrheit. Das ist unbestritten und materialistisch. Die Wahrheit aus der Vergangenheit hat heute nicht mehr ihre Richtigkeit. Früher glaubten die Menschen, dass die Erde eine Scheibe ist. Und wenn man im damaligen Herzogtum Braunschweig-Lüneburg oder in der damaligen Grafschaft Oldenburg war, erkannte man auch das platte Land auf einem Blick.

Doch die Wissenschaft entwickelte sich weiter und erkannte neue Wahrheiten. Seit der italienische Entdecker Christoph Kolumbus 1492 Amerika entdeckte, wissen die Menschen auch, dass die Erde eine Kugel ist.

Trotzdem glauben noch immer viele Menschen an die Endgültigkeit von wissenschaftlichen Thesen. So etwa, dass Rauchen schädlich ist. Zwar galt der Tabakkonsum bis weit in die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts als gesundheitsfördernd, doch danach als absolut schädlich. Doch die Wahrheit ist, dass es sowohl wohltuende als auch schädliche Wirkung hat. Rauchen kann Krebs verursachen, sofern ein Individuum genetisch vorbelastet ist. Jedoch kann der menschliche Körper eine bestimmte Menge an Teer abbauen. Außerdem hilft Rauchen gegen Übelkeit, weil das Nikotin die Magenpassage anregt und damit Magensäure verringert wird. Außerdem stärkt der Tabakkonsum die DNA-Reparaturenzyme eines Embryos, wenn die Mutter während der Schwangerschaft raucht.

Ein weiterer Irrglaube ist das vehemente Festhalten an dem bevorstehenden Klimawandel. Dass das Ausstoßen von gasförmigen Verbrennungsrückständen ihre Auswirkungen haben, ist unstrittig. Jedoch betreiben die Grünen und Ökolisten Schwarzmalerei, um ihrer eigenen politischen Existenz eine Wahrheit zu verschaffen. Jedoch ist Klima keine Beständigkeit. Es gab stets kleine und größere Kälte- und Wärmezeiten. Das bezeugen geologische Untersuchungen der Sedimente.

Außerdem pflegen die Grünen und Ökolisten weitere Irrglauben. Und zwar die vegetarische Ernährung. Die Grünen und Ökolisten behaupten, dass es begrenzte Reichtümer auf unserer Erde gäbe, und dass der Mensch von der großen Verschwendungssucht getrieben sei. Das ist eine Wahrheit aus der Vergangenheit. Sie stammt vom Club of Rome aus dem Jahr 1972. Diese Organisation ließ genaue demographische Entwicklungen, die anstehende Globalisierung und bevorstehende Industrialisierungen von Entwicklungsländern außer Acht und meinte ein Ende des Wachstums ausfindig gemacht zu haben. Die Denker vom Club of Rome gingen nämlich von einer exponentiell wachsenden Erdbevölkerung und einer linear ansteigenden Produktion aus. Doch mittlerweile wurde das widerlegt, weil die Erdbevölkerung nur bis zum Ende des 21. Jahrhunderts anwächst und danach schrumpft.

Außerdem schadet die vegetarische oder vegane Ernährung dem eigenen Organismus, weil er tierische Fette zur Spaltung benötigt und das menschliche Hirn tierischer Eiweiße bedarf. Allerdings ist ein exorbitanter oder ein ausschließlicher Fleischkonsum genauso fehlerhaft. Eine ausgewogene Ernährung ist dagegen vorbildlich.

Und dann gibt es da noch die Atomkraft. Kernenergie wird aus instabilen Isotopen gewonnen, wenn diese sich spalten und zerfallen. Das kann bei stümperhafter Bewachung fatale Konsequenzen haben. Also wurde der Atomausstieg besiegelt. Deswegen sind die Grünen auch gegen die kalte Fusion, bei der stabile Wasserstoffatome zu stabilen Heliumatomen zusammengeschmolzen werden. Das ist saubere Energie, obwohl die Grünen etwas anderes propagieren.

Gesundheit, Klima, Ernährung und Atomausstieg sind Lieblingsthemen der Grünen, womit sie sich regelmäßig bei Wahlen durchsetzen und behaupten. Doch muten deren Pläne fatalistisch an. Und im Glauben an die scheinbare Progressivität der Grünen übernehmen anderen Parteien, Gruppierungen und Menschen diesen Irrglauben. Durchaus würden die Grünen ein paar wenige Prozentpunkte hinzugewinne, wenn sich die anderen Parteien von diesen Unwahrheiten abwenden würden. Doch scheinbar zählt jeder Prozentpunkt.

Ein anderes Beispiel für den menschlichen Irrglauben ist Wikipedia. Nutzer beziehen ihr Wissen aus diesem Internet-Lexikon und glauben an dessen demokratische Wahrheit. Dieser entsteht durch gemeinsames Bearbeiten und Diskutieren über Inhalte. Das führt dazu, dass Interessensgruppen aktiv und zahlreich missliebige Wikipedia-Artikel manipulieren. Es führt aber auch dazu, dass aufgrund des Halbwissens vieler Nutzer irrelevante Artikel erstellt und ausgebaut werden. Siehe den Artikel zur deutschen Nationalmannschaft im Vergleich zum Politischen System derBundesrepublik.

Doch weshalb geben sich Menschen so leicht dem Irrglauben an Unwahrheiten und Irrelevanz her? Scheinbar sind sie noch nicht so weit. Das Sein bestimmt eben halt Bewusstsein. Die Demokratie hat ein Dilemma, und das hat einen Namen. Die Wahrheit.

Die Wahrheit kann man jedoch auch nicht von oben herab verordnen, weil sie oftmals missliebig und unangenehm ist. Eine Verordnung der Wahrheit führte zwangsläufig zum Widersetzen gegen die Wahrheit.

Und oft belegen historische Ereignisse, wie zerstörerisch die Menschheit war, um sich anschließend neu und historisch wahrheitsgemäß zu ordnen. Die Menschheit ist eben nur ein Spiegelbild des Universums. Das Universum ist auch nicht perfekt, was bereits Galileo Galilei erkannte. Bei seiner Entstehung gab es nämlich im Universum Teilchen und Antiteilchen. Teilchen und Antiteilchen heben sich gegenseitig auf. Doch auf 1000 000 000 Antiteilchen kamen 1 000 000 001 Teilchen, weswegen wir existieren. Und das lässt sich einfach übersetzen: Auf 1 000 000 000 Fehler kommen 1 000 000 001 Wahrheiten, wodurch die Menschheit trotz besseren Möglichkeiten so langsam voranschreitet. 1 000 000 000-mal hat die Demokratie aufgrund von Irrglauben ein Dilemma, aber mit dem 1 000 000 001-mal siegt die Wahrheit. Gott sei Dank haben wir siebenmal so viele Menschen, die tagtäglich mehrere Entscheidungen treffen müssen.

Jedoch möchte ich nicht ausschließen, dass dieses Verhältnis verbesserungsfähig ist. Also sollten wir die Albereien über das Rauchen, Klimawandel, Atomkraft und gesunde Ernährung lassen und uns wichtigeren Dingen widmen. Schließlich sollte in einer Demokratie die Entscheidung nicht auf dem Kompromiss zwischen Wahrheit und Unwahrheit basieren. Denn wenn das so bleibt, wird Winston Churchill dauerhaft recht behalten.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen