Donnerstag, 24. Juli 2014

Die Begeisterung für den übernatürlichen Held



Das Quizduell von Jörg Pilawa sorgte in der letzten Zeit für Schlagzeilen. Jedem müsste das mittlerweile bekannt sein. Deshalb schaute ich die beiden letzten Tage nach 18.00 bei der Sendung vorbei. Lange hielt ich das nicht aus. Kritik an der inhaltsschwachen Sendung ist jedoch nicht mein Anliegen. Im Quizduell spielt ein Team eigentlich gegen Zuschauer hinter dem Fernseher. Doch weil die dazu benötigte App nicht funktioniert, spielt das Team gegen die Zuschauer. Dabei kann jeweils die andere Gruppe das Thema auswählen. Unheimlich beliebt sind dabei Fragen zu Comics. Ein Jungs-Thema, eher eins für übergewichtige Jungs mit bedruckten schwarzen T-Shirts, schwarzen Jeans, Sneakers und Drei-Tage-Bart, der vermutlich zwei Wochen wachsen durfte.

Doch warum begeistern sich so viele für Comics? Ein belangloses Thema, bei dem kein allgemeingültiges Wissen notwendig ist. Weshalb erfreuen sich so viele an Super-, Bat- oder Spiderman?

Die Antwort findet sich zum Beginn des Films. Die ersten Stars waren Charly Chaplin, Laurel & Hardy und viele andere. Sie alle waren Menschen wie Du und ich. Mal gewannen sie, mal verloren sie. So ist es auch im Leben.

Ende der 1930er entstanden erst Super-, dann Batman. Es war eine schwierige Zeit, in der man scheinbar machtlos war. Es brauchte angeborene körperliche oder mentale Genialität, um mit den Problemen der Welt fertigzuwerden. Erst Weltwirtschaftskrise, dann Mussolini, Hitler, Stalin. Ende der 1940er auch noch Mao. Also kam Spiderman.

Doch richtig erfolgreich waren Comics mit Superhelden nie. Erst mit den 1990ern kam Erfolg auf. Batman wurde oft in kurzen Zeitabständen verfilmt. Verschiedene Schauspieler mimten Batman. In 2000ern dann auch Spiderman mit Tobey Maguire.

Die 1990er waren eine Zäsur in der Menschheitsgeschichte. Scheinbar gab es keine Feinde in der Welt mehr, also floh man in die Phantasie. Gleichzeitig schien man der Welt hilflos ausgeliefert. Einerseits durch Sozialeinschnitte und andererseits durch neue technisch revolutionäre Errungenschaften. Und selbstverständlich schlägt jeder Superheld Chaplin, Laurel & Hardy, Chevy Chase und alle anderen, weil es einfach Superhelden sind. Die sind doch einfach cool.

Daraus lässt sich eine Ohnmacht und Kapitulation der damaligen wie heutigen Jugend vor den sozialen Umständen sowie vor deren eigener Tat- und Willenskraft ablesen. Superman ist stark für mich, also kann ich mich den Umständen ergeben. Batman ist schlau, also brauche ich nicht mehr nachdenken. Person X wurde von einer verseuchten Spinne gebissen, warum kann mir das nicht auch passieren?

Weil das Leben kein Comic ist! Hollywood gaukelt uns nur etwas vor. Mimten Schauspieler noch vor Jahrzehnten durchschnittliche Menschen mit Schwächen, sind die heutigen Charaktere allesamt unerreichbar. Scheinbar traut sich Hollywood nicht mehr durchschnittliche Typen zu, anscheinend wollen das die Zuschauer auch nicht. Wie ist sonst eine ausbleibende Oscar-Nominierung für Ben Stiller und andere fabelhafte Schauspieler zu erklären?



Dieser Post wurde am Dienstag, dem 20. Mai 2014, auf meinem alten Blog (http://mein-woechentlicher-aufreger.blogspot.de) zuerst veröffentlicht. Da ich meine Zugangsdaten für den alten Blog verloren habe, erstellte ich einen neuen. Deshalb habe ich diesen Post hier erneut eingestellt, obwohl er vielleicht nicht mehr aktuell ist.

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