Donnerstag, 24. Juli 2014

Quo vadis Jugend?



Es war Anfang März 2014 im Jahre des Herrn. Ich war zu Besuch auf einem Treffen der Gewerkschaftsjugend von Ver.di im Landesbezirk NRW. Aus dem ganzen Land sind junge Mitglieder angereist. Es wurden Projekte thematisierte und so weiter.

Gegen Ende erfolgte ein abschließender Austausch. Ein lieber, junger Kollege namens Ibrahim aus Essen zitierte einen Wissenschaftler, dessen Vortrag er und weitere Kollegen zuvor gelauscht hatten. Das Zitat besagte, dass die heutige Jugend genauso stark politisiert sei wie vorherige Generationen.

Endlich hatte ich es schwarz auf weiß. Man könnte mit Hilfe des Statements vermuten, dass heutige Jugend starke politische Vorstellungen besäße. Doch man kann den Satz auch anders deuten. Und zwar so: Die Jugend der 1960er, 70er, 80er, 90er und 2000er ist genauso schwach wie die heutige Jugend. Schließlich hat der namenlose Wissenschaftler nur einen Vergleich zwischen den verschiedenen Generationen gezogen und keine Aussage über die konkrete Ausgestaltung der Politisierung betrieben.

Und ich wusste es doch schon immer, dass die RAF nicht politisch ist. Wer auf Polizisten und wehrlose Menschen schießt, ist ein Verbrecher. Die RAF war nicht ideologisch sondern nur verbrecherisch radikal. Auch die 68er waren nicht politisch. Wer durch die Straßen läuft und ruft: „Ho-Ho-Ho Chi Minh“, drückt keine politische Forderung aus. Er zeigt nur, dass er irgendwie anders ist. Das sei ihm zugestanden. Daraus ableiten lässt sich absolut nichts.

Und dass die heutige Jugend nicht politisiert ist, erkennt man an der regen Beteiligung in politischen Organisationen. Doch da fallen sie auch nicht inhaltlich auf. Reißend Absatz finden mehrheitlich Bekenntnisse für den Anti-Faschismus. Das ist zweifellos lobenswert. Doch dass die Jugend für faire Umverteilung einsteht, ist kaum erkennbar. Eine ungerechte Umverteilung ist die Grundlage des Faschismus. Folglich ist eine gerechte Umverteilung das einzig probate Mittel gegen Faschismus. Doch diese Erkenntnis bei jungen Leuten? Nein, weit gefehlt.

Deswegen meine Forderung: Wir sollten wieder Turnvereine fördern! Scheiße, ich hatte mit dem Ende der Schulzeit gehofft, dass damit auch das Reck, der Barren, der Kasten und andere Quälereien ein Ende finden. Aber für die Jugend mache ich gern noch einmal einen Hüftaufschwung, meine absolute Lieblingsübung!

P.S.: Dass die heutige Jugend nicht politisiert ist, darf nicht als Entschuldigung für alles herhalten. Ein  Hitlergruß mit dem Verweis auf dessen angebliche Bedeutungslosigkeit ist dumm, eine Verhöhnung der verschiedenen sowie unzähligen Opfer des Faschismus und Geschichtsverachtung.



Dieser Post wurde am Montag, dem 12. Mai 2014, auf meinem alten Blog (http://mein-woechentlicher-aufreger.blogspot.de) zuerst veröffentlicht. Da ich meine Zugangsdaten für den alten Blog verloren habe, erstellte ich einen neuen. Deshalb habe ich diesen Post hier erneut eingestellt, obwohl er vielleicht nicht mehr aktuell ist.

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