Es war Anfang März 2014 im Jahre
des Herrn. Ich war zu Besuch auf einem Treffen der Gewerkschaftsjugend von
Ver.di im Landesbezirk NRW. Aus dem ganzen Land sind junge Mitglieder
angereist. Es wurden Projekte thematisierte und so weiter.
Gegen Ende erfolgte ein
abschließender Austausch. Ein lieber, junger Kollege namens Ibrahim aus Essen
zitierte einen Wissenschaftler, dessen Vortrag er und weitere Kollegen zuvor
gelauscht hatten. Das Zitat besagte, dass die heutige Jugend genauso stark politisiert
sei wie vorherige Generationen.
Endlich hatte ich es schwarz auf
weiß. Man könnte mit Hilfe des Statements vermuten, dass heutige Jugend starke
politische Vorstellungen besäße. Doch man kann den Satz auch anders deuten. Und
zwar so: Die Jugend der 1960er, 70er, 80er, 90er und 2000er ist genauso schwach
wie die heutige Jugend. Schließlich hat der namenlose Wissenschaftler nur einen
Vergleich zwischen den verschiedenen Generationen gezogen und keine Aussage
über die konkrete Ausgestaltung der Politisierung betrieben.
Und ich wusste es doch schon
immer, dass die RAF nicht politisch ist. Wer auf Polizisten und wehrlose
Menschen schießt, ist ein Verbrecher. Die RAF war nicht ideologisch sondern nur
verbrecherisch radikal. Auch die 68er waren nicht politisch. Wer durch die
Straßen läuft und ruft: „Ho-Ho-Ho Chi Minh“, drückt keine politische Forderung
aus. Er zeigt nur, dass er irgendwie anders ist. Das sei ihm zugestanden.
Daraus ableiten lässt sich absolut nichts.
Und dass die heutige Jugend nicht
politisiert ist, erkennt man an der regen Beteiligung in politischen
Organisationen. Doch da fallen sie auch nicht inhaltlich auf. Reißend Absatz
finden mehrheitlich Bekenntnisse für den Anti-Faschismus. Das ist zweifellos
lobenswert. Doch dass die Jugend für faire Umverteilung einsteht, ist kaum
erkennbar. Eine ungerechte Umverteilung ist die Grundlage des Faschismus.
Folglich ist eine gerechte Umverteilung das einzig probate Mittel gegen
Faschismus. Doch diese Erkenntnis bei jungen Leuten? Nein, weit gefehlt.
Deswegen meine Forderung: Wir
sollten wieder Turnvereine fördern! Scheiße, ich hatte mit dem Ende der
Schulzeit gehofft, dass damit auch das Reck, der Barren, der Kasten und andere
Quälereien ein Ende finden. Aber für die Jugend mache ich gern noch einmal einen
Hüftaufschwung, meine absolute Lieblingsübung!
P.S.: Dass die heutige Jugend
nicht politisiert ist, darf nicht als Entschuldigung für alles herhalten.
Ein Hitlergruß mit dem Verweis auf
dessen angebliche Bedeutungslosigkeit ist dumm, eine Verhöhnung der
verschiedenen sowie unzähligen Opfer des Faschismus und Geschichtsverachtung.
Dieser Post wurde am Montag, dem 12. Mai 2014, auf meinem alten Blog
(http://mein-woechentlicher-aufreger.blogspot.de) zuerst veröffentlicht. Da ich
meine Zugangsdaten für den alten Blog verloren habe, erstellte ich einen neuen.
Deshalb habe ich diesen Post hier erneut eingestellt, obwohl er vielleicht
nicht mehr aktuell ist.
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