Gern glaubt man, dass uns der
Fußball bereichert. Ja, okay, es ist ein kurzfristiges Amüsement von kurzer
Halbwertszeit. Was vom Fußballspiel bleibt, lässt sich kaum bis zum nächsten
Spiel bewahren. So lange reicht nicht einmal der Rausch oder der Kater von der
nächtlichen Siegesfeier. Doch trotzdem geifern Fans nach der Berauschung durch
den Fußball. Wenn die Sehnsucht vor dem nächsten Spiel zu groß und überwindbar
scheint, kaufen sie sich einfach irgendetwas, womit die Assoziierung zum
Fußball leichter fällt. Das kann mannigfaltige Ausgestaltungen annehmen. Es
kann die Karte für das nächste Spiel oder Saison sein, ein Trikot, Fan-Anleihen
oder gleich ein ganzer Verein. (Komisch, wie kann man einen Verein besitzen,
wenn das Wort „Verein“ eine gemeinschaftliche Vereinigung beinhaltet?).
Dem Profi-Fußball fliegt so viel
Geld zu. Hinzu kommen Sponsorengelder und Gelder aus den Übertragungsrechten.
Und der Profi-Fußball bedarf immer mehr. Dies lässt sich nicht einfach durch
das poplige Geld der Fans erzielen. Trikots und Karten reichen eben nicht aus,
um dick Geld zu schneiden.
Der Finanzinvestor KKR, der in Hertha BSC 61 Millionen Euro investierte, scheint da noch vergleichsweise moderat
(SPIEGEL 06/2014; S. 67). KKR setzt angeblich auf die Zukunft des Vereins,
schließlich macht er sein Investment nicht von der Qualifikation für die
Champions League abhängig und hofft auf steigende Einnahmen durch Sponsoren als
auch TV-Übertragungen sowie die Vereinsnachwuchsförderung. Doch KKR sieht die
Sache ganz locker und beziffert den Wert des Vereins auf 200 Millionen Euro.
Wie soll die Hertha nach gewisser Zeit knapp ein Drittel seines Werts
zurückzahlen können?
Viel mehr Wert dagegen ist der FC
Bayern München. Laut einer Studie des britischen Brand Finance Institute ist
der Verein 669 Millionen Euro wert. Das ist beachtlich. Doch wenn der
Sachverhalt so einfach wäre. Schließlich schießt Geld keine Tore. Dazu bedarf
es Spieler, die scheinbar immer teurer werden. Deswegen bedarf es
kontinuierlich steigender Einnahmen. Doch die Eintrittskarten sind jahrelang preislich
recht stabil. Insofern ist doch gut, dass es finanzstarke Geldgeber gibt.
Nennen wir die einmal für den FC Bayern. Da ist das Sponsoring durch die
Deutsche Telekom in Höhe von 20 Millionen Euro (Saison 2008/09). Und es gibt die
Aktionäre Adidas, Audi und Allianz (jeweiliger Aktienanteil von 8,33 %). Aktienausgaben
sind eine Finanzspritze der besonderen Art. Wann immer ein Unternehmen Geld
benötigt, gibt es Aktien aus. Damit verkleinert sich zwar der Wert an den
vorherigen Aktien, aber spült dem Unternehmen gleichzeitig Geld in den gierigen
Rachen.
Nun lebt Bayern München ganz
besonders von seinem Ruhm. Bei der Tagesschau, im SPIEGEL und anderen Medien
fällt oft die Bezeichnung „Rekordmeister“ im Zusammenhang mit diesem Verein. Es
suggeriert eine Erfolgsaussicht. Doch gibt es im Sport keine Erfolgsgarantie,
wodurch bei Verlusten keine Geldforderungen seitens der Investoren erhoben
werden können. Doch da Aktionäre im Gegensatz zu Investoren ganz andere Rechte
haben, ist das ein zweischneidiges Schwert.
Der FC Bayern sieht sich deshalb
sowohl aus eigenem Antrieb als auch wegen der Aktionäre, Sponsoren sowie zukünftige
Investoren zum Gewinnen gezwungen. Doch was passiert, wenn das menschliche
Geschick an seine Grenzen stößt und Fußballer wie Cristiano Ronaldo und Lionel
Messi fortan das Maß aller Dinge sind? Dann schaut die Sache blöd aus. Es ist
menschlich unmöglich, dass ein Torwart den Ball abstößt und der Ball dann im
Slalomkurs durch die gegnerischen Spieler bis ins gegnerische Tor geht.
Trotzdem wird immer mehr Geld in den Fußball fließen, weil eine Mannschaft ja
theoretisch aus elf Ronaldos oder Messis bestehen kann.
Das lässt sich hochrechnen, bis
alle drei deutschen Profiligen derartige Mannschaften haben und man dann
feststellt, dass man doch besser in einen geschlossenen Schiffsfonds hätte
investieren sollen.
Eine andere Möglichkeit der
Finanzierung von Fußballvereinen ist die Fan-Anleihe. Schalke hat es 2010 getan,
St. Pauli und Hansa Rostock 2011. Schalke und St. Pauli nahmen gute Summen ein,
wie erhofft. Hansa Rostock dagegen erzielte nur ein Zehntel der Summe. Und zwarrund eine halbe Million Euro (Handelsblatt, 09.05.2012). Hansa geriet trotzdem
in Schieflage, weil der Verein einerseits 1. Liga gewohnt war und andererseits aus
Raffgier mehr Geld erhoffte. Im Jahr 2012 drohte die Insolvenz trotz
Fan-Anleihen.
Wie andere Vereine auch bat der
FC Hansa die Stadt Rostock um eine Bürgschaft, die gewährt wurde. Schließlich
stellen sich Profi-Fußballvereine gern als Wirtschaftsfaktor dar. Doch Hansa
hatte zu dem Zeitpunkt bereits Schulden in Höhe von 8,5 Millionen Euro und
blieb der Stadt seit längerem Steuern schuldig. Ähnlich ist es beim FCB. Als
Bayern München Miete für das staatliche Olympiastadion sparen wollte, baute es
sich die Allianz Arena. Gleichzeitig zog der FC Bayern mit dem Bau des neuen
Stadions die Stadt München über den Tisch. Der Verein erpresste die Stadt und
drohte an, das Stadion außerhalb der Stadt zu erbauen. Das bedeutete ein
Verlust an Steuereinnahmen für die Stadt.
Eine letzte Möglichkeit der
Finanzierung ist die Ausweitung Spiele. Früher wurden die Spiele der Bundesliga
nur in kurzen Zusammenfassungen ausgestrahlt. Dann kam das Bezahlfernsehen. Es
folgten Ausstrahlungen von Spielen der Europa- und Weltmeisterschaften,
irgendwelcher Länderspiele, des UEFA-Cups, Champions League, DFB-Pokal, bis vor
nicht allzu langer Zeit das Relegationsspiel eingeführt wurde. Natürlich wird
das auch im Fernsehen live übertragen. Das bringt ordentlich Kasse.
Das ist die Fußballisierung der
Gesellschaft auf Gedeih und Verderb. Im antiken Rom gab es Brot und Spiele. Der
Historische Materialismus besagt, dass sich die Menschheit von der Antike zum
Mittelalter und vom Mittelalter zur Neuzeit stetig fortentwickelte. Doch die
Omnipräsenz des Fußballs sind Spiele ohne Brot. Der Profi-Fußball ist ein Fass
ohne Boden.
Fußball ist zwar ein langsamer
Sport. Doch wäre es nicht viel interessanter, wenn dieser Sport weniger kommerziell
und damit amateurhafter wäre? Es wäre nicht mehr gewiss, dass der FC Bayern
überdurchschnittlich viele Spiele gewinnt. Gleichzeitig könnte dieser Verein
beweisen, wie gut seine Nachwuchsförderung tatsächlich ist.
Nun freuen sich alle Bayern-Hasser.
Doch gleiches gilt auch für ihre Lieblingsmannschaften.
Dieser Post wurde am Montag, dem 12. Mai 2014, auf meinem alten Blog
(http://mein-woechentlicher-aufreger.blogspot.de) zuerst veröffentlicht. Da ich
meine Zugangsdaten für den alten Blog verloren habe, erstellte ich einen neuen.
Deshalb habe ich diesen Post hier erneut eingestellt, obwohl er vielleicht
nicht mehr aktuell ist.
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